2024-04-24T13:20:38.835Z

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Bisweilen führt er das Team sogar als Kapitän aufs Feld: Anton Makarenko gehört zu Bayreuths absoluten Führungsspielern. F: Weiderer
Bisweilen führt er das Team sogar als Kapitän aufs Feld: Anton Makarenko gehört zu Bayreuths absoluten Führungsspielern. F: Weiderer

Bayreuths Taktgeber: »Habe keine Sekunde gezögert«

Anton Makarenko (30) über den Komplett-Fehlstart, den Trainerwechsel und warum er in Bayreuth heimisch geworden ist

Es läuft die 77. Minute im Heimspiel gegen den FC Ingolstadt II. Anton Makarenko taucht vor der Kiste auf und drückt das Leder zum 1:0 über die Linie. Bayreuths Erlösung! Die ersten sechs Saisonspiele hatte die Altstadt allesamt in den Sand gesetzt. Nicht einmal ein Tor wollte den Oberfranken gelingen. Bis eben Anton Makarenko kam. Seitdem ist die voreilig totgesagte SpVgg wie Phönix aus der Asche aufgestiegen. Wie das möglich ist? Mit FuPa hat sich der 30-Jährige über miesen Start seiner Elf unterhalten, wo Timo Rost den Hebel angesetzt hat und warum er sich in Bayreuth so wohl fühlt.

Unterschiedlicher können Stimmungslagen kaum sein. Im August wurde schon der Abgesang auf die Altstadt angestimmt. Wie sollte denn bitteschön der Klassenerhalt gelingen, wenn nach sechs Partien noch nicht einmal ein einziges Törchen gelungen war? Auf dem Punktekonto leuchtete ebenfalls noch die rote Null auf. Untergangsstimmung rund ums Hans-Walter-Wild-Stadion. "Das war schon eine extrem schwierige Situation für uns alle. Ich meine, die ersten sechs Spiele lang kein einziger Treffer. Das habe ich noch nie erlebt", erinnert sich Anton Makarenko noch sehr genau an die Horrorphase. Der Kreativmann macht vor allem einen Umstand verantwortlich für den Fehlstart: "Es sind immer wieder neue Spieler in der Vorbereitung zu uns dazu gestoßen. Selbst eine Woche vor dem Start stand der Kader immer noch nicht." Die chaotische Zeit in Bayreuth ist erst vier Monate her, gefühlt liegt sie aber schon eine halbe Ewigkeit zurück. Denn seitdem haben sich die Vorzeichen in der Wagnerstadt komplett geändert. Mit Timo Rost wurde ein neuer Trainer installiert und unter Berücksichtigung des kompletten Fehlstarts sind 26 Punkte zur Winterpause mehr als ordentlich. Die Zuschauer gehen wieder gern zur Altstadt, über sportliche Existenzängste wird längst nicht mehr diskutiert. Vielmehr kreisen die Debatten darüber, was denn möglich gewesen wäre in dieser Spielzeit, wäre von Anfang an so fleißig gepunktet worden. Anton Makarenko bleibt da lieber nüchtern: "Nach dem desaströsen Start kann man mit dem weiteren Verlauf zufrieden sein. Wir dürfen uns jetzt aber nicht zurücklehnen und müssen ab Januar in der Vorbereitung Vollgas geben. Wir gehen den weiteren Saisonverlauf optimistisch an."

F: Leifer
F: Leifer
Auf die Knie: Makarenko jubelt mit Ivan Knezevic (re.) und Johannes Golla (li.). F: Leifer


Großen Anteil daran, dass der schwer in Seenot geratene Bayreuther Kutter mittlerweile wieder in ruhigen Gewässern schippert, hat zweifelsohne Timo Rost. Der Ex-Profi hauchte der Altstadt wieder neues Leben ein. "Ohne Joe Albersinger zu nahe treten zu wollen, aber wir haben jetzt eine ganz klare Spielphilosophie. Timo Rost hat uns eingetrichtert, dass alle mit nach hinten arbeiten müssen. Dadurch sind wir stabiler geworden. Das ist psychlogisch wichtig zu wissen, dass hinten nichts anbrennt. Dann reicht vorne auch mal ein Tor." Mit seiner persönlichen Bilanz ist der 30-Jährige, der für den SV Babelsberg, den Chemnitzer FC und den FC Energie Cottbus in der dritten Liga unterwegs war, nach Anlaufschwierigkeiten zufrieden: "Ich hatte lange noch mit Knieproblemen aus der Vorsaison zu kämpfen und habe mir dann auch noch in der Vorbereitung einen Faserriss zugezogen und konnte deshalb erst ab dem vierten oder fünften Spieltag richtig eingreifen. Dann bin ich aber in den Rhythmus gekommen und konnte mich von Spiel zu Spiel steigern. Ich möchte vorangehen. Das eine oder andere Tor mehr hätte es aber schon sein dürfen. Da muss ich einfacher klarer vor der Kiste sein." In der Offensive fühlt sich Makarenko eigentlich auf jeder Position wohl. Auf dem rechten oder linken Flügel genauso wie im Zentrum als Taktgeber. "Wir variieren und rotieren bei Ballbesitz immer viel." Der Gegner soll sich schließlich einer schwer ausrechenbaren Altstadt gegenüber sehen.

Ausbildung zum Fachlehrer: Bayreuth ist zur Heimat geworden.

Kürzlich hat der Taktgeber seinen Vertrag bei der SpVgg um weitere zwei Jahre verlängert. In Bayreuth ist er heimisch geworden. Am Institut für Fachlehrer lässt sich Makarenko gerade zum Pädagogen ausbilden. Noch drei Jahre eifriges Lernen, dann will er selbst an einer Mittelschule unterrichten. "Sport, Werken, Technik und Kommunikationstechnik werde ich dann geben. Das macht mir Spaß und ist sehr abwechslungsreich", informiert der Familienvater, der mit seiner Frau und dem Nachwuchs in benachbarten Heinersreuth lebt. "Ich muss nur fünf Minuten zum Institut fahren und genauso viele sind es zum Training. Das passt einfach. Deshalb habe ich auch keine Sekunde gezögert, meinen Vertrag zu verlängern", versichert Makarenko, der sich in der Winterpause vor allem darauf freut, viel Zeit mit seiner Familie verbringen zu können. Im Alltag zwischen Ausbildung und Fußball muss er da schon mal Abstriche machen. Kräfte sammeln lautet die Devise, denn bei der SpVgg Bayreuth dürfte es auch 2019 sicher nicht langweilig werden.

Aufrufe: 011.12.2018, 07:52 Uhr
Mathias WillmerdingerAutor