2024-05-08T14:46:11.570Z

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SpVgg Unterhaching: Profi-Alltag im Home Office

Kein bezahlter Urlaub für Drittliga--Spieler

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Profi-Sportler im Home Office: Das ist alles andere als bezahlter Urlaub. Die Fußballer der SpVgg Unterhaching halten sich mit individuellen Trainingsplänen fit. Eines ist dabei besonders gefragt: Kreativität.

Unterhaching – Wasserkästen mit verschieden schweren Füllungen, Besenstiele, Gasflaschen, Säcke mit Blumenerde – in den eigenen vier Wänden und im eigenen Garten kann zur Zeit so ziemlich alles dienen, was als Hilfsmittel für die Fitness-Übungen hilfreich ist. Athletiktrainer Georg Wallner ist bei der SpVgg der Mann, der den Kickern die Trainingspläne zusammenstellt. Und manchmal auch selbst Videos mit Übungen dreht und zum Nachmachen schickt. „Man muss eben kreativ sein, nicht jeder hat schließlich ein eigenes Fitnessstudio zu Hause“, sagt der 35-jährige Sportwissenschaftler. Zum Teil konnten sich die Spieler aus dem Kraftraum im Spotpark Geräte mit nach Hause nehmen, zum Teil ist aber eben auch Improvisation gefragt.

Täglich eine Laufeinheit zwischen 30 und 75 Minuten für draußen ist das Pensum für die Profis, dazu kommen Athletikeinheiten zwischen 30 und 60 Minuten, für jeden Spieler individuell kreiert. Alles ist in Plänen genau festgelegt, alles für ein Ziel: „Ausgelegt ist alles auf den frühestmöglichen Zeitpunkt, an dem das nächste Punktspiel stattfinden könnte. Etwa fünf Wochen wären das Stand jetzt.“

Das Fitnesslevel halten, heißt die Devise, klar ist allerdings: „Die Fitness fürs Fußballspielen verbessern geht nicht, weil wir nicht auf dem Platz sind“, sagt Walllner. Zweikämpfe und Torschüsse etwa müssen warten, dafür hat die aktuelle Phase einen Vorteil: „Man kann Defizite aufarbeiten.“

Wallner selbst ist mit der Trainingssteuerung aus seinem Zuhause südlich von Rosenheim gut beschäftigt und auch Ansprechpartner in vielen anderen Fragen, die sonst im täglichen Umgang im Sportpark schnell und unkompliziert geklärt werden können. „Ich bin im permanenten Austausch mit jedem Spieler, da gibt es ‘zig Fragen zu klären. Auch die Ernährung betreffend zum Beispiel. Ich hänge jetzt eben sehr viel am Telefon und bei Whats-app, verschicke auch Videos und mache Übungen vor.“ Dazu müssen die Daten der Spieler, die beim Laufen gesammelt und übermittelt werden, kontrolliert und bearbeitet werden. Faul sein kann niemand: „Die Leistungsdaten der Spieler werden überwacht“, so Wallner, „wir werten das aus wie gewohnt.“

Schwieriger als das derzeit laufende Ersatztraining sind Reha-Maßnahmen, wenn etwa im Home Office Wehwehchen auftreten. Dann müssen und dürfen die Physios auch persönlich ran, das kommt allerdings sehr selten vor. „Verletzungen, die im Training durch den Kontakt passieren, fallen ja jetzt weg“, sagt Wallner, „wenn es muskuläre Probleme gibt, sind die auf die Belastung zurückzuführen. Das kann man dann recht einfach anpassen.“

Immerhin: Die Decke ist wohl noch keinem Unterhachinger Spieler auf den Kopf gefallen, auch das hat der Athletik-Coach festgestellt. Das liegt auch daran, dass nicht nur der Körper weiter im Training ist, sondern auch der Kopf gefordert bleibt. So fallen für die Profis in der spielfreien Zeit keineswegs die Taktikschulungen weg. Das Trainerteam der SpVgg hat in den vergangenen Jahren viel Videomaterial angesammelt, das die Kollegen nun ebenfalls aufbereiten und den Spielern zur Verfügung stellen. „Auch da haben die Spieler Aufträge, in taktischer Hinsicht etwas zu tun“, verrät Wallner.

Zeit für Lethargie bleibt den Profis also nicht: „Körper und Geist sind auch in diesen Zeiten gefordert.“

Aufrufe: 026.3.2020, 17:22 Uhr
Münchner Merkur (Süd) / Christian AmbergAutor