2024-05-02T16:12:49.858Z

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Er weiß wo es lang geht: Haching-Coach Claus Schromm F: Leifer
Er weiß wo es lang geht: Haching-Coach Claus Schromm F: Leifer

Schromm und Schwabls Pläne: "Wir haben eine Vision"

Hachings dynamisches Duo träumt von Liga 2

SpVgg Unterhaching – Claus Schromm rennt da die Außenlinie entlang, die Zähne gefletscht, am Hals treten die Adern hervor, es sind Fotos, da braucht es keinen Ton mehr – auch so transportieren sie klar: Da schreit sich einer die Seele aus dem Leib.

Der Coach hatte sich in dem Fall nicht an seine Spieler, sondern an die 3000 auf den Rängen gewandt. Kurz vor Halbzeitpfiff drohte die Partie zu kippen. Schromm wünschte lautere Unterstützung. Und die Menge gehorchte ihm.

Alles hört auf sein Kommando – so hat sich das in Haching inzwischen entwickelt. Dass sich der Aufsteiger ordentlich in die Dritte Liga hineingearbeitet hat, ist nicht zuletzt der Verdienst des Trainers. Er und Präsident Manfred Schwabl tüfteln nun bereits seit Jahren überaus sorgfältig in dieser Nische vor den Toren Münchens. Es ginge ihnen um ein kleines Lebenswerk, sagt Schromm, der es in diesem Zusammenhang nicht unterschreiben möchte, dass alles nur auf sein Kommando hört: Ohne den Präsidenten könnte er nicht so arbeiten, wie er es sich vorstellt. Um die Symbiose perfekt zu machen: Schwabl sagt das Gleiche, nur eben andersherum.

Schromm passt als Modellbauer in diese Spielzeugwelt, deren Landschaft Schwabl als Strippenzieher zur Verfügung stellt. Es herrscht blindes Vertrauen zwischen den beiden, und dazu passt, dass aktuell lediglich ein Handschlagvertrag die Zusammenarbeit regelt. Man muss im bezahlten Fußball vermutlich lange suchen – und vermutlich letztlich auch noch vergeblich –, um eine zweite Liaison zu finden, die vergleichbar unkomplizierten Parametern folgt.

„Wir haben eine Vision, einen Plan, der ist lange nicht zu Ende“, sagt der Coach. Er pocht dabei mit den Fingerknöcheln auf den Tisch, um den Worten Nachdruck zu verleiten. „Wir haben uns hier alle das Wort gegeben, diesen Weg weiterzugehen, bis wir unser Ziel erreicht haben.“ In den nächsten zwei Jahren will man an der Zweiten Liga anklopfen, spätestens. Und dort irgendwann etabliert sein.

Schromm, der Tüftler, erliegt vor diesem Hintergrund auch gar erst nicht der Versuchung, lukrative Angebote zu überprüfen. Seit 20 Jahren ist er nun schon Trainer, er ging seinen Weg behutsam, und der eine oder andere Kollege hat ihn vielleicht auf der Karriereleiter überholt – aber zu welchem Preis, fragt er? Ihm gefällt da ein Satz, den Matthias Sammer mal gesagt hat: „Als Trainer musst du auch mal Fehler machen dürfen, wo es keiner sieht.“ Der Lerneffekt ist auch ohne das große Brennglas, den Medien und Öffentlichkeit erzeugen, da.

Schromm weiß auch noch genau, als einst 30 000 Löwen-Fans im Olympiastadion „Lorant raus“ riefen. Sein Schwiegervater hatte Mitleid, „der arme Lorant“, Schromm jedoch sagte zu ihm: „Wenn mal 30 000 Fans ,Schromm raus’ rufen, habe ich es geschafft – weil vor 30 000 spielen, das ist eine Messlatte.“ Inzwischen denkt er anders. „Man kann auch im Kleinen so unheimlich viel erreichen, und die wahre Messlatte ist immer die, die du selbst anlegst.“ Und wenn in Unterhaching 3000 auf Kommando anfeuern, ist das im Zweifel ja auch viel besser, als wenn 30 000 den Rauswurf einfordern.

Aufrufe: 029.8.2017, 10:35 Uhr
Münchner Merkur - Andreas WernerAutor