2024-04-29T14:34:45.518Z

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Ob es in der 3. Liga Geisterspiele geben wird, ist noch immer nicht geklärt. dpa
Ob es in der 3. Liga Geisterspiele geben wird, ist noch immer nicht geklärt. dpa

3. Liga: Keine Spur von Solidarität

Drittligisten sind von einer Einigung weit entfernt

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In der Dritten Liga ist vom Anfang der Corona-Krise beschworenen Solidaritäts-Gedanken nicht mehr viel übrig.

Unterhaching – Obwohl sich die 20 Klub-Vertreter vor eineinhalb Wochen mehrheitlich und bindend auf eine Fortsetzung der Saison verständigt hatten, ist der Kampf keineswegs beigelegt. Schon wieder oder noch immer und mit immer neuen Argumenten drängen einige Vereine auf einen Abbruch der Saison. Und das ganz offensichtlich aus rein egoistischen Motiven. Es sind nämlich vorwiegend jene Drittligisten, die im Abstiegskampf stecken und bei einem Abbruch bequem den Klassenerhalt sicher hätten.

So durchschaubar diese Manöver sind, so unübersichtlich ist die Lage, wie es nach den Entscheidungen für die von der DFL verantworteten Bundesliga und Zweite Liga nun für die Dritte Liga weitergeht, für die der DFB zuständig ist (gleiches gilt im Übrigen auch für die Frauen-Bundesliga). Das Grüne Licht für die beiden obersten Profi-Ligen durch die Politik wertete DFB-Vizepräsident Peter Frymuth als „positives Signal“. Nach dem Votum vom 28. April sei es außerdem Aufgabe des DFB, die Saison-Fortsetzung zu planen, weil ihm das „über die abgefragten Meinungsbilder bei den jüngsten Manager-Tagungen der beiden Ligen mit auf den Weg gegeben worden“ sei.

Dass einige Klubs – inzwischen sind es noch sieben – nicht aufhören querzuschießen und immer neue Begründungen für einen Abbruch vorlegen, sorgt nun für massiven Ärger beim DFB-Vize. Jena, Münster, Magdeburg, Halle und Mannheim erklärten nun, dass die Umsetzung des Hygienekonzepts an ihrem Standort nicht möglich sei. Das sind vier der letzten Sechs der Tabelle sowie Mannheim auf Platz zwei, die also von einem Saisonabbruch profitieren würden. „In all den Diskussionen sei auch die Frage erlaubt, ob es tatsächlich darum geht, etwas nicht umsetzen zu können oder eher darum, es nicht zu wollen“, sagte Frymuth sehr deutlich. Robert Marien, Vorstandvorsitzender von Hansa Rostock, fand diese Woche ebenfalls deutliche Worte: In Bundesländern wie Thüringen und Sachsen-Anhalt solle scheinbar durch Wettkampfverbot der Klassenerhalt politisch erzwungen werden.

Während Bundesliga und Zweite Liga jetzt einen Terminplan bis Saisonende haben, Corona-Tests und Quarantäne-Hotels organisieren und den normalen Trainingsbetrieb mit der gesamten Mannschaft vor Augen haben, steht die Dritte Liga weiter still und streitet. Einzig das ist klar: Der schon im DFB-Hinterzimmer vorbereitete Zeitplan mit Spielen ab 16. Mai und einem Saisonende bis 30. Juni ist bereits hinfällig. Gestern tagte erneut der DFB-Spielausschuss, wo ein alternativer Rahmenterminplan erarbeitet wird, den das DFB-Präsidium wiederum nächste Woche beschließen könnte. Frühestmöglicher Termin für die Saisonfortsetzung wäre wohl der 23. Mai. Schon ab Anfang kommender Woche könnten Corona-Tests auch bei den Drittligisten möglich sein, nach einer zweiten Testreihe wenige Tage später auch das Mannschaftstraining wieder starten. All das wurde gestern bei einer weiteren Videokonferenz mit allen Geschäftsführern, sportlichen Leitern und Hygienebeauftragten der 20 Klubs besprochen (Ergebnisse waren bis Redaktionsschluss dieser Ausgabe nicht bekannt). Angesichts der Äußerungen in den vergangenen Tagen ist allerdings kaum davon auszugehen, dass die Rückkehr zu einem Trainingsbetrieb und einer Wiederaufnahme der Saison schnell und einmütig über die Bühne gehen wird.

Aufrufe: 08.5.2020, 17:52 Uhr
Münchner Merkur (Süd) / Christian AmbergAutor