2024-05-02T16:12:49.858Z

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Der wohl bekannteste, weil auch in der Verantwortung stehende Wittenzellner bei der Spvgg Ruhmannsfelden ist Alois. Der 34-Jährige ist Sportlicher Leiter beim ehemaligen Bayernligisten.
Der wohl bekannteste, weil auch in der Verantwortung stehende Wittenzellner bei der Spvgg Ruhmannsfelden ist Alois. Der 34-Jährige ist Sportlicher Leiter beim ehemaligen Bayernligisten. – Foto: Helmut Weiderer

Alles Wittenzellner, oder was?

Zehn Menschen mit dem Nachnamen Wittenzellner sind eng mit der SpVgg Ruhmannsfelden verbunden - eine Häufung, die wohl einmalig ist

Die Gefahr einer Verwechslung ist zwar da, aber dann doch auch wieder nicht. "Wir kennen uns alle schon ewig, deshalb ist ein Irrtum praktisch ausgeschlossen", erzählt Roland Wiesinger, 1. Vorsitzender der SpVgg Ruhmannsfelden - und ergänzt schmunzelnd: "Eigentlich ist genau das Gegenteil der Fall. Diese Tatsache ist eine Erleichterung und trägt dazu bei, dass ich mir nicht so viele Namen merken muss." Der 49-jährige Vereinschef blickt mit seinen Worten auf ein Phänomen, das im niederbayerischen Amateurfußball wohl seinesgleichen sucht. Zehn Wittenzellners sind oder waren bei den Lerchenfeld-Kickern irgendwie eingebunden. Dass gewisse Nachnamen zu gewissen Vereinen gehören, ist keine Seltenheit im ländlichen Raum - diese außerordentliche Häufung allerdings schon.

Zunächst einmal, um für eine gewisse Übersichtlichkeit zu sorgen, ein Blick auf die Akteure dieser Geschichte: Da ist Michael sen., der Schriftführer ist, und seine beiden Söhne. Der eine ist Michael jun., umstrittener Stammspieler in der Bezirksliga-Truppe. Der andere ist Stefan, Kapitän der Mannschaft von Viktor Stern. Das Familien-Quartett komplett macht Mutter Gaby, Bürgermeisterin des Nachbarortes Achslach und immer da, wenn sie gebraucht wird. Hinzu kommen aus dem aktuelle Kader noch Keeper Stefan II und Johannes, der aber seit zwei Spielzeiten nur noch selten zum Einsatz kommt. Franz ist ehemaliger Jugendleiter und dessen Sohn Tom trug zwar früher das Trikot der Spielvereinigung, ist zwischenzeitlich aber nach Landau an der Isar gezogen - Comeback im Lerchenfeld offen. Der Pass von Heiko ist noch beim Verein, er ist aber derzeit nicht aktiv. Und - last but not least - ist da noch der Chef des Ganzen, der Sportliche Leiter Alois.

Das große Geheimnis der SpVgg-Erfolgsgeschichte...

Zugegeben, für Außenstehende eine Konstellation, die alles andere als einfach verständlich ist - zumal bis auf die Familienäste von Michael sen. und von Franz keine direkten Verwandschaftsverhältnisse zueinander bestehen. Über die berühmt-berüchtigten "fünf Hausecken" seien alle Wittenzellners allerdings sehr wohl miteinander verwandt, wie Fußballchef Alois berichtet. "Generell ist dieser Nachname rund um Ruhmannsfelden weit verbreitet. Die Häufung, wie er bei uns im Verein auftritt, ist jedoch schon außergewöhnlich - auch in unserer Umgebung." Für den 34-Jährigen ist die Wittenzellner-Sache eine "supertolle Geschichte, die irgendwie symbolisch für die Werte des Vereins steht."



Denn egal, ob man den allgegenwärtigen Nachmanen trägt oder nicht, die SpVgg Ruhmannsfelden-Zachenberg steht für ein starkes Zusammengehörigkeitsgefühl - aber auch für Bodenständigkeit und Zielstrebigkeit. Eine vielversprechende Mischung, die den Verein aus dem Landkreis Regen bis in die fünftklassige Bayernliga führte. "Dieser Erfolg war nur möglich, weil die Mannschaft nach und nach gewachsen ist. Genauso konnte der sportliche Absturz danach (Anm. d. Red.: es folgten zwei Abstiege) nur deshalb aufgehalten werden", berichtet Vereinschef Roland Wiesinger. Unabhängig von der Spielklassenzugehörigkeit oder der zwischenzeitlichen Stimmungslage nach Niederlagen oder Siegen - die Wittenzellners stehen zu ihrem Verein. Ohne Wenn und Aber. "Dieser Name bürgt für Qualität", gibt sich Wiesinger staatsmänisch und unterstreicht gleichzeitig die Wertigkeit der vielen anderen ehrenamtlich tätigen Ruhmannsfeldener im Umkreis des Vereins.

Bei Anruf: Verwechslungsgefahr!

Während der 49-Jährige mehrfach betont, dass keine Verwechslungsgefahr bestünde bei der "SpVgg Wittenzellner" (O-Ton), berichtet der Sportliche Leiter Alois durchaus von der ein oder anderen ulkigen Situation. "Vor allem bei den beiden Stefans muss ich schon höllisch aufpassen, wenn ich einen von beiden anrufe. Da ist es schon öfter dazu gekommen, dass ich eigentlich mit dem falschen gesprochen habe." Generell betrachten alle Beteiligten die zehnfache Namensgleichheit eher als nette Randnotiz, die eigentlich keine Vor- oder Nachteile mit sich bringt. Denn eine Wagenburg-Mentalität sei aufgrund der besonderen Voraussetzungen genauso wenig auszumachen wie ein Sonderstatus der Wittenzellners. Das betonen Alois und der 1. Vorsitzender Roland Wiesinger unisono.

Obwohl ihr Name bei den Lerchenfeld-Kicker praktisch allgegenwärtig ist, sind die Brüder Michael jun. (links) und Stefan (rechts) die einzigen, die in einem direkten Verwandtschaftsverhältnis stehen. Ihr Papa Michael sen. ist übrigens Schriftführer der Spielvereinigung.
Obwohl ihr Name bei den Lerchenfeld-Kicker praktisch allgegenwärtig ist, sind die Brüder Michael jun. (links) und Stefan (rechts) die einzigen, die in einem direkten Verwandtschaftsverhältnis stehen. Ihr Papa Michael sen. ist übrigens Schriftführer der Spielvereinigung. – Foto: Helmut Weiderer


Und auf dem Platz? Das Verständnis der Brüder Michael und Stefan, die beide im Mittelfeld aktiv und nur ein Jahr voneinander getrennt sind, ist nahezu blind, wie deren "Chef" Alois berichtet. "Manchmal wirken sie beinahe wie Zwillingsbrüder." Diese Harmonie sorgt natürlich für eine gewisse Stabilität der Mannschaft, aber auch für Verwirrung beim jeweiligen Gegner. "Oft heißt es: 'Auf den Wittenzellner müsst's aufpassen' - und schon ist das Durcheinander perfekt", erzählt Kapitän Stefan und lacht. Auch der 27-Jährige geht darauf ein, was schon seine Vorredner unterstrichen haben. "Alle Wittenzellner eint nicht nur der Nachname, sondern auch das absolute Herzblut für die SpVgg Ruhmannsfelden-Zachenberg."


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Übrigens: Das vorläufige Highlight der Wittenzellner-Dynastie liegt bereits acht Jahre zurück. In der Relegation zur Landesliga (0:2 gegen Vilshofen) am 28. Mai 2012 kamen mit Tom, Stefan, Michael, Heiko und Johannes fünf Wittenzellners zum Einsatz.


Aufrufe: 024.6.2020, 09:00 Uhr
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