Diepersdorf glaubt wieder an die eigene Stärke

Nach der Feuchter Reserve, die er aus der A-Klasse in die Kreisklasse führte, ist Diepersdorf die zweite Station für Spielertrainer Daniel Wolf. Im Herbst übernahm er die strauchelnde SpVgg, musste in beiden Partien an der Seitenlinie aber zwei Pleiten hinnehmen und steckt in seiner jungen Trainerlaufbahn erstmals bis zum Hals im Abstiegskampf. Zehn Punkte Rückstand auf das rettende Ufer gilt es abzubauen, wobei Diepersdorf aktuell drei Partien weniger absolviert hat als der TSV Burgfarrnbach, der den rettenden Rang 14 derzeit für sich beansprucht.

Blickt man auf die Torbilanz des Teams aus der Scherau, kann der Trainer Wolf eine fähige Offensivkraft wie den Stürmer Wolf dringend gebrauchen: Den 43 Gegentreffern stehen in 19 Partien lediglich 15 selbst erzielte Tore gegenüber. "Natürlich werde ich künftig in der Offensive auch eine Rolle spielen. Alleine auf meinen Schultern soll es aber nicht lasten, für die Tore sollen schon alle verantwortlich sein", so der 29-Jährige, der für den 1. FC Nürnberg in der U19-Bundesliga spielte und sich in Folge in Bayern- und Landesliga seine Meriten verdiente. Im Testspiel gegen Altenfurt am Sonntag (4:1) zählte zum Beispiel auch Daniel Leitenbacher zu den Torschützen. Der junge, hochaufgeschossene Angreifer kam vom SK Lauf - einer von neun Neuzugängen.

Doch freilich gibt es noch namhaftere Schultern, die in der Rückrunde das Diepersdorf-Trikot und den Druck des Abstiegskampfes tragen sollen: Patrick "Bulle" Schmidt etwa. Der Abwehrhüne kommt vom SC Eltersdorf und soll gemeinsam mit dem neuen Co-Trainer Andreas Reuß die Innenverteidigung stärken. Beide haben ordentlich Bayern- und Landesligaerfahrung, sind mit 25 Jahren (Schmidt) und 30 Jahren (Reuß) zudem weit davon entfernt, zum alten Eisen zu gehören. Wolf kennt sie ebenso aus gemeinsamen Feuchter Zeiten wie Defensivmann Dominik Ruff (23) und Keeper Nicolas Herzig (23). Mit Philipp Knogl (21) kommt ein talentierter Akteur vom ASV Neumarkt fürs Mittelfeld, hier ist auch Dimitris Keramidas zuhause. Für ihn ist die SpVgg Diepersdorf die erste Station in Deutschland, in seiner Heimat Griechenland aber spielte er bereits höherklassig. Rene Gentes findet nach eineinhalb Spielzeiten beim Post SV Nürnberg den Weg zurück nach Diepersdorf, Nicolas Weber kommt vom Kreisligisten FC Reichenschwand.

Auf der anderen Seite sind aber auch fünf Abgänge zu verzeichnen - mit Yakub Basoglu (Dergahspor) und Fabian Wedel (SK Lauf) verlassen zwei bisherige Stammkräfte den Verein. Okan Pekdemir (Ziel unbekannt), Deniz Breitenfelder (TSV Kornburg II) und Jörg Günther (TSV Burgthann) waren Ergänzungsspieler.

"Wir müssen einen Lauf starten"

"Die Neuen bringen natürlich gute Qualität mit. Wir haben in allen Mannschaftsteilen zugelegt, das war auch wichtig, in der Hinrunde hatte ich teilweise nur zwölf, 13 Mann zur Verfügung", so Wolf, der sich nun aus einem Kader von 25 Mann bedienen kann. Seit einer Woche ist er in der Vorbereitung: "Die Neuen wurden von der Mannschaft super aufgenommen und gut integriert. Es macht Spaß mit ihnen. Und ich glaube, wir haben jetzt eine Top-Mannschaft zur Verfügung."

Dennoch weiß auch Wolf, dass ein so großer personeller Umbruch Gefahren mit sich bringt. Vier Wochen dauert die Vorbereitung - nicht viel Zeit also, um aus bestehenden Akteuren und Neuzugängen eine sofort funktionierende Einheit zu formen. Denn Anlaufzeit kann sich die "runderneuerte" SpVgg Diepersdorf nicht leisten. "Jeder erwartet, dass wir das Feld jetzt von hinten aufrollen, aber es wird natürlich sehr schwer. Wir müssen eine gute Vorbereitung absolvieren, möglichst verletzungsfrei bleiben und dann einfach einen Lauf starten." Denn das einzige, das zähle, seien Punkte. "Wir müssen punkten von Anfang an - und natürlich vor allem gegen die direkten Konkurrenten", sagt Wolf, der auch von "15 Endspielen" spricht. Die beiden Heimaufgaben zum Auftakt (Schwaig und Kalchreuth) können so freilich schon wegweisend sein.

Dass ein so großer und vor diesem Hintergrund zusammengestellter Kader auch auf einer zwischenmenschlichen Ebene Ansprüche anmeldet, ist Wolf klar. Neuzugänge treffen auf Alteingesessene, Freunde auf Fremde, Hierarchien bilden sich um: "Natürlich kann ich keine 25 Mann zufrieden stellen", sagt Wolf, der im Test gegen Altenfurt zwei komplette Mannschaften zur Verfügung hatte - und in den jeweiligen Halbzeiten auch komplett durchwechselte. Eine Negativbotschaft gab es am Rande der Partie schonmal: Manfred Krotz fällt mit einer Schultereckgelenkssprengung wohl für mindestens sechs Wochen aus: "Das ist schon eine große Schwächung, Manni ist ein wichtiger Spieler für uns".

Ausreichend Möglichkeiten hat Daniel Wolf zwar nun, fest stehen derzeit aber folgende Fakten: Letzer Platz, zehn Punkte Rückstand. Geht man in dieser 18er-Liga von den ominösen 40 Punkten aus, die zum Ligaverbleib ausreichen sollten, bräuchte Diepersdorf aus den verbleibenden 15 Partien neun Siege, um auf Nummer sicher zu gehen. In Prozent ausgedrückt, wie wahrscheinlich ist er denn jetzt, der Klassenerhalt für Coach Wolf? "Ich sage: 100%". Auch der Glaube an die eigene Stärke ist wieder vorhanden.