2024-05-10T08:19:16.237Z

FuPa Portrait
Dieter Eckstein in seinem Wohnzimmer in Mitteleschenbach. Er trägt den Trainingsanzug seines neuen Vereins SpVgg Steinachgrund (F.: Andreas Schmitt).
Dieter Eckstein in seinem Wohnzimmer in Mitteleschenbach. Er trägt den Trainingsanzug seines neuen Vereins SpVgg Steinachgrund (F.: Andreas Schmitt).

Dieter Eckstein lebt den Fußball

Neueste Station: Die SpVgg Steinachgrund in der Kreisklasse Nürnberg-Frankenhöhe 3

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In der Mannschaft "steckt Potential, man muss es nur herauskitzeln". Die Jugendarbeit, die müsse natürlich nachhaltiger werden. Und: "Die Freude am Fußball muss zurück kommen!" Es sind einfache Sätze, die Dieter Eckstein da sagt. Mancher würde sie sogar als Phrasen bezeichnen. Doch wer den Ex-Nationalspieler zuhause erlebt, der weiß, dass das nicht stimmt.

Es war am Dienstagvormittag, als Dieter Eckstein schon auf der Treppe wartete. Der erste Schnee hatte auf den mittelfränkischen Straßen für Chaos gesorgt und das verabredete Gespräch verzögert. Mit verschränkten Armen steht das Club-Idol in der Tür seines Hauses in Mitteleschenbach. "Komm rein, hast ja ganz schön lange gebraucht", sagt der 49-Jährige in herzlichem Ton. Trotz Verspätung. Es wirkt, als freue er sich auf den Termin. Schließlich geht es ja um das Thema, das sein Leben schon immer bestimmte, ihm zu seinem großen Namen verholfen hat und ihn wohl auch nie mehr loslassen wird: den Fußball in all seinen Facetten - egal in welcher Liga.

Von 1984 bis 1988 und von 1991 bis 1993 spielte der in Kehl am Rhein geborene Eckstein für den Club in der Bundesliga. In 226 Partien erzielte "Eckes", wie der wendige Stürmer gemeinhin genannt wird, 79 Tore für Frankens Nummer 1. Weitere Stationen seiner Spielerkarriere waren: Eintracht Frankfurt, Schalke 04, West Ham United, Waldhof Mannheim, FC Winterthur und SG Post/Süd Regensburg. Zur außergewöhnlichen Bilanz hinzu kommen sieben Einsätze im DFB-Trikot.

Daten und Fakten eines Stars, der auch 20 Jahre nach seinem letzten Einsatz im FCN-Trikot für viele Club-Fans noch immer ein absoluter Sympathieträger ist. Sicher auch, weil er sich von vielen privaten Nackenschläge nicht umwerfen ließ. Ein Zusammenbruch während eines Benefizspiels, den er ohne das beherzte Eingreifen zweier anwesender Feuerwehrleute nicht überlebt hätte, oder ein mittlerweile besiegter Hodenkrebs sind nur einige der bekannt gewordenen Schreckensmeldungen, die den Ex-Profi nicht davon abbringen konnten, dem Fußball in mehreren Tätigkeitsbereichen treu zu bleiben. Ob als Repräsentant des 1. FC Nürnberg, für den er Fanclubs zu Jubiläen gratuliert, als Fachmann, der im "Club-Experten-Forum" über die aktuelle Situation des Vereins diskutiert oder als Jugendtrainer, der in Waging am See im Sommer ein Jugend-Camp abhält: Dieter Eckstein ist ständig für seinen Sport unterwegs.


Die neue (fußballerische) Heimat von Dieter Eckstein: Der Sportplatz des SV Gutenstetten, wo die SpVgg Steinachgrund in der Rückrunde ihre Heimspiele austrägt (F.: Andreas Schmitt).

Und seinen vielen Tätigkeitsfeldern hat er vor rund zwei Wochen noch ein weiteres hinzugefügt: die SpVgg Steinachgrund, ein in der Nähe von Neustadt an der Aisch beheimateter Kreisklassist der Spielgruppe Nürnberg-Frankenhöhe 3. "Kein Problem: In einer Stunde bin ich dort. Und wenn ich mal wettertechnisch nicht mehr nach Hause komme, dann nehme ich mir eben eine Pension", sagt Eckstein über die rund 80 Autobahn-Kilometer, die zwischen seinem Wohnort im Landkreis Ansbach und den Sportplätzen des SV Gutenstetten und des SVS Münchsteinach liegen. Viel Aufwand für einen Trainer in der 9. Liga.

2012 fusionierten die beiden Teams zur SpVgg Steinachgrund. Jugendkoordinator dort ist Helmut "Alu" Rahner, der gleichzeitig auch den Landesligisten TSV Buch trainiert. "Das Konzept passt, wir wollen hier den Jugendbereich fördern und etwas aufbauen", sagt Eckstein über die Zusammenarbeit der beiden Club-Altstars. 25 Spieler kommen im Steinachgrund regelmäßig zum Training - und damit rund 15 mehr als bei seiner letzten Trainerstation, der DJK-SV seines Heimatortes Mitteleschenbach, wo Eckstein deswegen im Sommer aufgehört hat. Und auch die Trainingsbedingungen seien bestens, man habe zwei Plätze und zur Not auch eine Halle zur Verfügung. "Jetzt muss die Stimmung in der Kabine wieder besser werden", gibt Eckstein das erste Ziel der Anfang Februar beginnenden Vorbereitung vor. Im letzten Saisonspiel hatte die Spielvereinigung beim Tabellenvierten SF Laubendorf 1:5 verloren, die Spieler schlichen geknickt in die Kabine. "Ich werde sie wieder aufrichten, und dann werden wir eine vernünftige Vorbereitung machen, Grundkondition und Kopfballspiel verbessern und die Viererkette einführen". Dabei wolle man vor allem auf die Jugend setzen. "Die Kinder sollen wieder Fußball spielen, statt Computer." Spektakuläre Personalverpflichtungen, wie es sie beim SV Gutenstetten vor rund einem Jahrzehnt gab, als der 1.300-Einwohner-Ort mit Ex-Profis wie Petr Skarabela (Greuther Fürth) oder Michael Kroninger (Schalke 04) in die Bezirksoberliga aufstieg, um danach jäh in die A-Klasse abzustürzen, werde es unter Eckstein nicht geben. Lediglich sein Sohn Mark stößt im Winter zum aktuellen Kader hinzu. "Ich möchte die besser machen, die da sind", sagt der neue Coach.

Ziel Ecksteins sei es, sich in der Rückrunde vom siebten Tabellenplatz noch ein wenig nach oben zu verbessern. Und im Jahr darauf möchte Eckes dann "im Kampf um den Titel dabei sein". Ein einfacher Satz, den Dieter Eckstein nicht einfach nur sagt, weil er gefragt wird. Er, der in seinem Leben schon so viel erlebt hat, will das wirklich: erfolgreich Fußball leben - egal in welcher Liga.

Aufrufe: 028.11.2013, 08:58 Uhr
Andreas SchmittAutor