2024-04-16T09:15:35.043Z

Interview
Gunter Bierfelder war 17 Jahre lang Mitglied im Vorstand der SpVgg Jahn Forchheim. F: Rödel
Gunter Bierfelder war 17 Jahre lang Mitglied im Vorstand der SpVgg Jahn Forchheim. F: Rödel

Bierfelder: "Der Jahn muss enger zusammenwachsen"

Forchheims scheidender Vorstandsvorsitzender über die Trennung von Hutzler und die Herausforderungen für seine Nachfolger

Zweimal hat er seit 2011 eine Amtsperi­ode als Vorstandsvorsitzender ange­hängt. Am Freitag auf der Hauptver­sammlung will Gunter Bierfelder bei der SpVgg Jahn Forchheim nach 17 Jahren im Vorstand endgültig abtre­ten. Nachdem, wie Bierfelder erklärt, bei der Umsiedlung "der Zug auf die Schiene gesetzt" sei, wird der Rechtsanwalt das Projekt auf Wunsch aber noch beratend beglei­ten. Bei einem Cappuccino spricht Bierfelder über Licht und Schatten der Vergangenheit sowie offene Anliegen, die den Verein fit für die Zukunft machen sollen.

Gunter Bierfelder: Ich bin froh, dass ein Ende absehbar ist, weil ich mir mehr Zeit fürs Private erhoffe und die Position lange genug ausgefüllt habe. Aber natürlich kommt auch eine gewisse Wehmut auf. Es waren ja sehr viele schöne Zeiten dabei.

Welche positiven Erinnerungen werden bleiben?

Gunter Bierfelder: Die hängen mit Personen zusammen, mit denen man was erreicht hat und sicherlich auch mit Ereignissen. Ich denke da an die große 100-Jahr-Feier, sportliche Erfolge wie die der Fußballer in der Bayernliga, aber auch Kleinigkeiten — wie wir mit zwei Bussen voller Jahn-Anhänger zum Auswärtsspiel nach Unterpleichfeld (Im Oktober 2016 siegten die Landesliga-Kicker 5:0; Anm. d. Red.) gefahren sind und vorher geschlossen in der Gaststätte Mittagessen waren. Eine klasse Geschichte für den Zusammenhalt, durch die man etwas für seine Arbeit zurückbekommt.

Welcher Typ Vereinsmensch sind Sie selbst?

Gunter Bierfelder: Als selbstständiger Berufstätiger muss ich meine Zeit gut einteilen und effektiv nutzen, um genauso Verpflichtungen außerhalb des Vereins wahrzunehmen. Deshalb habe ich versucht, Aufgaben zu verteilen. Der Bereich Fußball organisiert sich im Prinzip seit dem Jahr 2011 in eigener Verantwortung und entlastet mich weitestgehend. Insofern bin ich nicht der klassische Vorsitzende, der vor allem früher Mädchen für alles war. In der neuen Vorstandschaft sollen die Zuständigkeiten weiter verschlankt werden.

Was ist damit gemeint?

Gunter Bierfelder: Mir liegt daran, einen direkteren Zusammenhang zwischen Vereinsführung und den Abteilungen herzustellen. Wenn die Leiter der Sparten im wesentlichen den Vorstand bilden, hebt sich die zumindest in den Köpfen vorhandene Distanz zwischen ,den Abteilungen‘ und ,dem Verein‘ auf. Es kann nicht jeder Funktionär sein, aber ich wünsche mir ein Selbstverständnis, dass es zur Aufrechterhaltung des Sportbetriebes Leute und deren Beitrag benötigt, sich ums große Ganze zu kümmern.

Und die fehlen selbst in einem großen Verein wie dem Jahn?

Gunter Bierfelder: Nach momentanem Stand der Dinge stellt sich die Hälfte des bisherigen sechsköpfigen Vorstands erneut zur Verfügung. Damit gilt es bis zu drei Posten zu besetzen. Klar ist aber auch, dass sich niemand um die Ämter reißt. Meine Hoffnung ist, dass eine Änderung der Hierarchiestruktur die Ängste nimmt.

Was ist konkret geplant?

Gunter Bierfelder: Der Mitgliederversammlung wird vorgeschlagen, die Position des Vorstandsvorsitzenden in dieser Form abzuschaffen. Die sechs Bewerber, die an die Spitze gewählt werden, sollen beispielsweise per Geschäftsordnung festlegen, wer die Vertretung in der Öffentlichkeit und wer organisatorische Dinge wahrnimmt. Zu den besonderen Aufgaben zählt, Sitzungen zu terminieren und zu leiten. Mit der Kulturhalle fällt ja künftig ein anstrengender Bereich weg.

Angedacht ist ansonsten, dass wie teils bisher schon Ansprechpartner für die großen Abteilungen Fußball, Tennis und Spielmannszug im Vorstand vertreten sind. Neben dem Schatzmeister-Amt wäre es günstig, jemanden mit mehr Zeit zu haben, der sich am neuen Standort um die Liegenschaften sowie Verwaltung kümmert und noch jemanden, der die Hallensportler vertritt.

Die Umsiedlung und Entschuldung als großes Erbe der Ära Bierfelder ist mit dem Kaufvertrag, der aufschiebende Bedingungen enthält, einen bedeutenden Schritt nähergerückt. Entschädigt diese Aussicht für die Mühen?

Gunter Bierfelder: Die Entscheidung für die jetzigen Käufer als Vertragspartner ist schon Anfang 2014 gefallen. Daran lassen sich die Unwägbarkeiten erahnen, denen wir Rechnung tragen mussten. Wenn ich die Zeit zusammenzählen würde, die ich hineingesteckt habe, würde ich wahrscheinlich einen Weinkrampf kriegen. Die Dimension habe ich so nicht vorhergesehen. Hätte ich 2010 gewusst, welchen Aufwand das Projekt erfordert, hätte ich das nicht gemacht. Das wäre Arbeit für einen externen Profi gewesen.

Ärgert einen das, wenn dann von Mitgliedern kritisiert wird, dass die Allgegenwart der Problematik die eigentliche Vereinsarbeit überlagert?

Gunter Bierfelder: Wir haben in Jahreshauptversammlungen schon über die sportlichen Leistungen geredet. Aber sicherlich standen die im Vergleich zum Thema Kulturhalle beziehungsweise Geländeverkauf in einem absoluten Missverhältnis. Das liegt aber eben daran, dass der Jahn seit über 30 Jahren mit einem erheblichen Personalaufwand eine Stadthalle mitbetreibt. Das kann eigentlich, unabhängig von der negativen wirtschaftlichen Entwicklung, nicht Aufgabe eines Vereins sein, diese Aufgaben der Kommune wahrzunehmen.

Welche Herausforderungen bleiben für Ihre Nachfolger am neuen Standort?

Gunter Bierfelder: Zunächst muss die Priorität darauf gerichtet sein, ein wirtschaftlich tragfähiges Konzept zu etablieren. Das war in der Vergangenheit nicht immer so. Nachdem die Kulturhalle als Kostenfresser und Klotz wegfällt, gilt es für alle Abteilungen, namentlich die Fußballer, kostendeckend zu arbeiten. Dazu gehört meiner Meinung nach auch eine Anpassung der Mitgliedsbeiträge.

Verkaufen sich Sportvereine unter Wert?

Gunter Bierfelder: Die Zahlen zeigen, dass es andere Modelle braucht. Für einen jugendlichen Fußballer sind im Jahr im Schnitt 50 Euro fällig. Dafür sorgt der Verein für den Spielbetrieb, Plätze, Trikots und wöchentliches Training. Der Beitrag entspricht nicht der angebotenen Leistung, schon allein der Unterhalt der Anlagen verursacht immense Kosten. Der Vorschlag wäre ein Grundbeitrag an den Verein und gesonderte Gebühren für aktive und passive Mitglieder in den einzelnen Abteilungen. So orientiert sich das Budget nach dem Verbrauch. Wenn für die Mitglieder transparenter wird, wofür das Geld verwendet wird, steigt die Akzeptanz.

Aufrufe: 028.3.2017, 09:48 Uhr
Kevin Gudd (NN Forchheim)Autor