Froh konnte der Verein für Bewegungsspiele von 1861 sein, dass er mit der Zwischenvermietung seiner Sportflächen an den TKV ab Sommer 2012 eine Einnahmequelle für seine brachliegenden Sportflächen fand. Denn die eigene Fußballabteilung hatte sich nach langer Diskussion mit dem Hauptverein über die finanzielle Kostenverteilung aufgelöst. Die neuen Gäste übernahmen die seit längerem ungepflegten Anlagen in der Annahme, über ein paar Instandsetzungsarbeiten hinaus Unterstützung zu erhalten. Ein Trugschluss aus Sicht von Teammanager Serdar Kuygun, der diese Geschichte erzählt: „Wie willkommen wir wirklich waren, sah man daran, dass die Überdachungen der Ersatzbänke extra abmontiert wurden, bevor wir kamen.“
Knapp zweieinhalb Jahre später ist der TKV nicht mehr da, die Maulwurfshügel, an denen sich die Gemüter schließlich erhitzen sollten, hingegen schon. Zwei schwere Verletzungen in kurzer Zeit bringt Kuygun mit den schlechten Platzverhältnissen in Verbindung und bestätigt vor wenigen Wochen, dass seine Fußballer schon zur Rückrunde auf die Sportinsel zurückkehren. War der Abschied zum Sommer diesen Jahres ohnehin beschlossene Sache, nachdem die Umsiedlungspläne der SpVgg Jahn in den Stadtnorden konkret wurden, ließen die VfB-Verantwortlichen die Aussagen des Kulturvereins nicht unkommentiert. In einer Stellungnahme erklärt der Vorsitzende und Oberbürgermeister Franz Stumpf: „Das Sportgelände wurde in ordnungsgemäßem Zustand, zumindest was die Spielflächen angeht, übergeben. Ab diesem Zeitpunkt war die Unterhaltspflicht beim TKV. Wenn jetzt die Sportplätze in einem erbärmlichen Zustand sind, so ist dies nicht Sache des VfB.“
Kuygun ist anderer Meinung: „Von einer Übergabe in tadellosem Zustand kann keine Rede sein. Unsere Freiwilligen haben drei Tage gebraucht, um die Sanitäranlagen einigermaßen in Ordnung zu bringen. Die Plätze waren ausgetrocknet. Im Mietvertrag steht, dass die Stadt einmal wöchentlich den Rasen mähen lässt. Mehrmals passierte das nicht, weil angeblich die Maschine gewartet wurde. Außerdem gab es Probleme mit der Sprinkleranlage und dem Flutlicht. Wir haben halt keinen Platzwart und konnten so unsere Verpflichtungen sicher nicht hundertprozentig erfüllen. Aber Hilfe haben wir vom VfB nicht bekommen, sondern wurden immer belächelt.“
In der hitzigen Debatte kamen die Beteiligten zudem aufs Geld zu sprechen. Stumpf pocht auf die äußerst günstige Platzmiete von 100 Euro pro Monat und spricht von unbezahlten Rechnungen des TKV. Serdar Kuygun erklärt: „Teuer sind die Nebenkosten, man lässt uns für das gesamte Vereinsheim so viel bezahlen wie zu der Zeit, als es noch von einem Pächter bewirtet wurde. Bei den Stadtwerken lagen wir mit der einen oder anderen Rate zurück, das ist normal. Die Heizung haben sie uns nicht abgestellt. Trotzdem mussten die Sportler kalt Duschen, weil wohl ein anderer am Werk war, der noch einen Schlüssel hat.“
Beim TKV vermissen sie Respekt und waren besonders empört, als im Sommer 2014 plötzlich die Bayernligamannschaft der SpVgg Jahn zum Training anrückte. „Darüber hat uns keiner informiert“, klagt Kuygun. Auch vom Umzug des Jahn erfuhren die Verantwortlichen des Kulturvereins laut eigener Aussage erst aus der Presse. Nur wenige Wochen nach dem Abschied der TKV-Kicker ist die SpVgg schon wieder beim VfB zu Gast. Vorstandsmitglied Uwe Schüttinger bestätigt eine Vereinbarung per Handschlag, wonach gemeinsame Platz- und Kabinensäuberungsarbeiten durchgeführt werden sollen. Die Jugendteams des Jahn werden zunächst sporadisch im Stadtnorden trainieren, da die Kapazitäten auf dem eigenen Gelände längst nicht mehr ausreichen.
„Diese Lösung stand schon vor einem Jahr im Raum, da hat der VfB dann aber mit dem TKV verlängert“, sagt Schüttinger. Auch Punktspiele der älteren Nachwuchsmannschaften sind in naher Zukunft geplant, ehe der Startschuss zur Umsiedlung erfolgt und das Gelände zur großen Baustelle wird. Noch werden hinter den Kulissen komplizierte Planungen und Berechnungen angestellt, auch lässt der Zeitpunkt einer endgültigen Vertragsunterschrift über den Verkauf des Areals an der Jahn-Straße noch auf sich warten.