2024-04-25T14:35:39.956Z

Aufreger der Woche
Der alte Tennenplatz vom TSV Jahn Büsnau wird vorerst nicht durch einen neuen Kunstrasen ersetzt. Foto: cf
Der alte Tennenplatz vom TSV Jahn Büsnau wird vorerst nicht durch einen neuen Kunstrasen ersetzt. Foto: cf

Doppelhaushalt: Viele Vereine bleiben auf der Strecke

Bürgerhaushalt sorgt für Unverständnis bei Fußballvereinen

Geht es nach dem Haushaltsentwurf, sollen die Sportfreunde Stuttgart und der FC Feuerbach bald einen neuen Kunstrasenplatz erhalten. Die anderen Stuttgarter Tennenplätze wurden vorerst nicht berücksichtigt – zum Verdruss von Klubs wie der SG Weilimdorf und dem TSV Heumaden.

Der Stuttgarter Oberbürgermeister Fritz Kuhn hat am Donnerstag vergangener Woche seinen Entwurf für den kommenden Doppelhaushalt präsentiert. Für viele Vereine sind die Wünsche allerdings auf der Strecke geblieben – zumindest vorerst. Denn zunächst einmal werden die Stadträte über den Entwurf beraten. Zudem können die Gemeinderatsfraktionen am 22. Oktober Anträge stellen. „Wir gehen davon aus, dass im Bereich des Sports, insbesondere was auch die Sportplätze anbelangt, von den Gemeinderatsfraktionen noch entsprechende Anträge gestellt werden“, erklärt Dieter Besserer, stellvertretender Leiter des Amts für Sport und Bewegung, und betont: „Da geht es nicht nur um die Umwandlung von Tennen- in Kunstrasenplätze, sondern auch um die Erneuerung bereits vorhandener Kunstrasenoberbeläge, weil diese nur eine gewisse Lebensdauer haben.“

Daher ist sich Besserer sicher, dass der Entwurf noch verändert beziehungsweise ergänzt wird, und dass dabei auch darüber diskutiert werden wird, noch weitere Tennen- in Kunststoffrasenplätze umzuwandeln. Zwei dieser Projekte möchte OB Kuhn in den nächsten beiden Jahre umsetzen. Dies betrifft den Platz des FC Feuerbach sowie der Sportfreunde Stuttgart. Keine Berücksichtigung im Haushaltsentwurf findet dagegen beispielsweise der Tennenplatz der SG Weilimdorf. Auf der Prioritätenliste des Sportamtes steht dieser nur auf Rang drei und im Gesamtranking auf Platz vier.

"Das kann ich mir nicht erklären"

SGW-Abteilungsleiter Dirk Hoppmann zeigt sich darüber verständlicherweise nicht erfreut. „Das ist schon schade. Aber wir geben nicht auf. Am Entwurf kann sich noch viel verändern.“ Überrascht hat Hoppmann vor allem eines: dass ausgerechnet der FC Feuerbach einen neuen Kunstrasen bekommen soll. „Das kann ich mir überhaupt nicht erklären“, konstatiert der Abteilungsleiter. „Zumal der FC Feuerbach mit der Sportvereinigung Feuerbach vereinbart hat, deren Naturrasen mitbenutzen zu dürfen.“ Laut Mathias Neumann, erster Vorstandsvorsitzender des FC Feuerbach, sei dies aber nur bedingt der Fall, „weil der Platz meistens bei schlechtem Wetter gesperrt ist. In diesem Sommer war er wegen der Hitzeperiode sogar für acht Wochen gesperrt“, entgegnet Neumann. „Ich gönne dem FC Feuerbach das natürlich hundertprozentig, wenn sie einen Kunstrasen kriegen“, meint Hoppmann: „Aber wenn man auf der anderen Seite mal die Dimensionen von den einzelnen Vereinen vergleicht, dann weiß man gar nicht mehr, was man dazu sagen soll.“

Dass der FC Feuerbach ein kleiner Verein ist, bestreitet Neumann nicht. Fakt sei aber auch: „Wir haben einen Spielbetrieb und können mitunter selber wirtschaften. In unserem ganzen Trainerstab sind zudem alle ehrenamtlich tätig“, erläutert der Vorstandsvorsitzende. „Und der FC Feuerbach hat einen guten Juniorenbereich, und die Jungs können nicht immer nur auf dem Tennenplatz spielen.“ Die Berücksichtigung im Haushaltsentwurf komme dabei nicht von ungefähr. „Wir haben etwas dafür getan und uns entsprechend engagiert. Ich war persönlich viel unterwegs in der gesamten Gemeinde und habe auch mit dem ein oder anderen aus dem Gemeinderat geredet. Die sind bei uns auch vorbeigekommen und haben eine Besichtigung gemacht.“ Außerdem suche man den Kontakt zu anliegenden Klubs. „Der Kunstrasen soll nicht nur dem FC Feuerbach etwas Gutes tun, sondern dem gesamten Sportpark“, sagt Neumann und merkt an: „Man darf auch nicht vergessen, dass die SG Weilimdorf immerhin zwei Rasenplätze, einen Tennenplatz und einen kleinen Kunstrasen hat. Und vorletztes Jahr standen sie noch kurz davor, einen Insolvenzantrag zu stellen, wenn die Stadt Stuttgart ihr Gebäude nicht zum überhöhten Preis gekauft hätte.“ Der FC Feuerbach warte derweil schon lange auf einen Kunstrasen. „Wir standen vor etwa zwei Jahren schon an dritter Stelle, aber dann haben die Kickers ziemlich viel Geld gebraucht, sodass die Planung des Kunstrasens nach hinten verschoben worden ist“, so Neumann.

Unterschiedliche Stimmungslagen

Als zweiter Fußballklub hinter der SG Weilimdorf erreichte der TSV Heumaden – auf der Liste des Sportamtes auf Rang vier – den achten Gesamtplatz. „Das ist eine herausragende Leistung für einen Verein wie den TSV Heumaden. Das hat natürlich sehr große Hoffnungen geweckt“, erklärt der stellvertretende Abteilungsleiter Tobias Teuber, der auf den Haushaltsentwurf zum Teil irritiert reagierte: „Eigentlich war im Plan vorgesehen, jedes Jahr drei Plätze umzuwandeln. Da ist für mich die erste Frage, warum dann zwei Seiten später jeweils nur ein Platz drin ist.“ Über die Berücksichtigung des FC Feuerbach zeigte sich auch Teuber verwundert. „Ohne etwas gegen Feuerbach sagen zu wollen, habe ich festgestellt, dass sie auf Platz 2700 gelandet sind – mit weniger als 200 Stimmen und sogar mehr Gegenstimmen. Da muss man sich auch die Frage stellen, was dann der Sinn hinter so einer Bürgerbefragung ist.“ Der FC Feuerbach verweist darauf, dass man natürlich nicht so viele Mitglieder wie andere Vereine habe. „Aber auf der anderen Seite habe ich bei allen Veranstaltungen, wo ich tätig war, von anderen Vereinen kaum welche gesehen“, bemerkt Neumann: „Aber ich möchte jetzt andere nicht schlecht machen. Im Prinzip braucht jeder Verein einen Kunstrasen, weil das einfach zukunftsweisend ist. Ich würde es auch jedem gönnen.“

Bei der Bürgerbefragung habe Heumaden jedenfalls 1497 Für- bei unter 200 Gegenstimmen gesammelt, so Teuber. „Da sieht man ja, dass der Verein beziehungsweise auch die Region einen Kunstrasenplatz an diesem Ort braucht“, betont der stellvertretende Abteilungsleiter und fügt hinzu. „Ich kann es bei anderen Vereinen nicht einschätzen, aber der TSV Heumaden war schon immer dabei, sich auch um die Jugend zu kümmern, und der Verein setzt sich sehr für Flüchtlinge ein nach dem Motto 'TSV Heumaden – wo Integration spielend gelingt'. Da ist es schon enttäuschend, wenn auch das soziale Engagement des Vereins anscheinend nicht richtig betrachtet wird.“

Größer ist die Freude aufseiten der Sporfreunde, deren Tennenplatz ebenfalls umgewandelt werden soll. „Für uns ist das natürlich hervorragend. Wir warten ja auch schon eine ganze Weile darauf, einen neuen Kunstrasenplatz zu kriegen“, sagt der Fußball-Abteilungsleiter der Sportfreunde Stuttgart Rainer Jülich und relativiert: „Es sind nicht mehr viele Mannschaften, die einen Hartplatz haben. Wir sind sowieso schon unter den Letzten, und bei uns ist es tatsächlich so, dass unser Hartplatz fast nicht mehr bespielbar ist. Da wachsen schon wilde Sträucher und so weiter.“

Erste positive Signale für die SG Weilimdorf

Den Verdruss anderer vorerst nicht berücksichtigter Vereine kann Jülich nachvollziehen. „Ich kann sie verstehen. So ging es uns ja auch jahrelang.“ Warum nun die Sportfreunde sowie Feuerbach im Entwurf des Oberbürgermeisters ausgewählt wurden, weiß der Abteilungsleiter nicht. „Ich habe nur gehört, dass auch wegen der Haushaltslage generell gespart wird. Eigentlich sollten schon viel mehr Plätze umgewandelt werden. Aber es wurde auch in den letzten Jahren schon öfters gerügt, dass allgemein für die Sportvereine nicht mehr so viel getan wurde wie in den Jahren zuvor.“

Welche Projekte für die kommenden zwei Jahre im Endeffekt eingeplant werden, entscheidet der Gemeinderat bis zum 18. Dezember. „Die Arbeit fängt jetzt erst richtig an. So wie es bis jetzt geplant ist und wie ich bisher auch positive Rückmeldung bekommen habe von einigen im Gemeinderat, die uns unterstützen, bin ich guter Dinge“, sagt Neumann, der sich auch bewusst ist: „Da wird auch viel Verantwortung und Arbeit auf uns zukommen.“ Chancen rechnet sich auch die SG Weilimdorf aus: „Ich hoffe, dass wir am Ende im Doppelhaushalt vertreten sind. Wir kämpfen“, sagt Hoppmann, der wohl bereits leicht zuversichtlich sein kann: „Wir haben schon die ersten Feedbacks von zwei, drei Fraktionen, die sich für uns einsetzen wollen. Wenn es letztlich nicht klappt, dann ist es halt so.“ Ebenso kämpferisch gibt man sich beim TSV Heumaden. „Wir werden natürlich alles Mögliche tun, um noch reingenommen zu werden. Wenns nichts klappen sollte, wären wir mehr als enttäuscht. Die Hoffnung stirbt zuletzt“, sagt Teuber. Sportfreunde-Abteilungsleiter Jülich hofft indes natürlich, dass sich nicht mehr viel ändert. „Aber ich hoffe auch, dass die Sportvereine jetzt auch angesichts der Flüchtlingsproblematik nicht noch weiter zurückstecken müssen.“

Prioritätenliste des Sportamtes

  1. FC Feuerbach
  2. Sportfreunde Stuttgart
  3. SG Weilimdorf
  4. TSV Heumaden
  5. SV Hoffeld
  6. TV Cannstatt
  7. TSV Jahn Büsnau
  8. SV Fasanenhof
  9. SSV Zuffenhausen
Aufrufe: 01.10.2015, 13:00 Uhr
Holger LayerAutor