2024-05-10T08:19:16.237Z

Im Nachfassen
Zwei Trainer, zwei unterschiedliche Wege: Marek Lesniak (links) spielt mit der SpVg Olpe in der kommenden Saison in der Westfalenliga, Jürgen Winkel mit dem FC Lennestadt in der Landesliga. Foto: leem
Zwei Trainer, zwei unterschiedliche Wege: Marek Lesniak (links) spielt mit der SpVg Olpe in der kommenden Saison in der Westfalenliga, Jürgen Winkel mit dem FC Lennestadt in der Landesliga. Foto: leem
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Wege der Aushängeschilder des Kreises Olpe trennen sich

Olpe hat wohl Klassenerhalt sicher - Für Lennestadt geht es wohl wieder Richtung Landesliga

Die beiden Fußball-Aushängeschilder des Kreises Olpe gehen getrennte Wege. Notgedrungen, denn das Derby schaffte Klarheit. 2:1-Gewinner SpVg Olpe darf sich auf eine weitere Saison in der Westfalenliga freuen, 1:2-Verlierer FC Lennestadt muss nach einjährigem Abenteuer in der höchsten Liga, in der die beiden einzigen Klubs aus dem Kreis Olpe vertreten sind, wieder zurück in die Landesliga.

Dass alles noch anders verläuft, glaubt niemand ernsthaft mehr und ist im Bereich der Theorie anzusiedeln. Seit Samstag steht fest: Olpe ist so gut wie gerettet, Lennestadt so gut wie abgestiegen.

Verblüffend: Bei unterschiedlichen Perspektiven vertrauen die beiden Klubs einer identischen Strategie. ,,Die Planungen laufen unabhängig von der Klassenangehörigkeit“, sagte der Lennestädter Trainer Jürgen Winkel am Rande des Kreisduells am Kreuzberg. Hintergrund: Qualitativ herrscht zwar zwischen Landes- und Westfalenliga ein Riesenunterschied, doch auf personellem Sektor halten sich die Alternativen in einem überschaubaren Rahmen. ,,Bei uns in der Region sind die Möglichkeiten geringer, Spieler auf Westfalenliga-Niveau zu finden“, weiß Winkel und weist auf das umfangreiche Angebot im Ruhrgebiet hin.

Was für den FC Lennestadt gilt, hat auch auf die SpVg Olpe großen Einfluss. Folge: Beide Klubs müssen größtenteils auf namhafte Verstärkungen verzichten und insbesondere Talente sichten, fördern und fordern. Für den FC Lennestadt heißt das: A-Jugendspieler wie Samuel Eickelmann, Semih Baser oder auch Fabian Bieker aus der zweiten Mannschaft, die in Olpe zum Kader zählten, rücken wie Omar Radoncic, ebenfalls ein Talent, künftig weiter in den Blickpunkt. ,,Wir sind von unserer Mannschaft überzeugt und werden sie nur punktuell verstärken“, erklärt der Trainer.

Zu den Neuen zählt auch Sebastian Kaufmann, der im Sommer von der SG Kirchveischede/Bonzel zurückkehrt. Vom FC Langenei-Kickenbach kommt Alexander Schauerte. Der FC Lennestadt, der vor der aktuellen Saison als Landesliga-Vizemeister über die Relegationsrunde aufgestiegen ist, wird auch im nächsten Spieljahr eine leistungsstarke Elf aufbieten können. ,,Wenn wir eine Liga tiefer müssen, wollen wir im ersten Tabellendrittel mitspielen“, sagt Winkel, der das Abenteuer Westfalenliga als ,,für alle lehrreich“ bezeichnet. Der Trainer: ,,Wir wussten, dass es schwierig werden würde, aber wir wussten auch, dass wir es schaffen können.“

Der Klassenerhalt wird allerdings angesichts von elf Punkten Rückstand auf den ersten Nicht- Abstiegsplatz kaum noch zu bewerkstelligen sein, denn das Restprogramm mit FC Iserlohn (H), Mengede (A), DJK Hordel (H), Westfalia Wickede (A), und TuS Sinsen (H) beschert dem FC Lennestadt äußerst schwere Aufgaben.

Marek Lesniak, Trainer der SpVg Olpe, rechnet aber mit einer schnellen Neuauflage der samstäglichen sportlichen Auseinandersetzung. ,,In zwei Jahren kommt ihr zum Kreisderby wieder zum Kreuzberg“, sagte er während der Pressekonferenz zu seinem Gegenüber Jürgen Winkel. Voraussetzung dafür ist der sofortige Wiederaufstieg des FC Lennestadt.


Zunächst jedoch steht aber auch in der Kreisstadt die Ausrichtung auf die nahe Zukunft an. Wer geht, wer kommt? Nachdem Steffen Hebbeker trotz des Wohnortwechsels von Olpe nach Lennestadt seine Zusage für ein weiteres Jahr gegeben hat, gibt es im Kader nur noch zwei Wackelkandidaten: Andreas Krolewski und Oliver Zieger. Ihr Bleiben hängt von der beruflichen und studienbedingten Zukunft ab. Gut möglich also, dass die Mannschaft komplett zusammenbleibt. ,,Wir sind immer für eine Überraschung gut“, antwortet Vorstandsmitglied Jörg Hennecke zwar auf die Frage nach Neuzugängen, doch die Realität lässt eine andere Vermutung zu. Denn: Mit Sebastian Wasem und Christian Runkel, beide vom 1. FC Kaan-Marienborn, die perfekt ins Anforderungsprofil der Spielvereinigung gepasst hätten, sagten bereits geschätzte Kicker ab. Wasem schließt sich im Sommer dem SC Drolshagen, Runkel dem VSV Wenden an.

Die Wechsel vom Oberligisten zum Bezirksligisten werfen insbesondere eine Frage auf: Warum? ,,Mit sportlichem Ehrgeiz ist das nicht zu erklären“, antwortet Jörg Hennecke. ,,Manchmal kann ich das nicht verstehen“, ergänzt Marek Lesniak. Da auch Marius Uebach (RW Hünsborn) seine sportliche Zukunft nicht am Kreuzberg, sondern weiter am Löffelberg sieht, stehen die Kreisstädter (noch) mit leeren Händen da. ,,So wie es aussieht, werden wir keine namhaften Spieler bekommen“, vermutet der Trainer. Erschwerend kommt hinzu, dass namhafte Neuzugänge überhaupt nur dann in Frage kommen, wenn ,,sie uns sofort helfen können“, wie Lesniak erklärt. Heißt: Es müssten Spieler sein, die in die Stammelf rücken würden. Die Möglichkeiten sind gering. Also wird der Klub, ähnlich wie der FC Lennestadt, auf Talente setzen müssen. Hennecke: ,,Ein guter Unterbau ist zwingend notwendig.“ Die jüngste Vergangenheit lässt jedenfalls hoffen, denn Rohdiamanten wie Alexander Santana, Kevin Krumm und Marcel Kühr haben unter Lesniak einen steilen Aufstieg vollzogen. ,,Wir sind mit dem Kader zufrieden“, bilanziert Hennecke.

Die beiden Fußball-Aushängeschilder des Kreises Olpe gehen sportlich zwar unterschiedliche Wege, vertrauen aber einer identischen Philosophie. Doch wer ersetzt im kommenden Jahr den FC Lennestadt. Alles deutet auf die SG Finnentrop/Bamenohl hin, die sich zurzeit mit drei Punkten Vorsprung auf dem Landesliga-Thron sonnt. Der Klub wäre kein Unbekannter, denn im Spieljahr 2015/16 haben die Olper gegen die Bamenohler in der Westfalenliga zweimal gewonnen: 6:1 im Hinspiel, 3:2 im Rückspiel. Wie in der aktuellen Saison gegen den FC Lennestadt. 4:2 und 2:1 lauteten die Ergebnisse. Die Kreisduelle – egal gegen wen - scheinen den Kreisstädtern zu liegen.

Aufrufe: 024.4.2017, 14:30 Uhr
Werner LeemreizeAutor