2024-03-28T15:56:44.387Z

Interview
Christopher Kracun zieht im Mittelfeld der Altstadt die Fäden.
Christopher Kracun zieht im Mittelfeld der Altstadt die Fäden. – Foto: Andreas Roith

Kracuns Traum: Mit der lustigen Nürnberger Fahrgemeinschaft in Liga 3

Bayreuths Mittelfeldlenker steht Rede und Antwort

Christopher Kracun ist seit Jahren fester Bestandteil der Regionalliga. Ob in Fürth, Seligenporten, Schweinfurt oder wie seit Anfang 2019 in Bayreuth, der 27-Jährige gehört mittlerweile schon fast zu den "alten" Hasen in Bayerns Beletage. Der Mittelfeldmann lebt in Nürnberg, wo er in Kürze eine Ausbildung zum Groß- und Außenhandelskaufmann abschließen wird. Mit FuPa hat er über den Re-Start, eine außergewöhnlich große Fahrgemeinschaft und den besten Trainer seiner Laufbahn geplaudert.

FuPa: Christopher, wie groß ist die Ungeduld in Bayreuth? Die meisten Teams dürfen nach Monaten endlich wieder starten, ihr müsst noch eine weitere Woche warten.
Christopher Kracun (27): Ja, ein wenig traurig sind wir schon. (lacht) Aber jetzt haben wir ja wieder ein Ziel vor Augen - nächste Woche geht`s auch für uns mit dem Heimspiel gegen Eichstätt los. Das ist nach der langen Zeit der Ungewissheit wieder ein ganz anderes Gefühl. Das merkst du auch in den Trainings.

Du hast es gerade angesprochen. Monatelang wusste keiner, wann und wie es weitergehen würde. Wie schwierig war es für dich, die Motivation hoch zu halten?
Es war nicht immer einfach, aber ich habe mir zu keiner Zeit die Frage gestellt: Warum trainiere ich überhaupt? Aber wir haben eine super Truppe beisammen, da macht es einfach Spaß.

Gutes Stichwort: Auffällig bei den vielen Vertragsverlängerungen in diesem Sommer war, dass sämtliche Akteure nicht müde wurden zu betonen, wie toll es doch in Bayreuth sei.
Dem kann ich mich nur anschließen. (lacht) Das habe ich in meiner Laufbahn bisher selten erlebt. Da zieht keiner eine Fresse, wenn er mal nicht spielt. Wir sind ein richtig eingeschworener Haufen, da passt alles von A bis Z.

Bayreuths Kicker - ein Großteil lebt in Nürnberg.

Könnte auch an eurer speziellen Fahrgemeinschaft liegen.
Richtig. Wir sind - glaube ich - mittlerweile 15 Spieler, die von Nürnberg immer nach Bayreuth pendeln. Der Verein hat uns extra zwei Neunsitzer-Kleinbusse gestellt. Ja, das sind mitunter schon immer lustige Fahrten. (lacht)

Welchen Anteil hat Coach Timo Rost am Aufschwung der Altstadt?
Er ist der beste Trainer, den ich je hatte. Er ist zu 100 Prozent durch und durch Fußballer. Aufgrund seiner Vita ist er schon von Natur aus eine Autoritätsperson. Als junger Spieler spitzt du die Ohren, wenn er was sagt. Du denkst dir: Der Mann hat Bundesliga gespielt, der muss was drauf haben. (lacht) Er vermittelt uns in jedem Training eine unglaubliche Leidenschaft. Und zudem schafft er den Spagat, außerhalb des Platzes ein Freund zu sein, aber auf dem Platz gibt er dir Vollgas.


Türkgücü vs. Schweinfurt? »Klar war das auch bei uns Gesprächsthema.«

Bundesweit für Schlagzeilen sorgte die letzten Tage der Streit um den DFB-Pokal-Startplatz zwischen Türkgücü München und dem 1. FC Schweinfurt. Auch bei euch ein Thema?
Klar war das auch bei uns Gesprächsthema. Groß äußern möchte ich mich dazu nicht. Aber ob jetzt Türkgücü oder Schweinfurt gegen Schalke aus dem Pokal fliegt, das ist uns ehrlich gesagt ziemlich egal. (schmunzelt)

Zurück zu euch: Auf Platz drei rangierend in der Regionalliga habt ihr euch im Sommer erneut erheblich verstärken können. Der Blick in Bayreuth geht nach oben, der Eindruck täuscht nicht?
Nein, wir wollen auch nicht um den heißen Brei herumreden. Wir haben die Qualität, um hoch zu gehen. Wann das sein wird, das vermag ich auch aufgrund der unsicheren Corona-Lage nicht zu sagen. Mein Traum ist es, mit Bayreuth in den kommenden Jahren in die 3. Liga aufzusteigen. Unser Ziel ist es, nächstes Frühjahr unter den Top-4 zu sein und an den Playoffs teilzunehmen.

– Foto: Andreas Roith

Wie ist deine Meinung zu dem Modus, der stark an das amerikanische Sportsystem angelehnt ist?
Ich find`s geil. Soweit ich weiß wird das dann im Best-of-Five-Modus gespielt. Da sind wir schon heiß drauf. Aber mal sehen, wie sich das mit der Corona-Lage noch so entwickelt.

Apropos Corona: Wie gehst du als Aktiver mit der Situation um? Fußball ist nun mal ein Kontaktsport.
Ich würde schon behaupten, dass wir sensibilisiert an die Sache rangehen. Ich denke nicht, dass die Ansteckungsgefahr auf dem Platz sehr groß ist. Sehr wohl wissen wir aber, dass wir uns außerhalb an die Regeln halten müssen. Da appelliere ich auch an die Vernunft der anderen. Vorsicht ist weiterhin geboten. Ich möchte nie wieder in so eine Situation kommen wie vor ein paar Monaten.

Wie meinst du das genau?
Zunächst haben wir doch alle gedacht: Hey, ist doch gar nicht schlecht, haben wir eben zwei oder drei Wochen länger Pause. Aber dann ist uns nach und nach bewusst geworden, wie sehr uns der Fußball doch fehlt. Dabei geht`s beileibe nicht nur darum, selbst zu kicken. Einfach mal Kumpels am Sonntagnachmittag zuschauen, das macht es doch auch aus.

Christopher Kracun zieht im Mittelfeld der Altstadt die Fäden.
Christopher Kracun zieht im Mittelfeld der Altstadt die Fäden. – Foto: Andreas Roith

Du hast dir als Standardexperte einen Namen gemacht. Was würdest du selbst als deine Stärken bezeichnen?
Ja, Standards schlagen kann ich ganz gut, allerdings wird`s da auch wieder mal Zeit für ein Erfolgserlebnis. (lacht) Mittlerweile würde ich sagen, kann ich den Jungs auf dem Platz auch mit meiner Erfahrung helfen. Außerdem würde ich mich als aggressiven Spieler bezeichnen, der immer alles raushaut.

Zum Schluss ein kleiner Blick in die Zukunft: Wo sehen wir Christopher Kracun in ein paar Jahren?
Hoffentlich in der 3. Liga mit der SpVgg Bayreuth. (lacht) Bis 2021 habe ich Vertrag. Einige Jahre will ich schon noch auf diesem Niveau agieren. Was dann kommt? Ich weiß es noch nicht. Ich will auf jedem Fall dem Fußball erhalten bleiben. Als Spielertrainer oder in welcher Funktion auch immer, das entscheide ich dann spontan. Damit bin ich bisher recht gut gefahren.

Das Interview führte Mathias Willmerdinger.

Aufrufe: 017.9.2020, 17:33 Uhr
Mathias WillmerdingerAutor