2024-04-24T13:20:38.835Z

Ligabericht
Der zweite Aufstieg: Dominik Stroh-Engel (links) und Trainer Dirk Schuster nach dem Sprung in die Bundesliga 2015.	Foto: dpa
Der zweite Aufstieg: Dominik Stroh-Engel (links) und Trainer Dirk Schuster nach dem Sprung in die Bundesliga 2015. Foto: dpa

Ein Rekord für die Ewigkeit

PROFIS: +++ Mit 27 Toren hat Dominik Stroh-Engel 2014 einen großen Anteil am Aufstieg des SV Darmstadt 98 in die 2. Bundesliga +++

Darmstadt. 27 Tore in einer Saison der Dritten Fußball-Liga: Diesen Rekord, aufgestellt vom Wetzlarer Dominik Stroh-Engel in der Saison 2013/14, dürfte so schnell keiner knacken. „Dodo“ hatte damit maßgeblichen Anteil am Aufstieg des SV Darmstadt 98 in die Zweite Bundesliga. Das haben auch die Lilien-Fans nicht vergessen.

„Dodo war allen voran der Spieler, dem wir den Aufstieg in die Zweite Liga zu verdanken hatten. Er hatte uns ja fast im Alleingang hochgeschossen. Auch später war er immer mannschaftsdienlich und hat noch seine Buden gemacht“, sagt der damalige Lilien-Trainer Dirk Schuster über den Torjäger, den er im Sommer 2013 vom SV Wehen ans Darmstädter Böllenfalltor geholt hatte. Ganz oben auf der Hitliste der Erinnerungen an seine Zeit in Darmstadt steht für den mittlerweile 34-Jährigen, der derzeit beim Drittligisten Spvgg Unterhaching unter Vertrag steht, der 19. Mai 2014, der bei den Lilien als das „Wunder von Bielefeld“ in die Vereinsgeschichte eingegangen ist. „Das Spiel war ja schon verrückt. Aber noch verrückter war die Heimfahrt und vor allem der Empfang durch die Fans am Böllenfalltor früh morgens. Das war schon extrem schön.“

Sein persönlicher Höhepunkt indes war der 21. September 2013, als er beim 6:0-Sieg gegen Hansa Rostock vier Treffer innerhalb von nur 25 Minuten erzielte. Es war schlicht „seine“ Saison, es lief wie am Schnürchen. „Als Stürmer hat man mal eine Durststrecke, dann läuft es plötzlich wieder. Da fallen dann Bälle rein, die vorher nicht reingefallen sind. Und dann hast du mal wieder einen Lauf. Mein Lauf hat halt lange angehalten und sich über die Saison hinausgezogen“, erinnert sich Stroh-Engel. „Es hat einfach alles gepasst in Darmstadt. Der Zusammenhalt, das Familiäre – auch außerhalb des Platzes. Das findet man so fast nirgends. Es war eine tolle Zeit.“

Auch in der darauffolgenden Zweitligasaison war Stroh-Engel, der bei Trainer Dirk Schuster gesetzt war, torgefährlichster Darmstädter. Neun Treffer steuerte er zum Aufstieg in die Bundesliga bei. Doch in der Ersten Liga fiel er ins zweite Glied zurück, Sandro Wagner war nun die Nummer 1 im Sturm. Ohne Groll blickt Stroh-Engel zurück: „In der Form, in der Wagner damals war, hat er eben vor mir gespielt. Er hat uns mitgeholfen, die Klasse zu halten. Es war für alle nur geil dabei zu sein in der Bundesliga. Von Wagners Treffer haben wir schließlich alle profitiert.“

Mit dem Bundesliga-Klassenerhalt 2016 endete auch die dreijährige Zeit von Stroh-Engel (98 Spiele, 42 Treffer) am Böllenfalltor. Sein Vertrag wurde nicht verlängert, er wechselte zum Karlsruher SC. „In der ersten Saison lief es noch ganz gut, doch in der zweiten hat der Trainer eine andere Taktik bevorzugt“, hat Stroh-Engel den Haken an diese beiden Jahre beim KSC gemacht. Und vor allem das zweite schnell vergessen, denn da kam er nur noch zu einem Kurzeinsatz. In dieser Phase kam er auch mehrfach ans Böllenfalltor. „Zum einen war das ja nicht weit von Karlsruhe, zum anderen lag es auf dem Weg, wenn ich zu meiner Familie nach Wetzlar gefahren bin.“ Kontakte nach Darmstadt bestehen noch heute, die Besuche sind aber durch die Entfernung nach München selten geworden.

Und dort fühlt er sich pudelwohl. „In Unterhaching habe ich wieder richtig Spaß, es läuft wieder.“ In 21 Spielen traf er neun Mal und hat damit großen Anteil am Höhenflug der Bayern, die überraschend um den Zweitliga-Aufstieg mitspielen. Derzeit steht die Spielvereinigung auf dem dritten Tabellenplatz, punktgleich mit dem Tabellenzweiten Waldhof Mannheim. Stroh-Engel sorgte im Februar wieder einmal für ein Kuriosum. Beim 5:3-Sieg in Halle erzielte er vier Treffer. Drei für Unterhaching – und ein Eigentor.

„Mal sehen, ob es für den Aufstieg reicht. Wir sind ja nicht der Topfavorit. Aber wenn man oben steht, will man natürlich auch dran bleiben. Vielleicht schaffen wir ja die kleine Sensation.“ Sollte sie gelingen, könnte es in der nächsten Saison ein Wiedersehen am Böllenfalltor geben, denn sein Vertrag in Unterhaching läuft noch bis 2021.

Ans Aufhören denkt Stroh-Engel ohnehin noch nicht. „Ich bin noch fit, bin glücklicherweise bislang von Verletzungen verschont geblieben. Ich traue mir schon noch zu, zwei Jahre professionell zu spielen. Ob nun in der Dritten Liga oder der Regionalliga. Ob es mit 36 Jahren noch für die Zweite Liga reichen würde, muss man abwarten. Ich bin ja kein Claudio Pizarro.“



Zur Person

Dominik Stroh-Engel (34) stammt aus Wetzlar-Büblingshausen und steht derzeit beim Drittligisten SpVgg- Unterhaching unter Vertrag. Seine erfolgreichste Zeit hatte er beim SV Darmstadt 98. SC Waldgirmes, Eintracht Frankfurt, SV Babelsberg und SV Wehen lauteten die Stationen, ehe ihn Trainer Dirk Schuster 2013 ans Böllenfalltor holte. Mit 27 Treffern hatte der Stürmer großen Anteil am Aufstieg in die Zweite Liga (2014) und hält damit bis heute den Drittliga-Rekord. Auch beim Aufstieg in die Bundesliga ein Jahr später war er mit neun Treffern torgefährlichster Darmstädter. 2016 verließ er die Lilien. Nach zwei Jahren beim Karlsruher SC wechselte er 2019 zur SpVgg. Unterhaching, mit der er nun um den Zweitliga-Aufstieg kämpft.

Aufrufe: 06.4.2020, 07:00 Uhr
Jens-Jörg Wannemacher (WNZ)Autor