2024-04-24T13:20:38.835Z

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Bernhard Görg von der Kölner Kanzlei Niering-Stock-Tömp, ist bei Sportfr.Siegen (hier vor der Geschäftsstelle Leimbachstraße) für das Insolvenzverfahren zuständig. Foto: fst
Bernhard Görg von der Kölner Kanzlei Niering-Stock-Tömp, ist bei Sportfr.Siegen (hier vor der Geschäftsstelle Leimbachstraße) für das Insolvenzverfahren zuständig. Foto: fst

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Sportfreunde Siegen haben 80 Geldgeber an Bord - 80 000 Euro fehlen im Etat für 2018/19

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Der bittere Abstieg des TuS Erndtebrück aus der Regionalliga, die euphorische Aufbruch-Stimmung beim Siegener Vorstadtclub 1. FC Kaan-Marienborn nach dem Aufstieg in die Viertklassigkeit, das sind die Themen, die in den letzten Wochen die Meldungen im heimischen Fußball bestimmt haben. Um das langjährige Aushängeschild in Sachen Fußball, die Sportfreunde Siegen, ist es hingegen „verdächtig ruhig“ geworden. Sportlich die Oberliga mit einer jungen und unerfahrenen Mannschaft allen Unkenrufen zum Trotz gehalten - aber wie sieht es mit der finanziellen Situation aus? Immerhin steckt der 119 Jahre alte Traditionsverein seit exakt einem Jahr in einem Insolvenzverfahren.

Fundierte Aussagen zur aktuellen Lage kann derzeit nur der 1. Mann im Verein tätigen - und das ist der für das Insolvenzverfahren zuständige Mitarbeiter der Kölner Kanzlei Niering - Stock - Tömp, Dipl. Kaufmann Bernhard Görg.

„Für mich ist SF Siegen nicht irgendein Job. Mir ist dieser Verein ans Herz gewachsen, und nun stecke ich in einem Dilemma. Einerseits haben wir zusammen mit dem Vorstand, der sich in den letzten Wochen die Hacken abgelaufen und hervorragende Arbeit geleistet hat, viele Einsparungen vorgenommen, neue Strukturen installiert und mit insgesamt rund 80 Geldgebern wichtige Schritte nach vorne gemacht hat, andererseits bin ich mit dem Ergebnis nicht zufrieden. In der öffentlichen Wahrnehmung ist das neue Denken bei den Sportfreunden immer noch nicht angekommen. Wir müssen jetzt auf der Zielgeraden der Stadt, der Region, der Wirtschaft klarmachen, dass es die Lommelfreunde nicht mehr gibt. Die Region hat immer noch nicht verstanden, dass hier ein Traditionsverein auf dem Spiel steht. Es geht um soviel bei dem Verein, der den Namen der Stadt trägt und über 250 Jugendspieler in seinen Reihen hat. Aber am Ende des Tages steht fest: Wenn Geld fehlt, dann müssen wir wie die Reißleine ziehen.“

Werfen wir einen Blick auf die Zahlen: Nachdem der Etat für die Regionalliga-Saison 2016/17 rund 1,3 Millionen Euro betragen hat und am Ende 300 000 Euro fehlten, haben die Verantwortlchen bei SF Siegen drastische Einsparungen vorgenommen und den Etat für die Oberliga-Saison 2017/18 auf 800 000 Euro (davon entfallen 550 000 Euro auf den Spielbetrieb der 1. Herrenmannschaft, 250 000 Euro auf die Jugend und Frauenmannschaft) heruntergeschraubt. Auch das ist neu bei den Sportfreunden, denn große Altlasten gibt es aus der nun am 30. Juni zu Ende gehenden Saison zu gut wie keine.

Jetzt geht es um die Etatplanungen für 2018/19. Insolvenzverwalter und Vereinsspitze planen mit einem Finanzrahmen von 750 000 Euro (520 000 für Spielbetrieb 1. Herrenmannschaft und 230 000 Euro für Jugend und Frauen). Nun klafft vor der eigentlich für den 30. Juni geplanten „Endabrechnung“ noch eine Lücke von 80 000 Euro. Eigentlich keine „Unsumme“ möchte man meinen, doch Insolvenzverwalter Görg legt da nochmal den Finger in die Wunde: „Wir werden nur mit einem zu 100 Prozent gedeckten Etat in die kommende Saison gehen. Immerhin haftet der Insolvenzverwalter persönlich in einem solchen Verfahren!“

Der Vereinsvorsitzende Roland Schöler ist zuversichtlich, die nötigen Finanzmittel noch zu akquirieren. „Ich habe in den nächsten zwei Wochen etliche Sponsorengespräche. Man muss das auch mal deutlich sagen: es geht nicht mehr um Altschulden, was noch fehlt ist ein vergleichsweise kleiner Betrag für die neue Spielzeit, für die 90 Prozent gedeckt ist.“
Am Freitag ist ein erstes Gespräch mit dem Insolvenzverwalter Dr. Christoph Niering terminiert, bei dem es um Zeitplan und möglichen Abschluss des Insolvenzverfahrens geht.

Aufrufe: 019.6.2018, 12:00 Uhr
Frank SteinseiferAutor