2024-04-24T13:20:38.835Z

FuPa Portrait
Eine steile Karriere legte Florian Wernz als Schiedsrichter bisher hin. Und sie soll noch lange nicht zu Ende sein, wenn alles glatt läuft.  Foto: Walter Brugger
Eine steile Karriere legte Florian Wernz als Schiedsrichter bisher hin. Und sie soll noch lange nicht zu Ende sein, wenn alles glatt läuft. Foto: Walter Brugger

Der Blick geht Richtung Regionalliga

Schiedsrichter Florian Wernz pfiff sich ganz schnell bis in die Bayernliga hoch +++ Das verdankt er seiner Begabung, seiner Einsatzfreude und seiner speziellen Einstellung

Florian Wernz scheint sehr vielseitig begabt zu sein. Dass er ein hervorragender Schiedsrichter ist, das wissen die Fußballfans in ganz Bayern und darüber hinaus. Doch er hat in seinem Leben noch viel mehr gemacht als zu pfeifen.

Fußball, das begeisterte den gebürtigen Münchner schon von Kindesbeinen an, so, wie seine ganze Familie. Zunächst kickte er in seiner Wahlheimat Landsberg, später dann auch in Kaufering und Türkenfeld, zunächst als Torwart, dann als Stürmer und Mittelfeldspieler. Doch seine Karriere endete ziemlich früh: „In der B-Jugend und in der Kreisliga war Schluss“, sagt er. Warum? Weil er sich dann schon für die Schiedsrichterei entschieden hat. Mit seiner Mutter Sabine zusammen absolvierte er den Neulingskurs.

An sein erstes Spiel erinnert er sich noch ganz genau: „Das war D-Jugend Klosterlechfeld gegen Schwabegg. Ich war total nervös. Aber es lief ziemlich glatt. Nur mit dem Abseits hatte ich noch Probleme. Ich musste erst lernen, wie ein Schiedsrichter richtig läuft, nämlich diagonal über den Platz, um den Seiteneinblick zu bekommen.“

Schon im zweiten Jahr, also mit 16, erhielt Wernz sein erstes Herrenspiel in der A-Klasse beim SSV Bobingen. „Das war ein sehr eigenartiges Gefühl, zumal ich damals noch sehr schüchtern war“, erzählt der 27-Jährige. „Für meine Persönlichkeitsentwicklung war die Schiedsrichterei Gold wert“, erinnert er sich. Heute gilt er als sehr durchsetzungsstark, besonnen und frei von Stressanzeichen. „Ich habe gelernt, vor allem in besonders schwierigen Situationen Ruhe zu bewahren.“

Schnell bescheinigten ihm seine Beobachter viel Talent. Er kletterte beinahe jedes Jahr eine Spielkasse höher und heute zu den festen Größen in der Bayernliga und ist im Förderkader des Bayrischen Fußball-Verbands (BFV), unter anderem, weil er in der Lage ist, die Konzentration lange hochzuhalten. Woche für Woche leitet er meist zweimal ein Spiel, bringt es inzwischen auf etwa 700 Partien, und das neben der Lehre als Mechatroniker, der Berufsoberschule und seinem stressigen Lehramtsstudium Mathematik/Physik und seiner Masterarbeit (Thema in etwa: Materiewellen im Magnetfeld) und dem Job als stellvertretender Lehrwart.

Warum? „Ich setze mir gerne Ziele. Es macht mir Spaß, Spiele zu lesen. Ich bewege mich sehr gerne und es bereitet mir eine Art Glücksgefühl, wenn nach dem Spiel keiner über mich redet. Denn dann habe ich alles richtig gemacht.“

Und wenn er mal beschimpft wird oder noch Schlimmeres? „Das macht mir nichts. Ich habe mir ein dickes Fell zugelegt. Innerlich schmunzele ich darüber, denn mir hat jemand mal als Tipp gegeben: Wer sich als Zuschauer oder Spieler danebenbenimmt, der hat daheim scheinbar nichts zu sagen. Unberechtigte Kritik prallt an mir ab. Berechtigte nehme ich mir zu Herzen und lerne daraus.“ Fehlverhalten gegenüber Schiedsrichtern, das hält er für ein gesamtgesellschaftliches Problem: „Erwachsene sollten Vorbild sein. Doch da fehlt es manchmal weit.“

Seine schlimmste Erfahrung? „In Marktoberdorf in der Halle war ich Torrichter und erhielt von einem Spieler einen Tritt gegen den Kopf, weil mein Kollege ihm die berechtigte Rote Karte gezeigt hat.“

Wie es mit seiner Karriere weitergehen soll? „Mein nächstes Ziel ist, weiterhin zu den Guten der Bayernliga zu zählen. Ein Aufstieg in die Regionalliga wäre eine tolle Bestätigung. Aber das ist nicht einfach, denn dort ist die Leistungsdichte sehr hoch. Die Bundesliga ist natürlich mein Wunschtraum. Ich war schon mal in Dortmund im Stadion. Das war toll. Da will ich wieder hin.“

Was ihm am Schiedsrichterwesen so gefällt? „In der Schiri-Gruppe ist es wie in einem Verein. Die Kameradschaft ist toll. Und ich kann, wenn ich mal Zeit habe, super Spiele kostenlos sehen.“ Was ihm nicht so gefällt ist, dass die Vereine und die Schiedsrichter nicht immer an einem Strang ziehen. „Wir brauchen uns doch gegenseitig“, betont er.

Wegen des Geldes macht er den harten Job übrigens sicherlich nicht: 60 Euro plus Fahrtgeld gibt es in der Bayernliga. „Davon kann man nun wirklich nicht leben“, meint Wernz, der als Vorbild Robert Hartmann nennt: „Der wird in hektischen Situationen immer ruhiger.“

Fan einer Mannschaft ist er übrigens nicht, schon gar nicht, wenn er pfeift: „Dann spielt einfach weiß gegen rot.“ Gern geht er, wenn er mal Zeit hat, nach Langerringen und schaut dem Verein zu, für den er pfeift: „Ich fühle mich dort einfach heimisch.“

Wie es mit ihm weitergeht? „An allererster Stelle steht natürlich mein Beruf als Lehrer. Das Schiedsrichtern ist auch sehr wichtig, allerdings nur, solange meine Freundin mitzieht. Ich hoffe noch viele Jahre, denn sie hat mit Fußball eigentlich wenig am Hut.“

Aufrufe: 024.7.2017, 19:26 Uhr
Mindelheimer Zeitung / Reinhold RadloffAutor