2024-04-24T13:20:38.835Z

Interview
Freut sich auf mehr Zuschauer und auf größere Stadien: SpVgg-Präsident Manni Schwabl fiebert dem Saisonstart in der 3. Liga entgegen. Er weiß aber auch, dass in puncto Wirtschaftlichkeit „innerhalb von drei bis fünf Jahren“ der Aufstieg in die 2. Liga erfolgen muss.  Foto: Robert Brouczek
Freut sich auf mehr Zuschauer und auf größere Stadien: SpVgg-Präsident Manni Schwabl fiebert dem Saisonstart in der 3. Liga entgegen. Er weiß aber auch, dass in puncto Wirtschaftlichkeit „innerhalb von drei bis fünf Jahren“ der Aufstieg in die 2. Liga erfolgen muss. Foto: Robert Brouczek

Schwabl im Interview: "Zum Aufstieg in die 2. Liga verdammt"

Hohe finanzielle Belastung nach Aufstieg

Verlinkte Inhalte

Der Endspurt der Vorbereitung läuft, in zwei Wochen geht’s los: Nach zwei Jahren in der Regionalliga Bayern ist die SpVgg Unterhaching zurück in der 3. Liga, startet mit dem Auswärtsspiel beim SV Werder Bremen II in die neue Saison. Über seine Hoffnungen und Erwartungen spricht Manni Schwabl, der Präsident des Fußballvereins, im Interview mit dem Münchner Merkur.

Wie ist das Gefühl, in der 3. Liga zurück zu sein?

Manfred Schwabl: Wir haben direkt nach dem Abstieg gesagt: einmal schütteln, konsolidieren und dann schauen, was rauskommt. Im zweiten Jahr wollten wir dann wieder angreifen. Diese Ziele haben wir im zweiten Regionalliga-Jahr dann in allen Bereichen auch gut umgesetzt. Wir mussten parallel auch die finanziellen Rahmenbedingungen schaffen. Diesbezüglich sind wir einen Schritt weitergekommen. Es ist schon ein gutes Gefühl, wieder in Richtung des bezahlten Fußballs anzuklopfen.

Warum soll es diesmal besser werden als im Abstiegsjahr?

Wir haben generell eine gut eingespielte Mannschaft und ein toll funktionierendes Trainerteam mit Cheftrainer Claus Schromm an der Spitze. Aus meiner Sicht haben wir auch eine höhere Qualität im Team als damals. Und darüber hinaus ist die Truppe von heute ein eingeschworener Haufen. Das war damals nicht immer der Fall.

Was hat sich aus finanzieller Sicht verändert?

Wir sind wirtschaftlich stabiler. Das merkt man schon daran, dass wir keine Leistungsträger abgegeben haben. Die Mannschaft ist zusammengeblieben, wir haben uns punktuell verstärkt und viele junge Spieler nachgezogen. Ich denke, dass wir jetzt ein anderes Gerüst haben, um nicht wieder Spieler verkaufen zu müssen.

Inwieweit ist die 3. Liga langfristig für einen Verein wie Unterhaching wirtschaftlich machbar?

Es ist ganz schwer bis überhaupt gar nicht möglich, es zu stemmen. Da bleibe ich bei meiner Aussage: Die Regionalliga und 3. Liga ist mit unserer Struktur finanziell auf lange Sicht nicht machbar. Deswegen sind wir eigentlich verdammt, innerhalb von drei bis fünf Jahren in die 2. Liga aufzusteigen. Man kann diesen Weg mit diesen Strukturen nicht länger durchziehen.

Haben Sie Bedenken, dass sich die SpVgg diesmal wieder in der 3. Liga überheben könnte?

Nein, diese Angst habe ich nicht. Wir haben schon ein bisschen Luft, den nächsten Schritt irgendwann zu machen. Wir haben uns finanziell nie überhoben. In der Abstiegssaison mussten wir aber erkennen, dass es damals überhaupt nicht stemmbar war.

Und jetzt steht der Verein finanziell stabiler da?

Es haben sich ein paar Dinge aufgetan, sicherlich auch durch die sehr positive sportliche Entwicklung und durch die attraktive Spielweise der Mannschaft. Da will jetzt der eine oder andere bei uns gerne mithelfen. Wir haben eine Mischung aus privaten Investoren und kleineren Sponsoren. Einen großen Sponsor zu bekommen ist da hingegen sicherlich schwierig. Es macht aus meiner Sicht auch eher keinen Sinn, wenn man auf den einen großen Sponsor angewiesen ist. Wir brauchen da weiterhin einen ausgewogenen Mix.

Wie beurteilen Sie die sportliche Qualität des Teams?

Ich denke, dass wir in den entscheidenden Spielen wie in der Relegation gegen Elversberg oder in den DFB-Pokalspielen gezeigt haben, dass die Mannschaft salonfähig ist und auch gegen größere Mannschaften gewinnen kann. Ich glaube, dass ein gesicherter Mittelfeldplatz drin ist, um dann frühzeitig den nächsten Schritt planen zu können und um danach weiter oben anzugreifen. Maßgabe für die nächste Saison ist, dass wir nicht in Abstiegssorgen kommen und frühzeitig für das Jahr drauf planen können. Das müsste realistisch gesehen schon drin sein.

Wie sehen Sie die Personalie von Torwart und Neuseelands Nationalkeeper Stefan Marinovic, dessen Zukunft noch offen ist?

Innerhalb der nächsten zwei Wochen werden wir Bescheid wissen, wie es da weitergeht. Er muss jetzt erst einmal etwas abschalten vom Confed-Cup. Und natürlich auch die eine oder andere Anfrage bewerten, die er mit Sicherheit bekommen hat. In den nächsten zwei Wochen wird es dann eine Tendenz geben, wie es mit ihm weitergeht. Die Zeit bekommt er auf jeden Fall von uns.

Was passiert, wenn der bisherige Stammtorwart gehen würde?

Wir haben mit Korbinian Müller einen guten Torwart und haben auch Nico Mantl aus der U19 eingebunden, der in der vergangenen U17-Bundesligamannschaft ein starker Rückhalt war. Ob wir dann noch was tun würden, lasse ich mir offen. Da mache ich mir erst Gedanken, wenn der „Kiwi“ (Spitzname von Marinovic; Anm. d. Red.) gehen sollte. Ich habe die Hoffnung, dass er bleibt. Ich denke schon, dass er den Weg mit uns weitergehen möchte. Außer, es kommt ein richtig gutes Angebot.

...das Marinovic wohl vorliegen dürfte, oder?

Möglicherweise. Dann haben wir immer gesagt, dass wir ihm das gönnen. Er ist ein richtig guter Kerl und hat sich in Haching richtig gut entwickelt. Bei den wichtigen Spielen ist er zur Höchstform aufgelaufen. Einerseits würde ich es ihm gönnen, dass er mal viel Geld verdienen kann, was in Haching so auch in der 3. Liga nicht möglich ist. Auf der anderen Seite ist er schon ein Eckpfeiler, der uns fehlen würde.

Wie sehen Sie die 3. Liga nach zwei Jahren Absenz?

Die 3. Liga hat sportlich aufgeholt zur 2. Liga. Sicherlich noch eine Stufe drunter, aber die Kluft wird kleiner. Leider nicht finanziell, aber dafür sportlich. Dort unsere Jungs zu beobachten, da freue ich mich drauf.

Worauf haben Sie die größte Vorfreude?

Vor allem auf mehr Zuschauer und auf größere Stadien so wie in Magdeburg, Karlsruhe oder Osnabrück, die eine große Kulisse haben. Ich bin gespannt, wie sich unsere Mannschaft spielerisch in den ersten Wochen in der 3. Liga bewegt. Wir werden sicherlich nicht unsere Spielweise komplett umstellen können, weil wir die Spielertypen dazu gar nicht haben. Es wird spannend, ob die Mannschaft das sehr gute und ansehnliche Spiel auch in der 3. Liga durchziehen kann, wo es sicherlich körperlich anders zugehen wird als in der Regionalliga. Es würde mich jedenfalls sehr freuen, wenn wir mit unseren spielerischen Mitteln auch eine Klasse höher bestehen könnten.

Das Gespräch führte Robert M. Frank.

Aufrufe: 010.7.2017, 10:39 Uhr
Robert M. Frank - Münchner MerkurAutor