2024-04-25T10:27:22.981Z

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Seit 35 Jahren als Trainer tätig: Viktor Stern
Seit 35 Jahren als Trainer tätig: Viktor Stern – Foto: Dirk Meier

Viktor Stern: Die Trainer-Legende aus dem Bayerwald

Trainer, die man kennt (33): Der Ruhmannsfeldener betreute schon so namhafte Klubs wie den TSV Regen, den SV Bischofsmais oder den TV Freyung +++ Nach der laufenden Saison endet seine vierte Amtszeit bei der SpVgg

Die Corona-Pandemie hat den Spielbetrieb im Amateurfußball aus den Fugen gehoben. FuPa nutzt die spielfreie Zeit, um einen Blick in die Vergangenheit zu werfen. Nach der erfolgreichen Portrait-Serie über ehemalige Spielergrößen des niederbayerischen Fußballs nehmen wir nun bekannte Übungsleiter unter die Lupe. Im 33. Teil geht es um Viktor Stern (68), der seit Jahren zu den renommiertesten und erfahrensten Trainern im Bayerischen Wald zählt.

Schönste Saison Deiner Trainer-Laufbahn?
Bei 35 Jahren Trainertätigkeit ist es schwierig, einzelne Spielzeiten zu benennen. Jede Saison hatte Augenblicke, die in Erinnerung bleiben. Die Saison 1997/98 war aber schon eine besondere Spielzeit. Zum einen waren da die Siege mit der Kreisauswahl des Jahrgangs 1986 mit Spielern wie Sebastian Escherich, Josef Eibl, Simon Philipp oder Daniel König bei den Kreisvergleichen in Niederbayern und an der Sportschule Oberhaching. Diese Auswahl war damals die beste Kreisauswahl in ganz Bayern. Zum anderen haben wir im gleichen Jahr mit der SpVgg Ruhmannsfelden mit einem 5:1 gegen den Titelfavoriten Otterskirchen am vorletzten Spieltag die Meisterschaft in der Bezirksliga eingefahren. Besonders war im Jahr 2005 auch die Qualifikation zur Endrunde der Deutschen Polizeimeisterschaft mit der Auswahl der Bundespolizei. Wir waren nach über 20 Jahren wieder mit dabei und haben Platz vier erreicht. Eine der interessantesten Spielzeiten ist die aktuelle Saison, weil wir fünf A-Jugendspieler in die erste Mannschaft integriert haben und trotzdem zu den Spitzenmannschaften der Bezirksliga gehören.


Welcher Spieler, hat Dich in Deiner Zeit als Übungsleiter besonders beeindruckt?

Da gab es viele herausragende Spieler. David Mika und Herbert Altmann hatten beispielsweise einen ausgeprägten Siegeswillen. Von Tom Beyer habe ich nie ein schlechtes Spiel erlebt und ein Reinhard Schreder war technisch überragend. Der beste Spieler, den ich je trainiert habe, war aber Reinhard Pollock in Edenstetten. Er hätte es nach ganz oben schaffen können, leider hat er sein Leben nie in den Griff bekommen. Beeindruckt haben mich zudem Spieler, die durch ihre sportliche Leistung und ihre Autorität das Bild einer Mannschaft über ein Jahrzehnt geprägt haben. Dazu zählen Roland Pledl (SV Bischofsmais), Martin Kress und Stefan Früchtl (SpVgg Ruhmannsfelden), Thomas Kisslinger und Sigi Oswald (TSV Regen) oder Simon Philipp (TV Freyung).


Bei welchem Verein hattest Du Deine schönste Zeit?

Ich habe zum Glück bei Vereinen gearbeitet, bei denen die Trainertätigkeit Spaß gemacht hat. Ruhmannsfelden ist mein Heimatverein, bei dem ich insgesamt zwölf Jahre als Trainer beschäftigt war und bin. Dies kann nur funktionieren, wenn auf und neben dem Platz alles passt. Am schönsten waren die Jahre in Bischofsmais, denn hier haben sich Freundschaften entwickelt, die bis heute bestehen. Die wöchentlichen "Nachbesprechungen" im Waidler -Stüberl, die oft bis in die Morgenstunden gedauert haben, bleiben immer in bester Erinnerung.


Mit welchem Abteilungsleiter/Manager hast Du besonders gerne zusammengearbeitet?

Hier trifft das Gleiche zu wie bei den Vereinen, ich habe mit allen Abteilungsleitern gerne und gut zusammengearbeitet. Mit Alfons Schropp (SV Bischofsmais), Armin Penzkofer (SV Prackenbach) oder Alois Wittenzellner (SpVgg Ruhmannsfelden) ist die Zusammenarbeit auch über einen längeren Zeitraum angenehm. Sie stehen auch in schwierigen Zeiten hinter dem Trainer und sind auch neben dem Platz angenehme Gesprächspartner.


Welcher Trainer hat Dich in Deiner aktiven Zeit geprägt?

Zu meiner aktiven Zeit wurde der Trainingslehre, Taktik und Spielvorbereitung keine große Bedeutung beigemessen. Aber es gab auch Ausnahmen, ein Sepp Reitbauer oder Klaus Sturm haben auch damals schon großen Wert auf diese Elemente gelegt. Ein besonderer Trainer war Heinz Wittmann beim SC Zwiesel. Für mich als junger Spieler war es faszinierend, von einem Trainer trainiert zu werden, der gerade aus der Bundesliga von Borussia Mönchengladbach gekommen war. Er war fachlich und menschlich ein Vorbild. Selbst seine Frau war Teil seines Konzeptes. Sie wurde zur Betreuung der Spielerfrauen am Spieltag mit einbezogen, damit sich die Spieler zu 100 Prozent aufs Spiel konzentrieren konnten.


Hast du irgendwas in Deiner Laufbahn bereut?

Eigentlich nicht. Ich habe oft schwierige Aufgaben übernommen, was aber deshalb umso reizvoller war. Eine Entscheidung würde ich heute aber anders treffen: ich habe ein Angebot vom damaligen Bayernligisten SpVgg Plattling abgelehnt. Damit war ich raus aus dem Topf der Trainer, die für die Bayernliga in Frage kommen. Viele Vereine glauben leider immer noch, ein Trainer kann in der Liga nur trainieren, wenn er Erfahrung aus selbiger mitbringt.


Gibt es ein Spiel, dass Du nie vergessen wirst?

Es gibt viele Spiele, an die man sich erinnert. Das Auswärtsspiel mit der SpVgg Kirchdorf in Amberg in der Landesliga-Saison 2007/08 gehört definitiv dazu. Wir sind ohne Auswechselspieler angereist und dann hat sich auch noch Wolfgang Kapfenberger nach drei Minuten verletzt. Er konnte eigentlich nicht mehr weiterspielen, trotzdem hat er 87 Minuten lang als Statist in der Sturmspitze durchgehalten und dem Pressebericht zu Folge "humpelnd auf einem Bein" die Abwehr beschäftigt. Wir haben ein überragendes Spiel abgeliefert und gewannen in der Nachspielzeit durch ein Tor von Daniel König hochverdient mit 1:0. Das Kunststück ohne Auswechselspieler zu gewinnen ist uns danach auch noch in Vach gelungen. Besonders waren auch die zwei Meisterschaften mit Ruhmannsfelden oder die vielen Relegationsspiele. Ein Highlight war zudem die Endphase der Saison 2010/11, in der ich die letzten vier Wochen Prackenbach und Ruhmannsfelden gleichzeitig trainiert und betreut habe. Ich war sieben Tage in der Woche auf dem Sportplatz und zum Glück ist es erfolgreich ausgegangen, denn mit vier Siegen in Folge konnten wir mit Ruhmannsfelden die Bezirksoberliga halten.


Früher war im Fußball alles besser – wie denkst Du über diese heutzutage gerne aufgestellte Behauptung?

Man kann die Generationen überhaupt nicht vergleichen. In der Breite hat sich die Athletik der Spieler verbessert und das Spieltempo im Training und Spiel ist höher geworden. Auch die mentale Anforderung an die Spieler im Amateurbereich ist viel größer geworden. Die Talentförderung wurde wesentlich verbessert, wobei die vielen Trainingseinheiten im Nachwuchsbereich dazu führen, dass junge Spieler mit 20 Jahren schon keine Lust mehr auf Fußball haben und ihre Karriere beenden. Was gleichgeblieben ist: es gab früher genauso viele gute Fußballer wie heute.


Welche Art der Mannschaftsführung favorisierst Du?

Als junger Trainer versuchst du die bekannten Führungsstile umzusetzen. Mit etwas Erfahrung entwickelst du dann eigene Vorstellungen. Mir ist immer wichtig, dass im Training und Spiel die Vorgaben diszipliniert umgesetzt werden. Mir ist aber auch wichtig, dass jeder Spieler die Leistung und Leistungsbereitschaft seiner Mitspieler anerkennt. Jeder Spieler kann auch vom Trainer erwarten, dass er die Informationen erhält, die er für eine gute Leistung benötigt.

Im kommenden Jahr wird Stern als Kaderplaner zum 1. FC Bad Kötzting wechseln
Im kommenden Jahr wird Stern als Kaderplaner zum 1. FC Bad Kötzting wechseln – Foto: Helmut Weiderer


Wie kann Dich ein Spieler auf die Palme bringen können?

Wenn ein talentierter Spieler egoistisch und undiszipliniert spielt, dadurch seine Leistung nicht bringt und damit der Mannschaft schadet.


Gibt es im Profibereich einen Trainer, den Du richtig gut findest?

Julian Nagelsmann ist für mich ein ausgezeichneter Trainer, weil er klare Vorstellung hat und diese auch selbstbewusst ausspricht.


Größte Enttäuschung Deiner Karriere?

Es gab natürlich Enttäuschungen, jede Niederlage ärgert mich. Natürlich sind Niederlagen in Relegationsspielen immer besonders enttäuschend, wie zum Beispiel die Spiele mit Bischofsmais gegen Natternberg oder Velden in der Saison 1992/93. Wir waren in beiden Spielen die bessere Mannschaft und hätten auch eine Liga höher eine gute Rolle gespielt. Groß ist immer noch die Enttäuschung über den verpassten Landesliga-Aufstieg letzte Saison mit Ruhmannsfelden. Die Niederlage in der Relegation gegen Bach war vollkommen unnötig und zu 100 Prozent selbst verschuldet. Das war sehr schwer zu verdauen. Die größte Enttäuschung für mich als Trainer ist, wenn ich bei der Aufstellung personelle Entscheidungen treffe, die im Spiel nicht funktionieren und die Mannschaft deswegen das Spiel verliert.


Was hältst Du von dem Trend, dass immer mehr Vereine auf sehr junge Spielertrainer setzen?

Mich ärgert immer der Spruch: "Mannschaften mit jungen Spielern brauchen junge Trainer". Entscheidend ist die Zielsetzung, die der Verein hat. Wenn ein Verein langfristig plant und eine erfolgreiche Mannschaft für die Zukunft aufbauen möchte, dann hat ein erfahrener Trainer den Vorteil, dass er seine eigenen Ziele womöglich schon erreicht hat und damit keinen eigenen kurzfristigen Erfolg braucht. Er kann mit seiner Mannschaft mehr ausprobieren und den Spielern Grundlagen für eine erfolgreiche Zukunft mitgeben. Ein junger Trainer möchte schnelle Erfolge nachweisen, damit er in seiner eigenen Karriere vorwärts kommt und damit erhöht sich der Druck für beide Seiten.


Zur Person:
Viktor Stern startete seine lange Trainerlaufbahn 1985 beim damaligen A-Klassisten (heute Kreisliga) FC Edenstetten, den er nach dem Abstieg aus der Bezirksliga übernahm und bis 1990 betreute. Nach der mehrmals nur knapp verpassten Rückkehr in die Bezirksliga zog der Bundespolizist weiter zum SV Bischofsmais, mit dem er zwar 1992 Bezirksliga-Vize wurde, aber ebenfalls den Aufstieg in die Bezirksoberliga nicht realisieren konnte. Dennoch erlebte Stern, der nebenbei auch als DFB-Stützpunkttrainer arbeitete und für diverse Auswahlmannschaften der Bundespolizei verantwortlich war, dort eine sehr erfolgreiche und tolle Zeit, weshalb er nach fünf Jahren bei seinem Heimatverein SpVgg Ruhmannsfelden - unter anderem stand die Bezirksliga-Meisterschaft 1998 zu Buche - von 2001 bis 2003 ein zweites Mal zum SVB zurückkehrte und 2002 den Aufstieg in die Bezirksliga feierte.

Seine Heimat blieb aber nach wie vor das Ruhmannsfeldener Lerchenfeld, wo er die SpVgg nach dem Abstieg aus der Bezirksoberliga in der Bezirksliga etablierte und 2006 zurück ins niederbayerische Oberhaus führte. Nach zwei Spielzeiten bei der SpVgg Kirchdorf-Eppenschlag, mit der er aus der Landesliga absteigen musste, heuerte der A-Lizenz-Inhaber 2009 beim Bezirksligisten SV Prackenbach an. In der Endphase der Saison 2010/11 ließ er sich dann zu einem Freundschaftsdienst überreden und übernahm parallel zu seinem Amt beim SVP für einige Wochen auch seinen Heimatverein Ruhmannsfelden, den er tatsächlich vor dem drohenden Gang in die Bezirksliga retten konnte.

Vorzeitig endete sein Engagement beim TV Freyung, bei dem er im September 2014 nach nur etwas mehr als einem Jahr entlassen wurde. Nur kurz darauf übernahm Stern den TSV Regen als Tabellenvorletzter der Bezirksliga Ost, schaffte aber mit einer sensationellen Frühjahrsrunde noch den Klassenerhalt. Im November 2016 erklärte er dann aber vorzeitig seinen Rücktritt bei den Kreisstädtern. Seit Frühjahr 2017 läuft nun seine insgesamt vierte Amtszeit bei der SpVgg Ruhmannsfelden, die er nach der laufenden Runde aber beenden wird. Anschließend wird Viktor Stern als Teammanager beim 1. FC Bad Kötzting fungieren.

Im kommenden Jahr wird Stern als Kaderplaner zum 1. FC Bad Kötzting wechseln
Im kommenden Jahr wird Stern als Kaderplaner zum 1. FC Bad Kötzting wechseln – Foto: Helmut Weiderer

Aufrufe: 012.7.2020, 13:00 Uhr
Tobias WittenzellnerAutor