2024-04-29T14:34:45.518Z

Interview
Michael Meister hängt an Blau-Weiß 90. F: Arlinghaus
Michael Meister hängt an Blau-Weiß 90. F: Arlinghaus

"Im Nachhinein zu bereuen, ist kein guter Ratgeber"

Hinter dem Projekt "Blau-Weiß 90 is back" steht vor allem ein Name: Michael Meister. Der Präsident ist sichtlich stolz auf die Entwicklung der letzten Jahre und bereut dabei keine Entscheidung. Im ersten Teil des Interviews spricht er über die vielen Spielerwechsel, Kontinuität auf einer Position und den Aufbau der A-Jugend.

Ein Bericht von Marcel Peters - https://www.facebook.com/AmateurberichterstattungMarcelPeters/ - regelmäßig Berichte über Berliner und Brandenburger Amateurfußballer oder Vereine. Gesprächspartner: Michel Meister

Herr Meister, das „Projekt“ Blau-Weiß 90 ist in den letzten Jahren rasant gewachsen, aus der „Versenkung“ hat es der Verein wieder in den überregionalen Fußball geschafft. Kann man stolz auf die Entwicklung der letzten Jahre blicken?

Nach dem Konkurs 1992 über 20 Jahre in der Versenkung verschwunden und nun innerhalb von dreieinhalb Jahren von der 7. Liga der Landesliga in den überregionalen Bereich in der 5. Liga, der Oberliga. Den Jugendbereich sowie die Infrastruktur erheblich verbessert. Wer wäre da nicht stolz?

Wenn Sie die Zeit ein wenig Revue passieren lassen, welche Entscheidungen und Momente sind ihnen dabei in besonderer Erinnerung geblieben?

Es sind zu viele Momente und Entscheidungen, als dass man sie einzeln aufführen kann. Die beiden Aufstiege in die Verbands- und Oberliga sind natürlich sehr schöne Momente gewesen. Aber ich nehme es auch sehr gerne zur Kenntnis, dass man in Berlin von vielen Seiten aus unsere solide und seriöse Arbeit zu schätzen und zu loben weiß, auch wenn teils auch Neid zu spüren ist. Das ist aber im Fußball ganz normal.

Gibt es auch Entscheidungen, die Sie im Nachhinein bereuen und bei einer erneuten Chance anders gestalten würden?

Dinge die man tut im Nachhinein zu bereuen, ist kein guter Ratgeber. Man muss immer zu dem stehen, was man getan hat, so oder so! Man hat sich ja schließlich lange mit einer Sache beschäftigt, bevor man eine Entscheidung trifft. Ich tue es jedenfalls so. Wirklich bereuen sollte man nur Dinge, die man nicht getan hat.

Wenn ich das an unserer Historie richtig erkennen kann, haben die Investitionen zur Saison 2015/2016 begonnen. Damals wurde Marco Gebhardt als Trainer vorgestellt. Zu zwei Aufstiegen hat er die Mannschaft geführt, auch in der schwierigen Phase dieser Hinrunde wurde an ihm festgehalten. Ist das auch ihr Trainer für die kommenden Jahre?

Nach derzeitigem Stand gibt es keinen Grund an der Position des Trainers etwas zu ändern. Wenn man ein großes Projekt wie „Blau-Weiß 90 is back“ plant und dann auch startet, sollte klar sein, dass Kontinuität, besonders in Personalangelegenheiten sehr wichtig ist. Der Trainer ist ein sehr wichtiger Bestandteil des Projektes, steht für Erfolg, wie er eben auch zu Misserfolgen steht. Bei kurzfristigen Misserfolgen in Panik zu geraten und erstmal, wie bei vielen anderen Vereinen üblich, den Trainer zu entlassen, ist oft sehr kurz gedacht. Die Arbeit eines Trainers ist eben nicht nur über Ergebnisse definiert, auch wenn viele das so sehen. Die gute langfristige Arbeit der Trainer zeigt eben auch momentan seine positiven Ergebnisse.

Nicht ganz so viel Kontinuität herrscht bei dem Spielerpersonal. Es ist ein ewiges Kommen und Gehen. Haben sie dabei noch einen ungefähren Überblick, wie viele Spieler in den letzten Jahren „verpflichtet“ wurden?

Wenn ich diesen Überblick nicht hätte, wäre ich hier an der falschen Stelle.

Spielerpersonal hängt auch ganz viel von der jeweiligen Liga und den damit verbundenen Aufwand, Ansprüchen und Aufwendungen ab. Durch die beiden Aufstiege ist der Aufwand jeweils auch gestiegen, den nicht alle Spieler mitgehen konnten. Hinzu kommt, dass wir diese Saison den Kader extrem verjüngt haben, um mit ihm ein paar Jahre zusammen arbeiten zu können. Vor der Saison haben uns acht Spieler, alle über 29 Jahre alt verlassen und es sind neun Spieler, alle 18-23 Jahre alt, zu uns gekommen.

Nach dem Aufstieg im vergangenen Jahr hielten viele Experten große Stücke auf das Team. Als „Geheimfavorit“ ist die Mannschaft in das Jahr gestartet - und ist schnell auf dem Boden der Tatsachen gelandet. Haben sie mit dieser Situation gerechnet?

Die sogenannten „Experten“ haben uns zum „Geheimfavorit“ gemacht nicht wir. Wenn man den Kader extrem verjüngt, wo es klar ist, dass es etwas an Erfahrung fehlt, ist es logisch, dass man nicht weiter fast jedes Spiel gewinnt wie vorher, zumal die Oberliga auch eine andere Liga ist. Mir und auch dem Trainerteam war dies völlig klar. Was nicht heißen soll, dass wir mit unserem Eintrag in die Geschichtsbücher mit 7 Spielen ohne Sieg und vor allem ohne 1 geschossenes Tor gerechnet haben. Da haben uns alle belächelt, aber aktuell sind wir 7. in der Tabelle und das nicht ohne Grund.

Jetzt ist eine 1.Herrenmannschaft in nahezu allen Vereinen das Aushängeschild. Trotzdem wurde in den vergangenen zwei Jahren, vor allem durch Rani Al-Kassem, auch im Jugendbereich viel bewegt. Soll dieser Weg konsequent weitergeführt werden?

Die Jugend ist langfristig unabdingbar. Wir mussten auch erstmal wieder eine A-Jugend aus dem Boden stampfen, nachdem man vor 5 Jahren sie in der 2. höchsten Liga spielend, mal einfach abgemeldet hat. Bis runter zur G-Jugend versuchen wir neue Strukturen zu schaffen.

Ist es der Plan, auch bald Spieler für die 1.Herren auszubilden um die Gelder für Spielerwechsel zu sparen?

Auch wenn wir mit der A-Jugend erst in der Landesliga spielen, werden wir zur nächsten Saison drei bis vier Spieler aus der A-Jugend in den Oberliga-Kader hochziehen. Langfristig ist das Ziel, die meisten Zugänge im Kader der 1.Herren aus der eigenen Jugend zu holen. Dies bedarf aber eben viel Zeit und Geduld und diese bringen wir mit.

Aufrufe: 04.4.2019, 10:35 Uhr
Marcel PetersAutor