2024-04-24T13:20:38.835Z

Im Nachfassen
Glücks- statt Fehlgriffe, das ist die Spvgg.-Formel bei der Auswahl der Zugänge.
Glücks- statt Fehlgriffe, das ist die Spvgg.-Formel bei der Auswahl der Zugänge. – Foto: Hans-Jürgen Krabler

Die Eltviller Glücksgriff-Philosophie

Wie es dem derzeit besten heimischen Amateurfußballklub immer wieder gelingt, die passenden Neuzugänge an Land zu ziehen

Eltville. Von einer Eintagsfliege kann nun wirklich nicht die Rede sein. Bei der Spvgg. Eltville ist der Erfolg zum Dauerzustand geworden. Kaum zu glauben: In der ersten Jahreshälfte 2018 spielte der Rheingauer Verein noch in der Kreisoberliga, ehe es in der Gruppenliga per Durchmarsch direkt in die Verbandsliga ging und dort bis zum Saisonabbruch im März auf den dritten Rang der finalen Tabelle nach der Quotientenregelung. Nicht mehr zu toppen, könnte man meinen.

Zwei heftige Pleiten weggesteckt: Doch irgendwie geht das Wunder vom Wiesweg weiter. Beim 3:6 in Niedernhausen und beim 2:5 in Michelbach gab es in der im September gestarteten neuen Runde zwar zwei deftige Niederlagen – aber auch satte acht Siege. Mit dem Effekt, dass sich die Eltviller aktuell mit dem FV Breidenbach die Spitze teilen und durchaus auch das Prädikat „bestes heimisches Amateurteam“ für sich beanspruchen dürfen. Das Geheimnis des Erfolgs? Hat sicher mehrere Facetten. Aber eine Komponente sticht auch für außenstehende Beobachter nicht erst seit dieser Saison heraus. Glücks- statt Fehlgriffe, das ist die Formel bei der Auswahl der Zugänge.

Entscheidungen als Dreigestirn: Chefcoach Thorsten Becht, Eltville-Urgestein Sven Klärner als Coach der in die Kreisoberliga aufgestiegenen Zweiten (die dort starker Vierter ist) und Vereinschef Thorsten Lang führen gemeinsam die Gespräche mit potenziellen Neuen. „Nur wenn wir zu hundert Prozent ein deckungsgleiches Gefühl haben, machen wir es“, erläutert Becht die Philosophie des Dreigestirns. Gute Kontaktfelder, Empfehlungen und berufliche Verbindungen – das sind drei Komponenten, auf welchen Wegen ein Wechsel nach Eltville zustandekommen kann.

Beispiel Robin Kliemt: Der schnelle Torjäger arbeitet wie Becht beim DFB, ist dort im Bereich Veranstaltungen auch in die Organisation für Länderspiele eingebunden. Nach dem freiwilligen Abstieg des SV Hallgarten aus der Gruppenliga gelang es dem Coach, dem Stürmer die Herausforderung Verbandsliga schmackhaft zu machen. Kliemt fasste sofort Fuß, hat bereits zehn Treffer auf dem Konto. Aus Hallgarten kamen zudem Außenbahnspieler Gabriel Krämer und bereits zu Jahresbeginn der regionalligaerprobte Mittelfeldspieler Christian George.

„Vorbildliche Integration der Neuen“: Jannik Czerwionka (21), in der Jugend auch beim SV Wehen Wiesbaden, im Aktivenbereich zuletzt bei Alemannia Waldalgesheim, steht als Defensivallrounder stellvertretend für die Garde die Neuen, die auf Anhieb eingeschlagen haben. Kaderspieler Paul Schmidt, der in der Saison 2018/19 aus Waldalgesheim gekommen war, hatte den Tipp gegeben. „Wichtig ist auch, dass die Mannschaft die Neuen vorbildliche integriert“, erläutert Becht und spricht generell von einem außergewöhnlichen Zusammengehörigkeitsgefühl. Der erfahrene Torjäger Dennis Deider, der aus Rauenthal stammende junge Keeper Alexander Stubben aus der U 19 von Eintracht Frankfurt, der Japaner Masahito Miroshima (RWO Alzey) und der als Vertragsamateur vom SV Niedernhausen zurückgeholte Marcel Krabler passen ebenfalls bestens ins Gefüge.

Bender-Comeback ein Faktor: Das Comeback von Pascal Bender nach längerer Verletzungspause, der inzwischen bei neun Toren steht, verlieh dem Team zusätzlich Flügel. Mittlerweile hat Bender auch den zuvor angestammten Co-Trainerpart von Patrick Veith übernommen, der sich nach kürzlichen Vaterfreuden aus familiären Gründen auf seine Rolle als Spieler fokussiert. Als zweiter spielender Co-Trainer bringt sich Nico Hernandez ein, als neuer Torwarttrainer der aus Eltville stammende Mario Schieferstein, der im Nachwuchsleistungszentrum des FSV Mainz 05 mit den Torwarttalenten im Grundlagen- und Aufbaubereich arbeitet und auf Empfehlung zur Spielvereinigung gelangte. Nach einem Telefonat sei alles klar gewesen, schildert Becht. Eine positive Gesamtentwicklung mit weiterer Perspektive.

Aufrufe: 030.10.2020, 17:00 Uhr
Stephan NeumannAutor