2024-04-24T13:20:38.835Z

Interview der Woche

Woche für Woche beweisen

Nicolaj Simon von der Spielvereinigung Ingelheim über das morgige Derby gegen Waldalgesheim +++ "Haben wieder nichts zu verlieren und wollen zeigen, dass wir besser sind als der Tabellenstand aussagt"

Ingelheim. Nicolaj Simon, noch keine 25 Jahre alt, ist ein „Ingelheimer Urgestein“, dessen fußballerisches Zuhause vom ersten Tag an, da er die Stollenschuhe geschnürt hat, der Ingelheimer Blumengarten war. Wir sprachen mit dem Offensivspieler, der schon angekündigt hat, dass er bei der Spielvereinigung bleiben wird, vor dem Derby am Freitagabend in Waldalgesheim über die zu Ende gehende Saison, und warum er trotz des aussichtslosen letzten Tabellenplatzes in der Verbandsliga mit bisher nur acht eingefahrenen Punkten weiter Spaß am Fußball hat.

Nico, zuerst eine persönliche Frage: Wie ist denn der Stand der Ausbildung?

Ich schreibe im Sommer meine Bachelor-Arbeit in Politikwissenschaft an der Uni in Mainz. Wie es dann weitergeht, muss man sehen. Es läuft darauf hinaus, dass ich dann den Master-Abschluss draufsetzen werde.

Sie wollten ja in dieser Saison eigentlich nur noch in der zweiten Mannschaft spielen, also den Aufwand etwas zurückfahren. Dann wurde die bekanntlich kurzfristig abgemeldet und Sie haben sich entschlossen, doch in der ersten weiterzumachen. Warum?

In der Runde davor hatte ich bei der Ersten nicht mehr so viel Einsatzzeiten, und ich habe dann schon oft in der Zweiten gespielt. Das war eine tolle Gemeinschaft, und viele von der Spielern sind ja dann mit in das Verbandsligateam gewechselt. Ich spiele seit dem Bambini-Alter durchgehend bei der Spielvereinigung. Wenn man seit der Kindheit im selben Verein spielt, zeigt das, dass man sich hier wohlfühlt. Man kennt viele Leute, es macht großen Spaß und ist ein guter Ausgleich zum Studium. Da kam etwas anderes nicht infrage. Man geht den Weg einfach noch ein bisschen weiter. Jetzt, mit Tobi Lautz als Trainer und Walter Dannenberg, macht es auch wieder richtig Spaß, auch wenn wir in der Verbandsliga gegen den Abstieg spielen.

Sie hatten die Entscheidung, nur in der Zweiten zu spielen, aber schon vorher getroffen. Das heißt doch, sie wollten den Aufwand reduzieren in dem Sinne: „Fußball als schöne Nebensache“?

Also „nur schöne Nebensache“, das klingt so ein bisschen emotionslos. Herz und Leidenschaft sind auf jeden Fall immer mit drin. Jeder weiß, dass man in Ingelheim nicht spielt, um reich zu werden. Ich will hier Fußball spielen. Dass es in diesem Jahr nicht gereicht hat, mehr Punkte zu sammeln, gehört dann halt auch mal dazu.

Das führt zur nächsten Frage: Diese Saison war von der Ergebnissen her alles andere als erfolgreich. Umso überraschender ist, dass die Mannschaft bei jedem Spiel das Gefühl vermittelt, mit vollem Engagement und Willen auf dem Platz zu stehen. Wie erklärt sich das?

Dass wir da unten drin stehen, liegt vor allem daran, dass wir eine extrem junge, unerfahrene Mannschaft sind. Das ist aber auch gleichzeitig der Grund, warum wir mit so viel Lust und Willen spielen. Viele kommen ja auch aus der A-Jugend. Da will man sich einfach jede Woche beweisen und zeigen, dass man es besser kann, als der Tabellenstand aussagt. Wir kommen alle gerne ins Training und haben dabei von der Kameradschaft her jede Menge Spaß. Das ist keine Mannschaft, wo man hallo und tschüss sagt. Wir verstehen uns untereinander gut, und das ist etwas, was im Fußball viel bedeutet.

Im Rückblick muss man sagen, das vergangene Jahr war ein Katastrophenjahr für den Verein. Woran hat das aus Ihrer Sicht gelegen?

Es sind, was die personellen Weichenstellungen betrifft, viele Situationen unterschätzt worden und auch einige falsche Entscheidungen getroffen worden. Aber ich glaube, die Fehler sind erkannt, wir haben schon jetzt engagierte Leute, die einiges ins Rollen gebracht haben, und da wird sich noch mehr tun. Den Dingen hinterher zu trauern, bringt jetzt auch nichts mehr, das muss man abhaken und den Blick nach vorne richten.

Das nächste Spiel in Waldalgesheim ist das sicher vorläufig letzte Verbandsliga-Derby für die Spielvereinigung. Was rechnen Sie sich dort aus?

Der Vorteil ist: Wir haben, wie schon in Bingen, dort nichts zu verlieren. Es werden viele Leute kommen, wir können Waldalgesheim ein bisschen ärgern und, wer weiß?, vielleicht auch etwas mitnehmen. Das wäre mit ein bisschen mehr Glück auch bei der Hassia drin gewesen.

Aufrufe: 021.4.2016, 06:30 Uhr
Andreas SchererAutor