Worte, die die aktuelle Situation bei der Spvgg Ansbach wohl am besten, ziemlich sachlich beschreiben, obwohl sie von einem Vereinsfunktionär kommen. Doch der 64-Jährige, seit über 35 Jahren in verantwortlicher Position bei den Mittelfranken, ist zu lange im Geschäft, um ob der derzeitigen torreichen Phase emotional zu werden. Der Vereins-"Methusalem" vergeudet mit solchen Gefühlsausbrüchen keine Kraft, sondern konzentriert sich vielmehr auf die Problemlösung.
"Wir haben in der Rückwärtsbewegung enorme Defizite", stellt Harald Riegler fest. Selbsterkenntnis ist der erste Weg zur Besserung, heißt es so schön. Doch wie diese negativen Abläufe wieder abgestellt werden können, darüber zerbricht sich die sportliche Leitung derzeit (noch) den Kopf. "Wir kennen unsere Schwächen, wissen aber noch nicht, wie wir sie ausmerzen sollen."
Genauso unverständlich wie die aktuelle Tabellensituation ist für den erfahrenen Spvgg-Fußballchef, warum für Ansbach trotz einer hervorragenden Jugendarbeit und einer bodenständigen, aber zielgerichteten Vereinsphilosophie nicht mehr drin ist. "Eigentlich sind wir auf dem richtigen Weg, regelmäßig laufen wir in der Bayernliga mit elf Eigengewächsen auf", spekuliert Riegler vor sich hin.
Leistungsträger wie Patrick Kroiß, Christoph Hasselmeier oder Sven Landshuter tragen das Spvgg-Gen seit Jugendzeiten in sich, gehen mit starken Leistungen voran. Doch irgendwie gelingt es nicht, um solche "Eckpfeiler" (Harald Rieger) eine Bayernliga-Spitzenmannschaft zu formen. "Es fehlt generell die Geduld der Spieler", sucht der 64-Jährige nach einer Erklärung. "Läuft's gut, wechseln die besten Spieler gleich in höhere Ligen. Läuft's schlecht, ist die Stimmung am Boden."
Aufgrund seiner langjährigen Tätigkeit bei der Spielvereinigung weiß der Abteilungsleiter die aktuelle Situation aber realistisch einzuschätzen. Für ihn ist Platz 12 derzeit eine Momentaufnahme, die das Große und Ganze nicht in Gefahr bringt. "Wir sind Bayernligist, haben eine super Jugendarbeit und eine tolle Infrastruktur", rührt Riegler für Ansbach die Werbetrommel. Er ist stolz - und das nicht zu Unrecht, immerhin war er an dieser positiven Entwicklung maßgeblich beteiligt.
Sein Anliegen war es auch, das aktuelle Trainerduo Marco Schülein/Duane-Carl Collins zu installieren. "Ich habe beide bereits als Spieler nach Ansbach geholt und sie immer begleitet", erzählt Harald Riegler. Deshalb führen Gespräch hinsichtlich einer Verlängerung der Trainerverträge über die Saison hinaus andere Spvgg-Funktionäre. "Da bin ich wohl befangen. Aber wenn es nach mir ginge, hätten wir längst verlängert."
Zum Ende des Gesprächs mit FuPa hin, geht Harald Riegler ein weiteres Mal auf die Frage ein, warum es zurzeit nicht läuft bei Ansbach und warum nicht mehr drin ist bei der Spvgg. Man merkt, dass den 64-Jährigen diese Themen beschäftigen - nicht nur während des Pressetermins. "Uns fehlt die Konstanz", macht der deutlich und schiebt hinterher: "Und die Lernbereitschaft, hinten dicht zu machen." Die Probleme sind bekannt, die Lösungen (noch) nicht. Fußball ist manchmal eben auch eine Denksportaufgabe...