2024-04-24T13:20:38.835Z

Interview
Neuzugang Benjamin Burger (l.) und Trainer Christian Stadler (r.) haben ein gemeinsames Ziel vor Augen: Die SpVgg SV will solange wie möglich vorne mitspielen. F: Hahn
Neuzugang Benjamin Burger (l.) und Trainer Christian Stadler (r.) haben ein gemeinsames Ziel vor Augen: Die SpVgg SV will solange wie möglich vorne mitspielen. F: Hahn

Die Regionalliga ist noch "ganz weit weg"

SpVgg SV Weiden mischt die Fußball-Bayernliga auf +++ Christian Stadler: "Um aufzusteigen, müsste ein Geldsack vom Himmel fallen"

Im Toto-Pokal auf Bayernebene im Halbfinale, den Einzug in den DFB-Pokal vor den Augen, und in der Fußball-Bayernliga momentan Tabellenführer – die sportliche Bilanz der SpVgg SV Weiden zum Ende der Hinrunde kann sich mehr als sehen lassen. 36 Punkte aus 17 Spielen hat die Elf um Trainer Christian Stadler inzwischen auf dem Konto und spielt so seit Wochen im Konzert der Großen kräftig mit. Klar, dass da inzwischen von den Fans und im Umfeld oftmals das Thema „Regionalliga“ hochkocht. Für den Weidener Coach und seine Akteure, wie er im Interview verrät, ist aber ein Aufstieg noch „ganz weit weg“.

Herr Stadler! Mit Superlativen soll man ja bekanntlich vorsichtig sein. Aber wie würden Sie das bisherige Abschneiden ihrer Mannschaft in dieser Saison umschreiben?

Christian Stadler: Wenn man die Hinrunde mit dem momentanen ersten Platz abgeschlossen hat, dann muss man grundsätzlich einmal mehr als zufrieden sein. Es ist aber schon überraschend, dass wir derzeit einige ambitionierte Vereine hinter uns gelassen haben. Aber in der Tabelle liegt ja alles eng beieinander. Es gibt heuer kaum schlechte Teams und man muss in jeder Partie ungemein viel investieren, was meine Mannschaft bislang hervorragend macht. Sie legte eine erstaunliche Konstanz an den Tag. Wir haben aus den vielen Höhen und Tiefen sowie den Fehlern der letzten Saison offenbar sehr viel gelernt. Diese Entwicklung ist nach der Hälfte der Spiele perfekt vollzogen worden.

Worin sehen Sie die Gründe für die genannte Konstanz?

Christian Stadler: Wir hatten in der letzten Saison als Liganeuling ziemlich bald unser Soll, den Klassenerhalt, in trockene Tücher gebracht. Daher konnten wir vorausschauend auf diese Saison planen. Sprich: Bereits in der Rückrunde haben wir an der Ausrichtung für diese Spielzeit gefeilt und ein neues System einstudiert und umgesetzt. Das war angesichts der kurzen Saisonvorbereitung ungemein wichtig und trägt bislang Früchte.

Aber das ist doch sicherlich nicht der einzige Faktor, oder?

Christian Stadler: Nein, sicherlich nicht. Uns war klar, dass man sich als Aufsteiger im zweiten Jahr in einer neuen Spielklasse schwerer tun wird. Die Gegner stellen sich besser auf einen ein, man wird nicht mehr unterschätzt. Aber mit unserer neuen taktischen Ausrichtung sind wir halt immer für eine Überraschung gut. Zudem haben wir rechtzeitig unsere Jugendspieler wie Johannes Scherm, Andreas Koppmann oder Maximilian Geber ins Team eingebaut und ihnen Spielpraxis gegeben. So auch Maximilian Schreyer und Dennis Lobinger, die auch nicht mehr weit vom Bayernliga-Niveau entfernt sind. Mit unserem relativ kleinen Kader von 17 Spielern ist es natürlich ein ganz schmaler Grat, auf den wir wandeln. Aber wir sind bislang glücklicherweise bislang von größeren Verletzungssorgen verschont geblieben.

Ein kurzes Statement Ihrerseits zu den drei Neuzugängen Benjamin Burger, Friedrich Lieder und Stefan Graf?

Christian Stadler: Was soll man zu ihnen schon sagen. Es sind die erwarteten Verstärkungen, die wir vor der Saison finanziell stemmen konnten. Nach einer gewissen Eingewöhnungsphase haben die drei richtig bei uns eingeschlagen und passen komplett – sportlich und charakterlich – in unser Mannschaftsgefüge. Aber auch die bereits erwähnten jungen Akteure haben inzwischen so eine gute Qualität.

Erstaunlich waren ja zuletzt die Auswärtsauftritte Ihrer Elf gegen die sogenannten ‚Mitfavoriten‘. An was lag das?

Christian Stadler: Wir haben gegen Amberg, Forchheim, Aschaffenburg und Großbardorf – wobei für mich nach wie vor Amberg und Aschaffenburg zu den absoluten Favoriten gehören – zehn Punkte geholt. Also dreimal gewonnen und nur einmal Unentschieden gespielt. Das liegt für mich sicherlich in erster Linie an dem bereits beschriebenen Lernprozess, den meine Jungs durchgemacht haben. Wir besinnen uns auswärts auf unsere Stärken und sind immer zu 100 Prozent konzentriert. Und, wie in Großbardorf gezeigt, können wir in den entscheidenden Phasen zuschlagen und machen die Tore.

Hinzu kommen doch sicherlich auch die Erfolge im Pokal, die für das nötige Selbstvertrauen sorgen?

Christian Stadler: Auch wenn ich kein Fan des Pokals war und immer noch nicht wirklich bin, haben wir dort in der Tat ungemeines Selbstbewusstsein getankt. Erfolge schweißen noch enger zusammen und stärken den Teamspirit. Aber diese Erfolge, das darf man nicht vergessen, muss man sich hart erarbeiten.

Ist es denn schwer, von Woche zu Woche in den vielen Spitzenspielen die Konzentration hoch zu halten?

Christian Stadler: Klar, einfach ist das nicht, sich im Pokal und in der Liga für jede Begegnung zu fokussieren. Aber das ist uns bislang sehr, sehr gut gelungen. Dazu haben wir aber wegen der vielen Englischen Wochen auch oftmals das Training dosiert und dann wieder hochgefahren.

Was waren Ihre persönlichen Highlights der Vorrunde?

Christian Stadler: Mit Sicherheit der Pokalsieg gegen den Drittligisten SSV Jahn Regensburg, aber auch der Derby-Sieg in Amberg, wo wir eine beeindruckende Stabilität an den Tag gelegt haben. Ebenso natürlich die vielen Top-Spiele der letzten Wochen, vor allem in Aschaffenburg. Dort war ein ungemein professionelles Umfeld geboten, von dem wir uns eine Scheibe abschneiden können.

Wohin geht der Weg der SpVgg SV Weiden in dieser Saison noch?

Christian Stadler: Wir sind realistisch: Wir müssen uns unsere Siege alle hart erkämpfen – gegen jeden Gegner. Vorne in der Tabelle gibt es sieben Teams, uns eingeschlossen, die eine enorme Qualität besitzen. Wenn wir bis zum Saisonende da dazugehören, dann ist das eine Sensation. Wir wollen so lange wie möglich vorne dabei bleiben. Mein Hauptziel und das meiner Truppe ist, dass wir die sogenannten ‚Highlight-Spiele‘ in der Rückrunde zuhause haben. Dann haben wir alles erreicht, was wir uns vorgenommen haben.

Sollte dies der Fall sein, dann ist das Thema ‚Regionalliga‘ doch nicht von der Hand zu weisen, oder?

Christian Stadler: Über die Regionalliga muss sich in erster Linie der Verein Gedanken machen. Mit dem momentan vorhandenen finanziellen Mitteln ist meines Erachtens die Regionalliga nicht machbar, da müsste schon ein Geldsack vom Himmel fallen. Beim mir und im Team ist die Regionalliga derzeit auf alle Fälle überhaupt kein Thema. Wir wollen sportlich unsere Hausaufgaben machen und unserer Vorstandschaft dann für die Winterpause neue Hausaufgaben geben.

Aufrufe: 021.10.2014, 17:00 Uhr
Stephan LandgrafAutor