2024-04-25T14:35:39.956Z

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„Es gewinnt nicht immer die bessere Mannschaft“: Trainer Thomas Hertwich sah überlege­ne Erlangerinnen (blaues Trikot), dennoch gab’s keine Punkte. F: Harald Hofmann
„Es gewinnt nicht immer die bessere Mannschaft“: Trainer Thomas Hertwich sah überlege­ne Erlangerinnen (blaues Trikot), dennoch gab’s keine Punkte. F: Harald Hofmann

"Spieli": Doch wieder Abstiegskampf

Der FC Karsbach beendet die Siegesserie der Spielvereinigung Erlangen

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Mit einem weiteren Sieg, es wäre der fünfte in Folge gewesen, hätte die Spielvereinigung Erlangen bereits für ein weiteres Jahr in der Landesliga planen können. Doch mit dem 0:1 gegen den FC Karsbach endete die Serie und damit die neu gewonnene Sorglosigkeit.
Am Ende kam Trainer Thomas Hertwich gar nicht mehr mit dem Zählen nach, so viele hundertprozentige Tor­chancen hatten sich seine Fußballe­rinnen erspielt - und ebenso viele vergeben. „In den ersten 15 Minu­ten hatten wir drei Hundertprozen­tige“, sagt der Spieli-Trainer. „Zur Halbzeit hätten wir 4:0 führen müs­sen. Der Gegner hatte keine klare Torchance.“ Hätte... Hätte... Hät­te... Am Ende stand es dennoch 0:1.

Die Erlangerinnen spielten Kars­bach, einen direkten Konkurrenten im Abstiegskampf, an die Wand. In der 80. Minute allerdings traf Daniela Siedler für die Gäste, „ein komisches Kopfballtor nach einer Ecke“, sah Hertwich und verstand die Welt nicht mehr. Seine Mann­schaft war besser, auch im Rück­stand erspielte sich der Landesliga-Aufsteiger noch Möglichkeiten. „Aber wieder haben wir sie über­hastet vergeben. Vielleicht haben die Spielerinnen zu viel gewollt in diesem Moment.“ Hinzu kam, dass die Top-Torjäge­rin Nina Felgendreher wie schon zu Saisonbeginn zwischen den Pfos­ten aushelfen musste, weil die etat­mäßigen Keeperinnen alle ausgefal­len waren. Mit sieben Treffern ist die 19-Jährige die erfolgreichste Angreiferin der Spieli. „Sie hätte ein bis zwei Torchancen sicher ver­wandelt“, sagt ihre Coach. Doch auch ohne Felgendreher hätten die Erlangerinnen ihre Möglichkeiten nutzen müssen.

„Wir hatten extra Torschuss-Training, unter der Woche, direkt vor dem Spiel. Da knallen sie alles rein“, sagt Hertwich. Im Spiel aller­dings läuft eine Angreiferin auf die gegnerische Torhüterin zu und schließt aus 16 Metern überhastet ab, direkt in die Arme der Keepe­rin. „Der Schuss verhungert, dabei könnten wir den Torhüter auch aus­spielen. Die Gegner waren ohne Ball langsamer als wir mit Ball.“ Vor dem Kasten die richtige Ent­scheidung treffen, das fehlt den Fußballerinnen aktuell, „Kopfsa­che“, sei es, sagt der Trainer.

Gegen Karsbach bekam das Team die Quittung dafür: Nach vier Siegen in Folge, darunter das 2:1 gegen den Tabellendritten TSV Theuern, verlor die Spielvereini­gung erstmals wieder. Der Auf­wärtstrend, der Erlangen seit der Winterpause vom Letzten Tabellen­platz auf Rang sie­ben führte, war gestoppt. „Für mich ist dieses Spiel viel schlimmer“, sagt Hert­wich. „Es ist ein Schlag ins Gesicht. Mit drei Punkten wären wir weit weg gewesen von unten.“ So aber ist der Aufsteiger wieder Neunter und mittendrin im Abstiegskampf. Dennoch zweifelt der Trainer nicht am Klassenver­bleib. „Mein Team ist taktisch so gut eingestellt, spielerisch gehören wir in der Landesliga unter die Top fünf.“ Erlangen könne jeden Geg­ner schlagen. „Auch jetzt haben wir acht Hundertprozentige in 90 Minuten heraus gespielt und den Gegner beherrscht.“ Was Thomas Hertwich besonders Mut macht, ist die Art und Weise, wie seine Mannschaft mittlerweile auftritt. „Sie hat mein System lang­sam begriffen.“ Zu Saisonbeginn war der Coach auf Olaf Müller gefolgt, ein halbes Jahr dauerte die Umstellung. „Immer wieder sind die Spielerinnen ins alte System zurückgefallen.“ Seit der Winter­pause läuft es immer öfter so, wie sich das der neue Trainer vorstellt.

„Wir spielen aggressiv gegen Ball und Gegner. So machen wir wenige Fehler und der Gegner hat weniger Torchancen.“ In diesem Kalenderjahr haben die Erlangerin­nen bereits zwölf Punkte gesam­melt - von möglichen 15. „Insge­samt bin ich total zufrieden“, sagt Hertwich. „Von hinten heraus spie­len wir gut, die Laufbreitschaft stimmt.“ Das ist extrem wichtig, denn „unser Spiel ist sehr aufwen­dig“. Aktuell - und trotz Heimnie­derlage - würden seine Spielerin­nen das „fast perfekt“ umsetzen.

„Wenn wir es weiter so umset­zen, dann klappt’s auch mit dem Klassenverbleib“, ist sich der Coach sicher. Die nächs­ten drei Wochen werden richtungs­weisend sein. Doch selbst danach will Hertwich sein Team nicht abschreiben. „Wir kön­nen jeden schlagen.“ Einfacher jedoch wäre es, sich aus dem Abstiegskampf bereits frühzeitig zu verabschieden.

Am kommenden Samstag treten die Erlangerinnen in Aschaffen­burg zum „Sechs-Punkte-Spiel“ an. „Wenn wir das gewinnen, könn­te es unser Wochenende werden.“ Die gesamte Konkurrenz im Tabel­lenkeller muss gegen Top-Teams der Liga antreten. Mit einem Drei­er könnte sich die Spieli im Bestfall also bereits absetzen. Dafür sind freilich Tore nötig. Allerdings hat Thomas Hertwich auch hier wieder Hoffnung: Weil die etatmäßige Kee­perin zurück ist, kann Nina Felgen­dreher wieder in vorderster Front stürmen. Und die Angreiferin ver­wandelt schließlich immer ein bis zwei Großchancen.

Aufrufe: 019.4.2017, 10:21 Uhr
Katharina Tontsch (EN)Autor