2024-04-25T14:35:39.956Z

Aufreger der Woche
Die Sportfreunde Siegen bereiten sich unbeirrt auf die neue Oberliga-Saison vor – auch wenn an anderer Stelle weiter um den Etat des nun insolventen Vereins gerungen wird. Foto: pm
Die Sportfreunde Siegen bereiten sich unbeirrt auf die neue Oberliga-Saison vor – auch wenn an anderer Stelle weiter um den Etat des nun insolventen Vereins gerungen wird. Foto: pm

Sportfreunde Siegen: Insolvenzverfahren eröffnet

Weiter Lücke im SFS-Etat – Sportfreunde seit Dienstag offiziell "zahlungsunfähig und überschuldet"

Verlinkte Inhalte

Die schlechte Nachricht für die Fußball-Freunde in Siegen und Umgebung: Die Sportfr. Siegen sind nun offiziell zum zweiten Mal nach 2008 insolvent. Die gute Nachricht: Die Eröffnung des Insolvenzverfahrens ändert nichts an dem Bestreben des Insolvenzverwalters, den inzwischen 118 Jahre alten Traditionsverein zu erhalten mit einer Mannschaft in der Fußball-Oberliga Westfalen und einer großen Jugendabteilung.

Das Amtsgericht Siegen hat am Dienstagmorgen um 8 Uhr das Insolvenzverfahren „wegen Zahlungsunfähigkeit und Überschuldung“ eröffnet. Die Sportfreunde, die bekanntlich nach ihrem direkten Wiederaufstieg im letzten Jahr in der Saison 2016/17 zunächst freiwillig und dann auch sportlich aus der Regionalliga West abgestiegen sind, hatten am 19. Juni einen Insolvenz-Antrag gestellt.

Damit sind die Sportfr. Siegen als Verein „aufgelöst“, wie der Insolvenzverwalter Bernhard Görg von der Kölner Anwaltskanzlei Nierig-Stock-Tömp, sagte. Aber es habe sich „faktisch nichts geändert“, betonte er: „Der Verein ist nicht gelöscht, denn das wollen wir ja gerade verhindern.“ Der Vorstand um den Vorsitzenden Roland Schöler sei weiterhin im Amt, sagte Görg, dürfe aber keine Amtsgeschäfte mehr vornehmen, Dafür ist jetzt allein der Insolvenzverwalter zuständig.

Um den Verein fortzusetzen, muss eine außerordentliche Mitgliederversammlung einberufen werden. Und bis zum 25. September haben unterdessen Gläubiger Zeit, ihre Forderungen dem Insolvenzverwalter zu melden.

Görg ist derzeit vor allem damit beschäftigt, den Etat für die kommende Saison zusammenzubekommen. Mit rund 700 000 Euro plant er für das Spieljahr 2017/18 – für den Betrieb des ganzen Vereins, also mit der Oberliga-Mannschaft und der Jugendabteilung, Das sind rund 40 Prozent weniger als im vergangenen Jahr, in das die Sportfreunde mit einem Etat von 1,3 Millionen Euro gegangenen waren. Die 700 000 Euro sollen etwa den Einnahmen in der Saison 2016/17 entsprechen.

„Wir arbeiten gerade an der Einnahmen-Seite“, erklärte der Diplom-Kaufmann aus Köln. Sprich: Görg versucht, Sponsoren für die Sportfreunde zu gewinnen. Und da klafft noch eine Lücke, von der er hofft, die bis zum 11. August, also bis zwei Tage vor dem Saison-Auftakt in der Oberliga bei der Hammer SpVg, schließen zu können.

Seit eineinhalb Wochen spricht Görg mit möglichen Geldgebern. „Wenn wir jetzt noch fünf Sponsoren in einer vernünftigen Höhe bekommen“, rechnete er vor, „können wir sicher in die Saison gehen.“ Die bisherigen Geldgeber habe er „weitgehend halten können“, nur wenige seien „aus anderen Gründen“ abgesprungen.

Görgs Plan ist langfristig ausgelegt: „Wir wollen die Sportfreunde auf einen breiten Sponsorenpool stellen.“ Schließlich wolle er den Verein „mit seinem Konzept in einer Stadt wie Siegen fest verwurzeln“. Der Spielbetrieb in der Oberliga und auch die Ausbildung in der 300 Jugendliche umfassende Nachwuchs-Abteilung sollen gesichert werden.

„Das ist das Pfund für die Zukunft“, sagte Görg, „darin unterscheiden wir uns von den anderen Vereinen in der Umgebung.“ Görg hat eine „Siegener, eine Siegerländer Truppe“ vor Augen.
Sollten die nötigen Einnahmen vor dem 1. Spieltag nicht gesichert sein, müsse er wieder auf der Ausgaben-Seite arbeiten, erklärte Görg. Dann muss er die Kosten des Oberliga-Teams weiter senken, etwa durch die Kündigung von Spielern aus der Mannschaft von Trainer Dominik Dapprich. Das aber ist für Görg kaum denkbar, denn er hat ein Ziel: „Ich will das erste Heimspiel im Leimbachstadion erleben.“ Das wäre am zweiten Spieltag (20. August) gegen den FC Eintracht Rheine.

Aufrufe: 02.8.2017, 23:05 Uhr
Carsten LoosAutor