2024-04-23T13:35:06.289Z

Interview
Georg Sewald möchte die SpVgg Landshut zum Klassenerhalt führen
Georg Sewald möchte die SpVgg Landshut zum Klassenerhalt führen – Foto: Alfred Brumbauer

Sewald-Formel: »Portion Lockerheit«

Die SpVgg Landshut wird sich gewaltig strecken müssen, um in der Landesliga Südost den direkten Klassenerhalt zu schaffen

Seit Anfang dieses Jahres steht Georg Sewald auf der Kommandobrücke der SpVgg Landshut. Der 41-jährige Oberbayer, der unterem schon den SV Schalding-Heining II und den TSV Vilsbiburg coachte, absolvierte jedoch in seiner Amtszeit erst ein Pflichtspiel. Nach der langen Corona-Zwangspause geht es für die Kicker um die Hammerbach ab dem kommenden Wochenende wieder um Punkte und Tore. Die abstiegsbedrohten Dreihelmstädter starten gleich mit zwei Schlüssel-Partien: Erst geht es zum sechs Punkte besser gestellten Sportbund Rosenheim, ehe dann eine Woche später der TSV Ampfing in der Bezirkshauptstadt aufkreuzt. Wir nutzen die Gelegenheit, um uns kurz vor der Wiederaufnahme des Meisterschafts-Spielbetrieb mit Coach Sewald zu unterhalten.

Georg, nach über einem halben Jahr Zwangspause geht es am WE endlich wieder um Punkte und Tore. Wie groß ist die Vorfreude auf das Duell beim Sportbund Rosenheim?Nach wochenlangem hin und her können wir jetzt endlich mal wieder planen. Ich glaube, dass ist nicht nur für uns Trainer wichtig, sondern auch für jeden Verein. Die Unsicherheit war in den letzten Wochen bei allen Beteiligten zu merken und es fühlte sich komisch an, ohne ein klares Ziel vor Augen zu trainieren. Trotzdem ist natürlich ein Auftakt Mitte September etwas seltsam und auch gewöhnungsbedürftig.

Ihr habt in der Vorbereitung viel getan und enorm viele Einheiten absolviert. Wie zufrieden bist Du mit dem aktuellen Leistungsstand Deiner Mannschaft?
Wir haben - wie viele Teams auch - Ende Juli mit der Vorbereitung begonnen, da der Starttermin vom BFV auf Anfang September terminiert wurde. Zuvor haben wir zweimal wöchentlich auf freiwilliger Basis trainiert. Nach Verlegung des Starttermins auf Mitte September und der damit verbundenen Unsicherheit, haben wir aber auch Trainingseinheiten gestrichen und den Spielern mal ein paar zusätzliche Tage frei gegeben. Zu diesem Zeitpunkt merkten wir, dass viele Probleme hatten, sich aufgrund der Unsicherheit zu motivieren. Schwierig war aber vor allem, das einige Testspiele aufgrund Corona-Fällen von den Gegnern abgesagt wurden. Das trug natürlich auch zur Unsicherheit alle Beteiligten bei. Auch das ewige hin und her, ob Testspiele erlaubt werden oder nicht, haben einige Spieler genutzt, um in den Urlaub zu fahren, da niemand wusste, wann es wirklich losgehen kann. So standen wir leider bei keinem einzigen Testspiel mit der selben Mannschaft auf dem Platz. Das erschwert natürlich die Trainingsarbeit enorm und macht eine Entwicklung von Spielern nicht einfacher. Da wir uns im Umbruch befinden und versuchen, viele jungen Talente weiterzuentwickeln und in die Mannschaft einzubauen, müssen wir erst schauen, wie leistungsstark wir sind. Diese Aspekte spiegelten sich natürlich auch in den Testspiel-Ergebnissen wieder.

Mit Stefan Alschinger und Jerome Faye habt ihr zwei Akteure verpflichten können, die enorme Erfahrung mitbringen. Werden euch beide Routiniers auf Anhieb weiterhelfen?
Wir sind froh, dass sich beide Spieler für die SpVgg Landshut entschieden haben. Sie können den jungen Talenten mit ihrer Erfahrung einiges lernen und weitergeben. Stefan ist ein Spieler, bei dem die Flamme, wie ich es immer bezeichne, noch sehr stark brennt. Er ist in jedem Training und Spiel engagiert und vor allem auch menschlich ein super Typ. Nach dem Abgang von Dominik Past, der bei uns trotz seines jungen Alters schon ein Leistungsträger war, ist die Verpflichtung von ihm ein absoluter Glücksfall für uns gewesen. Hier gilt mein Dank auch nochmal an die Verantwortlichen des SV Neufraunhofen, die diesen Wechsel im Sommer ermöglicht haben. Was Jerome betrifft: Er hat noch viel Rückstand, da er erst spät in der Vorbereitung zu uns gestoßen ist. Er ist jetzt erst knapp drei Wochen bei uns und wir versuchen mit einigen Sonderschichten an seinen körperlichen Defiziten zu arbeiten. Da sein letztes Pflichtspiel über zehn Monate zurückliegt, wird das auch noch einige Zeit dauern. Trotzdem sieht man im Training, dass er vorm Tor viel Qualität mitbringt.

Lob für Alschinger: »Absoluter Glücksfall für uns.«

Dein Einstand verlief perfekt: Mit einem doch etwas überraschenden 1:0 Heimerfolg gegen den TSV Grünwald habt ihr den Anschluss zum rettenden Ufer wieder herstellen können. Wird eine stabile Defensivarbeit - wie es gegen Grünwald der Fall war - der Schlüssel für den Klassenerhalt sein?
Natürlich waren wir mit meinen Einstand und den drei Punkten im Frühjahr sehr zufrieden. Aber das ist für mich schon so weit weg, wie wenn es in der letzten Saison gewesen wäre. Das Bild der Mannschaft und auch die Situation mit der Corona-Pandemie hat vieles verändert. Patrick und ich haben im Sommer wieder komplett neu anfangen müssen. Es sind einige neue Talente zu uns in den Kader gekommen, die eigentlich noch etwas Zeit brauchen, die wir aber aufgrund der kritischen Tabellensituation nicht haben. Nichtsdestotrotz versuchen wir, konzentriert zu arbeiten und ihnen keinen zusätzlichen Druck zu machen. Da wir aktuell im Kader keinen Angreifer haben, der in einer regulären Saison um die 15 Tore machen würde, müssen wir über das Kollektiv kommen. Das beinhaltet natürlich eine stabile Defensivarbeit der Mannschaft und den Willen, aggressiv gegen den Ball arbeiten zu wollen. Wenn wir das schaffen, haben wir auch die Möglichkeit, konstant zu punkten.

Ein Blick auf die Tabelle reicht eigentlich: Die Partie in Rosenheim und das darauffolgende Heimspiel gegen Ampfing werden vermutlich gleich richtungsweisend sein. Ist die Mannschaft mental stabil genug, um diese wichtigen Spiele erfolgreich zu gestalten?
Natürlich wissen wir um die Wichtigkeit dieser Spiele. Trotzdem werden wir versuchen, diese Spiele mit einer Portion Lockerheit anzugehen und nicht von Sechs-Punktespielen zu sprechen, denn das macht in meinen Augen keinen Sinn. Wir sind gut vorbereitet und werden alles probieren, positiv zu starten und zu punkten. Man hat ja im Frühjahr auch gesehen, wie schnell es gehen kann und das man viele Dinge nicht immer in der eigen Hand hat. Hätten wir gegen Grünwald nicht gewonnen, würde wir jetzt vielleicht schon darüber reden, dass es für die SpVgg nur noch darum geht, den Relagationplatz abzusichern und nicht davon, dass mit diesem überraschenden Sieg der Anschluss zum rettenden Ufer hergestellt worden ist. Es bleibt eine große Herausforderung, den direkten Klassenerhalt noch zu schaffen, da die Saison schon im letzten Drittel ist. Wir müssen jetzt einfach schauen, dass wir regelmäßig punkten, dann haben wir auch die Chance, es noch zu packen. Wir im Trainerteam - mit Patrick Sudol, Thomas Kümmerle und meiner Person - arbeiten hart und glauben daran, dass wir das schaffen. Aber auch die komplette Vorstandschaft investiert sehr viel Zeit und es macht Spaß, das zu sehen.

Blenden wir die kritische sportliche Situation ein Stück weit aus. Wie bist Du in Landshut angekommen? Ist vielleicht sogar ein längerfristiges Engagement am Hammerbach denkbar?
Ich bin gut angekommen in Landshut und mir macht es sehr viel Spaß, dort arbeiten zu dürfen. Ich habe ja ganz bewusst einen Vertrag zu Beginn bis Sommer 2021 unterschrieben. Das dies aufgrund von Corona jetzt nur eine Saison ist, konnte natürlich im Vorfeld niemand wissen. Natürlich würde ich gerne auch die nächsten Jahre hier arbeiten und versuchen, jungen Talente zu formen und die SpVgg in ein ruhiges Gewässer zu führen. Ich kenne aber auch die Automatismen im Fußball und weiß was ein Abstieg mit sich bringen würde. Wir haben uns von Beginn an der schweren Aufgabe gestellt und werden alles versuchen, diese erfolgreich zu gestalten, um dann den nächsten Schritt nach vorne zu machen.

Aufrufe: 015.9.2020, 13:43 Uhr
Thomas SeidlAutor