2024-04-19T07:32:36.736Z

Interview der Woche

Vom Heimatklub zum "schlafenden Riesen"

Nachspielzeit mit Lars Flommersfeld +++ Torjäger der SG Guldenbachtal wechselt im Sommer zur Spielvereinigung nach Ingelheim

Guldental/Windesheim/Ingelheim. In unserer Interview-Rubrik "Nachspielzeit" befragen wir wöchentlich in lockerem Rahmen interessante Spieler, Trainer oder Persönlichkeiten der Region über ihren Verein und ihre persönlichen Ziele. Heute zu Gast: Lars Flommersfeld (29). Der Torjäger der SG Guldenbachtal wechselt im Sommer vom Nahe Bezirksligisten zur Spielvereinigung Ingelheim und will dort Landesligaluft schnuppern. Mit uns sprach er über die Hintergründe des Wechsels und seine besondere Verbindung zu seinem Heimatverein.

Lars, seit November ruht der Ball in den Amateurligen. Wie verbringst du die freie Zeit und wie hältst du dich fit?

Ich versuche schon, regelmäßig laufen zu gehen, damit der Körper einen gewissen Rhythmus beibehält. Das ist natürlich nicht so intensiv, wie im normalen Trainingsbetrieb. Aber wenn irgendwann klar ist, wann es weitergeht, kann man das ja wieder steigern. Ansonsten verbringe ich viel Zeit mit der Familie, aber natürlich fehlt da was.

Du hast dich dazu entschlossen, im Sommer nach Ingelheim zu wechseln. Wie kam es dazu?

In meinem Leben habe ich zwei Vereine gehabt: Bis zur B-Jugend Hassia Bingen und seitdem immer Guldental oder dann seit einigen Jahren eben die SG Guldenbachtal. Ich habe frühzeitig mit den Verantwortlichen und Trainer Sascha Witt gesprochen, dass ich nicht weitermachen werde. Dann kam relativ schnell das Angebot aus Ingelheim. Dass ich dort auch arbeite und wohne waren natürlich Faktoren, die eine Rolle gespielt haben. Aber auch das Konzept, das David Klose mir vorgestellt hat und die Pläne vom Verein haben mich wirklich überzeugt.

Was genau hat dich fasziniert?

Für mich ist die Spielvereinigung ein schlafender Riese, der normalerweise mindestens in die Verbandsliga gehört und sich dort etablieren sollte. Die Pläne und Visionen dazu sind vorhanden und da hat es mich einfach gereizt, das zu unterstützen.

Gab es denn noch andere Optionen?

Letztendlich hatte ich drei Möglichkeiten. Ersten: nochmal eine Klasse höher gehen und ambitionierter spielen. Zweitens: bei einem anderen Verein als Spielertrainer weitermachen oder drittens: meine Laufbahn bei der SG ausklingen lassen.

Du warst quasi dein Leben lang bei einem Verein. Warum dann doch der Abschied?

Mir persönlich ist es wichtig, auch nochmal was anderes in der Karriere zu sehen, als nur den eigenen Verein. Vielleicht hätte ich das sonst auch irgendwann bereut. Um einen anderen Blickwinkel zu bekommen und andere Strukturen zu sehen, ist das auf jeden Fall sehr gut. Nach so vielen Jahren in einem Verein wird man immer auch ein Stück betriebsblind, da ist etwas neuer Input schon extrem wichtig.

Bei deinem Heimatverein hast du bereits drei Jahre in der Landesliga gespielt, dann kam der Absturz bis in die A-Klasse. Mittlerweile habt ihr euch, auch dank deiner Tore, wieder in der Bezirksliga etabliert. Seit 2013 stehen 154 Tore in 176 Spielen. Diese Quote hat doch sicher schon vorher Begehrlichkeiten anderer Klubs geweckt…

Natürlich, Angebote aus höheren Liegen waren über die Jahre immer wieder da. Ich wollte den Verein nach dem Abstieg aber nicht im Stich lassen und wieder in ruhigere Fahrwasser bringen. Die Bezirksliga ist die interessanteste Klasse für den Verein und ich mache mir keine Sorgen, dass sie auch ohne mich weiterhin eine gute Truppe auf den Platz kriegen werden.

Was ist das Besondere an deinem Heimatverein?

Wenn man dort spielt, wo man auch aufgewachsen ist und lebt, ist das einfach etwas Besonderes. Die Ort halten einfach zusammen und dadurch ist die Verbindung nochmal spezieller. So wird es aber auch immer bleiben.

Wie schätzt du dich selbst als Spieler ein und auf welcher Position siehst du dich?

Ich gehe dahin, wo es wehtut und bin ein unangenehmer Gegenspieler. Durch meine Erfahrung auf verschiedenen Positionen habe ich mir den Torinstinkt auch etwas angeeignet. Ich sehe mich ganz klar als Mittelstürmer, als Sturmtank, wenn man so will. Das ist eine Rolle, in der ich mich sehr gut zurechtfinde und in der ich auch in Ingelheim eingeplant bin.

Wie ist dein Eindruck von Trainer David Klose?

Er war natürlich kein Unbekannter, aber wirklich kennengelernt habe ich ihn erst durch die Gespräche. Ich schätze ihn als Detail besessenen Trainer ein, der unglaublich viel mit den Spielern redet und einfach klare Vorstellungen von jedem Einzelnen hat. Ich habe das Gefühl, dass er auch mal über den Tellerrand hinausblickt und offen ist für andere Einflüsse. Das hat mich schon fasziniert und beeindruckt.

Dass du die Runde aber gerne nochmal für die SG auflaufen würdest, brauchen wir nicht wirklich fragen oder?

Ich will auf jeden Fall einen guten und schönen Abschluss bei der SG haben. Das ist mir schon sehr wichtig, dass ich mich ordentlich von den Jungs verabschieden kann. Ich habe im Kopf auch schon Pläne geschmiedet, wie das dann ablaufen soll. Ob wir bis dahin nochmal spielen oder nicht, sei mal dahingestellt.

Wie blickst du dann auf die neue Runde?

Ein halb- oder dreiviertel Jahr keinen Spielrhythmus und dann direkt wieder in die Vorbereitung starten, ist für den Körper schon schwierig. Klar sind wir Amateure und keine Profis, aber da so schnell wieder auf den eigentlichen Leistungsstand zu kommen, ist nicht einfach.

Was gibt es sonst zu deinen Zukunftsplänen zu sagen?

Irgendwann werde ich auf jeden Fall zur SG Guldenbachtal zurückkehren und dort nochmal die Schuhe schnüren. Das steht schon fest, nur wann das sein wird, muss sich noch zeigen. Ich werde dem Verein und auch den Jungs ewig verbunden bleiben und auch jetzt nicht aus den Augen verlieren, wenn ich in Ingelheim bin.

Aufrufe: 029.1.2021, 16:30 Uhr
Martin ImruckAutor