2024-05-02T16:12:49.858Z

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Jochen May hat bei der Spvgg Stetten seit 25 Jahren das Sagen. Foto: Tom Bloch
Jochen May hat bei der Spvgg Stetten seit 25 Jahren das Sagen. Foto: Tom Bloch

Jochen May: Empfindlich reagiert er nur in einem Fall

Bis zu zehn Stunden in der Woche investiert der Abteilungsleiter der Spvgg Stetten in das Ehrenamt

Jochen May ist in Stetten bereits seit 25 Jahren Abteilungsleiter.

"Warte nicht auf bessere Zeiten!“ Zumindest im übertragenen Sinn könnte sich Jochen May den Titel von Wolf Biermanns Memoiren auf die Fahnen schreiben. In den vergangenen 25 Jahren hat der Abteilungsleiter der Fußballer der Spvgg Stetten viel durchlebt – gute wie weniger gute Zeiten. Bessere hat er sich vielleicht manchmal gewünscht, genommen hat er sie aber stets, wie sie waren. Und das mit großem Engagement sowie einer Bodenständigkeit und Verwurzelung, wie man sie im heutigen schnelllebigen Fußballgeschäft selten findet.

Seit einem Vierteljahrhundert zeichnet der 57-Jährige nun schon für die Geschicke der Kicker von der Weidacher Höhe verantwortlich. 1992, als der inzwischen verstorbene Günter Vohl sein Amt zur Verfügung stellte, hat dessen Stellvertreter Hans-Jürgen Neumeier den Chefposten übernommen – gemeinsam mit Jochen May, der bis dahin sieben Jahre lang Jugendleiter gewesen war. „Wir waren gute Kumpels“, sagt May. Deshalb hätten sie das zusammen angepackt. 1997 übernahm May das Zepter dann allein. Die Stettener waren damals nach einem Jahr Zugehörigkeit gerade aus der Landesliga abgestiegen.

Acht bis zehn Stunden wöchentlich für das Ehrenamt

Bis heute laufen bei dem Vater dreier Töchter (19, 17 und 13 Jahre), die nicht Fußball spielen, dafür aber im Musikverein engagiert sind, die Fäden zusammen. Überdies bewahre er den Überblick, vor allem über die Finanzen, und ist derjenige, der den Kopf hinhält, wenn es hart auf hart kommt. Im Schnitt investiert May, der als Verwaltungswirt bei der Stadt Leinfelden-Echterdingen die Steuerabteilung leitet, acht bis zehn Stunden wöchentlich in sein Ehrenamt. „Ich mag das; ich kenne es nicht anders“, sagt er.

Aufgewachsen in einer Fußballer-Familie, hat es ihn zwölfjährig von Herrenberg auf die Filder verschlagen. Seither ist er Mitglied bei der Spvgg Stetten. „Auch wenn es manchmal langweilig erscheint, aber ich bin keiner, der den ständigen Wechsel braucht“, sagt May. Er ziehe aus der Alltäglichkeit, der Kontinuität viel Ruhe.

Die Kickstiefel hat er selbst bis zu seinem 27. Lebensjahr geschnürt. Dann musste er wegen Achillessehnenbeschwerden seine Laufbahn beenden – was für ihn nicht schlimm war. „Ich war immer nur ein mittelmäßiger Abwehrspieler“, sagt May. Den Verein gewechselt hat er in all der Zeit nur einmal. Als die Stettener keine A-Jugend stellen konnten, streifte er sich für eine Saison das Trikot des TSV Leinfelden über.

Er wollte schon das ein oder andere Mal hinschmeißen

Als Abteilungsleiter, seit vier Jahren wieder in einem Duo, diesmal mit Thomas Vohl („Ein toller Kollege“), ist er bei allen Partien dabei. Das gehöre zu seinem Job, so verstehe er sein Amt. Am Spielfeldrand ist May ein stiller Beobachter und nur, wenn er glaubt, dass etwas total schief läuft, sucht er kurz das Gespräch mit dem Coach. Jener heißt derzeit Thomas Otto.

Dass er seinen Job in all den Jahren schon das eine oder andere Mal hinschmeißen wollte, daraus macht May kein Geheimnis. Dann nämlich, wenn die Mannschaft mal wieder im Derby die Punkte hergeschenkt hat, weil sie ihre Möglichkeiten nicht abgerufen hat. „Da bin ich etwas empfindlich, und da fühle ich mich auch alleine gelassen“, sagt er. Letztlich hätten ihm der Verein und das Team um ihm herum aber im Schnitt immer mehr gegeben, als er eingebracht hat. „Mit guten Fußballfreunden zusammen zu sein, das sind die schönsten Erlebnisse“, sagt May.

Zeit für seine zweite Leidenschaft gönnt er sich gleichwohl: das Lesen. „Das lasse ich mir nicht nehmen“, sagt May, der oft in mehreren Büchern parallel schmökert. Derzeit ist es der neueste Krimi von Ian Rankin und, richtig: Wolf Biermanns Memoiren „Warte nicht auf bessere Zeiten!“.

Aufrufe: 018.8.2017, 12:20 Uhr
Filder-Zeitung / Susanne DegelAutor