2024-05-10T08:19:16.237Z

Ligabericht
Die Gewinner des Spieltags: Steffen (rechts) und Jakob Müller trafen fünfmal. Foto: Günter Bergmann
Die Gewinner des Spieltags: Steffen (rechts) und Jakob Müller trafen fünfmal. Foto: Günter Bergmann

Müller und Müller schocken den Spitzenreiter

Bezirksliga: Das Möhringer 5:1 sowie der Plattenhardter Auswärtssieg sind die Ausrufezeichen des Spieltags.

Erstaunen rund um die Spvgg Möhringen, Erleichterung beim TSV Plattenhardt. Die beiden Filder­clubs haben die Ausrufezeichen des 29. Spieltags der Fußball-Bezirksliga gesetzt. Während die Möhringer mit fünf Toren ihres Sturmduos Müller und Müller mal eben den Spitzenreiter Münster vom Rasen fegten, bescherten die Plattenhardter ihrem neuen Trainergespann Giersdorf/Bayrak einen Einstand nach Maß. Nach einem 2:0-Sieg in Untertürkheim hat der Tabellenvierzehnte im Kampf um den Klassenverbleib wieder Land in Sicht.

Möhringer Überrumpelung

Fünf Stück hatte seine Mannschaft dem SV Vaihingen eingeschenkt. Fünfmal musste in der vorigen Woche auch der Gegner Plattenhardt den Ball aus dem Netz klauben. Insofern, stellt der Trainer Jörg Elser fest, ,,kommt das jetzige Ergebnis nicht von ungefähr". Ja, die magischen Möhringer fünf, sie fielen am Sonntag erneut. Nur, und das macht die Sache vor allem bemerkenswert: aktuell kam der Kontrahent nicht aus dem tabellarischen Niemandsland oder von den Kellerstufen des Klassements - er hieß TSVgg Münster. Es war der Spitzenreiter und Titelfavorit. Ein 5:1 gegen das bislang beste Team der Saison! Potzblitz, da gilt es erst einmal Luft zu holen. Damit hat die Spvgg Möhringen das Ausrufezeichen des Spieltags gesetzt, wobei Elser den Coup allerdings nur als eine Station einer ,,insgesamt sehr zufrieden stellenden Entwicklung" sieht.

Graue Maus auf dem Weg zum Hecht im Karpfenteich. Die Anzeichen sind gut - nicht zuletzt, weil die zwei Dienstältesten des Aufgebots wie im Frühling ihrer Karriere aufspielen. Müller und Müller, das Sturmgespann, stutzte den Favoriten im Duett zurecht. Alle fünf Treffer gingen auf ihr Konto. Dreimal netzte Steffen Müller ein, das erste Mal bereits nach nicht einmal 100 Sekunden. Nebeneffekt: das Torjägerduell mit seinem Gegenüber Marco Schulz, der gegen Martin Homm keinen Stich machte, gewann er klar. Im Kampf um die Schützenkanone der Filder-Zeitung steht es zwischen den Führenden Steffen Müller und Schulz nun nur noch knapp 27:28.

Nach dem Schichtdienst auf den Fußballplatz

Zwei Treffer markierte derweil Müller, der Zweite, Vorname Jakob, in seinem Fall begleitet von einer Auszeichnung durch seinen Coach: ,,Für mich war er der Spieler des Spiels", sagt Elser, dessen Überrumpelungstaktik perfekt aufging. Die Lobhymne auf seinen Angreifer: ,,Überragend, grandios, besser geht es nicht." Und das, obwohl der 31-Jährige die Nacht zuvor durchgeackert hatte. Nach dem Schichtdienst beim Bosch hatte es nur noch für eine kurze Mütze Schlaf gereicht.

Die Sorge für die Möhringer: eben wegen der beruflichen Belastung, derzeitigen Hausbaus und ob der Tatsache, dass er im Sommer zum zweiten Mal Vater wird, erwägt Jakob Müller sein Karriereende nach dieser Saison. Das zumindest ist die Tendenz. Aber vielleicht denkt er nach ein, zwei weiteren Auftritten wie dem jetzigen ja noch einmal darüber nach. Bis auf ihn und Marcus Weber (will aufhören) bleiben dem Verein Stand jetzt alle Spieler des Kaders erhalten. Eines Kaders, für den nun in der noch laufenden Runde das beste Abschlussergebnis seit sechs Jahren möglich ist. Damals, anno 2009, waren die Möhringer am Ende überraschend Fünfter. In der Gegenwart trennen sie von Rang sechs lediglich noch drei Zähler.

Plattenhardter Erleichterung

Welchen Knopf sie gedrückt haben, weiß Bernd Giersdorf selbst nicht so genau zu sagen. Viel Zeit war ja auch nicht geblieben zwischen der schlagartigen Beförderung von ihm und seinem Teamkollegen Paulo Bayrak am Donnerstagabend zum neuen Spielertrainergespann des TSV Plattenhardt und dem dann ersten Spiel. Gereicht hatte es lediglich für eine kurze Besprechung mit der Mannschaft am Samstag. Die Zahl der Trainingseinheiten: null.

Umso erstaunlicher, was sich auf dem Rasen tat. Dort stieg jenes Aufgebot, das vor Wochenfrist unter dem geschassten Vorgänger Sascha Gavranovic noch hilflos in ein Desaster gegen die Spvgg Möhringen getaumelt war, wie Phönix aus der Asche auf. Der verdiente Lohn: ein 2:0-Sieg in Untertürkheim - es war mithin das dringend benötigte Lebenszeichen im Abstiegskampf. ,,Die Mannschaft hat eine überragende Reaktion und ihr wahres Gesicht gezeigt", sagt Giersdorf, dem zuletzt ins eigene Gesicht die Erleichterung geschrieben stand, ebenso wie jenen rund 50 mitgereisten Zuschauern, die ihr Team im Regen anfeuerten. Giersdorfs Beobachtung: ,,Jeder Spieler hat um jeden Zentimeter Boden gekämpft. Jeder hat alles rausgeholt - eine Willenssache."

Ein Punkt zum rettenden Ufer

Zu den Matchwinnern avancierten Aristidis Perhanidis und Alexander Morell. Der eine erzielte mit einem beherzten Schuss den Führungstreffer, der andere krönte einen Sololauf übers halbe Feld per 16-Meter-Knaller mit der Pike zum zweiten Tor. Nebenbei gingen die personellen Schachzüge auf. Auf vier Positionen hatten Giersdorf/Bayrak die Startformation verändert. Unter anderem kamen Dominik Riegel (Innenverteidigung) und Alperen Albayrak (rechtes Mittelfeld) neu in die Elf - und gehörten im 4-4-1-1-System prompt zu den Besten. Dass die beiden Coaches selbst nicht auf dem Feld mitmischen konnten, wurde kompensiert. Giersdorf laboriert nach wie vor an einer Mittelfußprellung. Bei Bayrak besteht der Verdacht auf einen Bänderriss im Sprunggelenk.

Das war dann aber diesmal der einzige zu vermeldende Schaden. Neuer Stand in der Tabelle: nur noch ein Punkt Abstand zum rettenden 13. Platz. Fünf weitere Male Knöpfe drücken, und diese verkorkste Saison könnte doch noch glimpflich enden.

Vaihinger Ernüchterung

Ist die Luft also doch draußen? Oder war es einfach nur ein einzelner schlechter Tag, ,,an dem nicht viel zusammenlief", wie der Trainer Klaus Kämmerer sagt? Die Antwort werden für den SV Vaihingen die nächsten Wochen bringen müssen, wenn die Gegner unter anderem noch Stammheim, Cannstatt und Münster heißen - und wenn die Schwarzbachkicker dann aufpassen müssen, dass sie in der Tabelle auf der Zielgeraden nicht nach hinten durchgereicht werden.

Aktuell, beim 0:2 gegen den TV Zuffenhausen, hatte Kämmerer zu erkennen: ,,Wir waren nicht zu 100 Prozent präsent. Es war viel Leerlauf drin." Und dazu kam einmal mehr ein Abschlussproblem. Vier dicke Torchancen zählte der Coach: zweimal Fabio Andretti, einmal Maximilian Stockbauer, einmal Max Knoll. Die Ausbeute: null. Wie man es besser macht, zeigte der Gegner. Dem genügten schließlich zwei Freistöße für drei Punkte im Kampf gegen den Abstieg. Kurios fiel die Entscheidung: So klatschte der Ball gegen die Lattenunterkante, prallte von dort gegen den Rücken des Keepers Ronald Schlecker, ehe der Gästeangreifer Marc Lindenmaier ihn über die Linie schob. Ping, pong, Tor. Es hat zum Vaihinger Nachmittag gepasst.

Bonlandener Pflichterfüllung

Am Ende standen zwei gute Nachrichten für den Trainer Robert Stadtmüller. Die erste: aufgrund einer Leistungssteigerung nach dem Seitenwechsel hat seine Mannschaft die Aufgabe beim Schlusslicht Palästina Al Q'uds noch pflichtgemäß gelöst. Endstand 4:0. Die zweite: ,,Es hat sich keiner verletzt", sagt der Coach des SV Bonlanden II. Letzteres hielt er für bemerkenswert, da die gegnerische Gangart im Verlauf der Partie ,,immer nickeliger" geworden sei. Negativer Höhepunkt war ein nicht geahndeter Ellbogenschlag gegen Philipp Straub.

Ansonsten? Die Zuschauer sahen ein Spiel mit wenig Glanz. Ausnahmen stellten nur die beiden ersten Treffer dar. Bei beiden war Niels Wüllbier direkt beteiligt. Zunächst bediente er seinen Teamkollegen Simon Kirschner, der den Ball mit dem Außenrist über den Torhüter lupfte. Dann verwandelte er einen Freistoß direkt. Von ihren vergangenen sechs Begegnungen haben die Bonlandener nun fünf gewonnen.

Aufrufe: 05.5.2015, 14:00 Uhr
Filder-Zeitung / Franz StettmerAutor