2024-05-02T16:12:49.858Z

FuPa Portrait

Jari Erdmann: Freiwilliges Soziales Jahr beim FC St. Pauli

Der Steinhagener Fußballer und Jugendtrainer Jari Erdmann absolviert ein freiwilliges soziales Jahr bei den Kiezkickern des FC St. Pauli. Wenn es gut läuft, kann er sich seine berufliche Zukunft dort vorstellen.

Jari Erdmann hat eine kurze Nacht hinter sich. Frühmorgens um 2.30 Uhr ist der 18-Jährige aus einem Jugendcamp der FC St. Pauli-Rabauken in der Nähe von Bonn nach Hamburg zurückgekehrt. Bevor er sich aufs Ohr hauen konnte, musste er zusammen mit den anderen Trainern erst noch die Übungsutensilien wie Bälle und Hütchen einlagern. Der frisch gebackene Abiturient beschwert sich aber nicht. Schließlich ist es genau das, was der Steinhagener nach dem Schulabschluss machen wollte.

„Ich wollte nicht sofort mit einem Studium beginnen und quasi von einer Schule zur nächsten wechseln. Durch das freiwillige soziale Jahr gewöhnt man sich an die Arbeit und merkt, wie anstrengend das ist. Da ich aber ein absoluter St. Pauli-Fan bin, macht das Ganze natürlich auch super viel Spaß“, sagt Erdmann, der seine Stelle bei den Kiezkickern am 1. August angetreten ist. Er ist einer von 16 FSJlern, die sich gegen 140 andere Bewerber durchgesetzt haben und nun bei den Rabauken zum Einsatz kommen.

Die Rabauken sind eine eigenständige Abteilung des Hamburger Proficlubs. Die U 7 bis U 9-Mannschaften des Vereins zählen dazu, und es geht noch nicht vorrangig um den Leistungsgedanken – auch wenn jeder Spieler wohl hofft, ab der U 10 den Sprung ins vereinseigene Nachwuchsleistungszentrum zu schaffen. Daneben bieten die Rabauken deutschlandweite Jugendcamps, Fußball-Unterricht im Rahmen von Schulkooperationen oder aber auch Kindergeburtstage im Millerntor-Stadion an.

Erdmanns Hauptaufgabe ist das Traineramt beim U 8-Team. Eine Tätigkeit, die der Mittelfeldspieler neben seinem eigenen sportlichem Werdegang auch schon bei seinem Stammverein Spvg. Steinhagen ausgeübt hat. Dort hat er vor fünf Jahren den 2010er Jahrgang als Bambinis übernommen und nun schweren Herzens abgeben müssen. Passenderweise an seinen Vater Oliver, der zugleich auch Jugendleiter der Steinhagener ist.



„Ich will herausfinden, ob ich im Leistungs-Fußball arbeiten kann und will“

Jari Erdmann macht aber nicht nur zweimal in der Woche Training mit seinen Jungs und begleitet sie am Wochenende an den Spieltagen – es fallen auch viele andere Aufgaben an. „Paderborn und Bremen bieten beispielsweise auch gute freiwillige soziale Jahre an, aber bei St. Pauli ist es etwas ganz Besonderes, da es das sonst so nicht gibt“, schwärmt Erdmann. So hat er die Möglichkeit, in ganz unterschiedliche Bereiche eines professionellen Fußballvereins hineinzuschnuppern. Wenn die Sommerferien vorbei sind und damit auch die Fußballcamps der Rabauken weniger werden, kann er im Nachwuchsleistungszentrum hospitieren, auf der Geschäftsstelle mitarbeiten oder aber mit dem Greenkeeper den Platz am Millerntor ausbessern. Dinge, die keinesfalls selbstverständlich sind, wie Erdmann betont.

Daher weiß er die Möglichkeiten, die ihm der FC St. Pauli eröffnet zu schätzen und möchte sie nutzen. „Ich will in dem Jahr herausfinden, ob ich im Leistungs-Fußball arbeiten kann und will“, sagt Erdmann, „daher hoffe ich auf viele Kontakte. Grundsätzlich ist es so, dass ganz viele Trainer im Nachwuchsleistungszentrum von St. Pauli vorher FSJler waren und wenn es passen sollte, kann ich mir auch vorstellen, das zu machen.“

Die Gelegenheit, mit dem neuen Cheftrainer der Profis, Timo Schultz, ein paar Worte zu wechseln gab es für Erdmann ebenfalls schon. In dessen ostfriesischen Heimatort Esens geht es übrigens als nächstes. Denn dort findet ein weiteres Jugendcamp statt, für das Erdmann als Trainer eingeteilt ist. Nach nur einem Tag Freizeit. Zeit für die eigene Fußballlaufbahn – Erdmann, der in diesem Jahr sein erstes Seniorenjahr bestreitet, hat sich beim Hamburger Bezirksligisten HFC Falke angemeldet – bleibt da nicht viel. Aber das stört ihn alles nicht. Als eingefleischter Fan ist er schließlich ein Rabauke aus Leidenschaft.

Aufrufe: 018.8.2020, 07:30 Uhr
Sven HauhartAutor