2024-04-23T13:35:06.289Z

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Klaus Kremer ist heute der Vorsitzende des Regionalsportgerichts. Als Linienrichter schaffte er es sogar zu Einsätzen in der 1. und 2. Bundesliga.
Klaus Kremer ist heute der Vorsitzende des Regionalsportgerichts. Als Linienrichter schaffte er es sogar zu Einsätzen in der 1. und 2. Bundesliga. – Foto: Kremer

Spiel gegen Grabi und Co. der große Glücksbringer

Der Martinsthaler Klaus Kremer hat dem Fußball viel gegeben und zu verdanken +++ Als Vorsitzender des Regionalsportgerichts auch mit 70 noch mit Leidenschaft im Einsatz

Eltville. Der 4. Juni 1972 wird für Klaus Kremer immer ein magisches Datum bleiben – sein Glückstag schlechthin. Die Spvgg. Eltville hatte für diesen Sonntag anlässlich ihres 50-jährigen Jubiläums die Frankfurter Eintracht auf ihren Hartplatz eingeladen. Die samstags bei den Bayern 3:6 verloren hatte, nachdem es im Hinspiel 3:2 für die Adlerträger hieß. „Die Eintracht kam mit allen Assen“, erinnert sich Kremer genau.

Als 22-Jähriger im Eltviller Trikot hießen die Gegenspieler Jürgen Grabowski und Bernd Hölzenbein, die gut zwei Jahre später in München die WM-Trophäe in die Höhe recken sollten. Keeper Dr. Peter Kunter, der fliegende Zahnarzt, Friedel Lutz, Gert Trinklein, Jürgen Kalb und Wolfgang Kraus zählten seinerzeit im Rheingau noch zur Eintracht-Garde, die sich gegen die Eltviller Formation um Bruno Glasl, Hans-Ludwig Berg, Peter Mager und Emil März gerade einmal mit 5:4 behauptete.

„Grabi“, „Holz und Co. kamen noch mit zum Weinempfang auf der Eltviller Burg. Auch die Martinsthaler Weinprinzessin Brunhilde und Klaus Kremer waren mit von der Partie, lernten sich kennen und lieben. Ein Ehepaar, das bis heute eine gemeinsame Verbundenheit zum Fußball pflegt. Klaus Kremer, nunmehr 70 Jahre alt, bei den TV-Übertragungen als Eintracht-Fan, seine Frau als Anhängerin der Bayern und Tochter Christine mit einem Faible für Werder Bremen.

Als Vorsitzender des Regional-Sportgerichts der Region Wiesbaden und stellvertretender Vorsitzender des Sportgerichts der Verbandsligen ist Kremer darüber hinaus weiter im Ehrenamt für den Fußball im Einsatz. Derzeit allerdings angesichts der Zwangspause im Amateur- und Jugendbereich ein Richter ohne einen einzigen Fall. Das könnte aus seiner Sicht auch gerne nach Wiederbeginn des Ligabetriebs so bleiben. „Der Hessische Fußball-Verband handelt richtig. Die Gesundheit aller steht im Vordergrund. Bevor sich die Infektionszahlen nicht drastisch reduziert haben, wird nichts passieren. Mit viel Glück werden wir noch die Vorrunde zum Abschluss bringen. Wir müssen immer sehen, welche Zeiten wir hinter uns gebracht haben und was vielleicht noch auf uns zukommt“, gibt Kremer zu bedenken.

„Austausch auf den Sportplätzen fehlt mir unheimlich“: Andererseits vermisst er den Fußball an der Basis schmerzlich. Ob als früherer Schiedsrichter-Beobachter oder jetzt einfach nur als Zuschauer, „der Austausch auf den Sportplätzen fehlt mir unheimlich“, sagt er. Was nicht verwundert. Denn ob als Spieler, als Trainer des SV Martinsthal, als Vorsitzender der Spvgg. Eltville oder bei seinen Einsätzen in den Sportgerichten – der Martinsthaler war immer mittendrin im Geschehen.

Erst recht in der Rolle des Schiedsrichters. Als Assistent brachte er es – zumeist im Gespann des Hattenheimer Spielleiters Dieter Birlenbach – bis in die Bundesliga und die Zweite Bundesliga. Die Begegnungen mit Grabowski und Hölzenbein blieben somit nicht die letzten mit künftigen Weltmeistern. Der 16. August 1988 markiert mit der Premiere im Oberhaus einen weiteren Meilenstein in Kremers Laufbahn. Der 1. FC Köln um „Icke“ Häßler bezwang den VfL Bochum durch das Elfmetertor von Thomas Allofs mit 1:0. Doch die Roten Karten gegen FC-Nationalspieler Pierre Littbarski und VfL-Mittelfeldtechniker Thomas Kempe sowie weitere sieben Gelbe Karten, die Referee Birlenbach seinerzeit zückte, blieben wohl mehr haften als das Ergebnis.

Schmunzeln über „Schlappis“ Aussagen im Sportstudio: Auch der Wiesbadener Topschiedsrichter Klaus Welz und der Rheingauer Spitzen-Referee Klaus Holz zählten damals zeitweise zum Gespann um Birlenbach und Kremer, der 1989 beim 3:2 der Bayern mit Olaf Thon gegen den SV Waldhof Mannheim unfreiwillig ins Rampenlicht geriet. „Waldhofs Urgestein Klaus Schlappner hat abends im Sportstudio von einem kleinen, schwarzen Männlein mit der Fahne gesprochen. Das bezog sich darauf, dass ich in einer Szene Abseits gewunken hatte“, kann Kremer über diese Begebenheit im Rückblick nur noch schmunzeln.

Ausgeprägter Sinn für Gerechtigkeit: Fußball ist stets seine Passion geblieben, aber anscheinend genauso leidenschaftlich ausgeprägt ist sein Sinn für Gerechtigkeit. Auch bei seinem Beruf als Logistikleiter sei das gegenüber den Mitarbeitern so gewesen, bestätigt er. Sein Vater Richard, in der Eltviller Chronik ebenfalls als Vorsitzender geführt, habe dafür den Anstoß gegeben. „Das liegt mir einfach schon immer am Herzen“, sagt Kremer, wenn es um das Wort Gerechtigkeit geht. In den zahlreichen mündlichen Sportgerichtsverhandlungen, die er geleitet hat, kam das stets zum Ausdruck. Allen Beteiligten Gehör schenken, kritisch nachfragen, bis ins kleinste Detail forschen – der Martinsthaler, der dem Ortsgericht als Schöffe angehört, macht es sich im Sportgericht mit seinen Beisitzern bei der Urteilsfindung nie leicht.

Er wird es in Zukunft genauso handhaben und doch hoffen, dass die Fußballer beim Neustart Vernunft an den Tag legen und sich die Zahl der Fälle in Grenzen hält. Damit viel Zeit für ungetrübte Sportplatz-Besuche bleibt.

Aufrufe: 013.2.2021, 10:00 Uhr
Stephan NeumannAutor