Hall erhält unverhofft noch eine Chance

Nicht mal insgeheim hatte man im Sportfreunde-Lager damit gerechnet, dass Hall am letzten Spieltag noch zwei Plätze gutmachen könnte. „Wir hatten unter der Woche schon zwei lange Sitzungen, in denen wir uns intensiv mit der Landesliga beschäftigt haben“, gibt Sportfreunde-Vorstand Jürgen Lechner zu. „Ich habe es nicht für möglich gehalten, dass wir doch noch die Klasse halten können.“

Das Nervenspiels beginnt ungefähr um 16 Uhr. Vom Spiel der Haller in Albstadt gibt es auf den üblichen Internet-Seiten wie fupa.net keinen Liveticker. Dafür aus Löchgau, Laupheim und Berg, den Abstiegskonkurrenten der Haller. In Löchgau, das zwei Zähler mehr als Hall hat, geht überraschend der Tabellenletzte Zimmern früh in Führung. „Wir haben gespürt, dass Löchgau nervös ist“, berichtet Zimmerns Trainer Patrick Fossé. „Und wie das dann im Fußball ist: Das Selbstvertrauen kommt zurück und auf einmal habe ich Dinge bei meiner Mannschaft festgestellt, die ich schon ewig nicht mehr gesehen habe.“

In Laupheim führt der FC Wangen schnell 2:0, damit war klar, dass die Wangener vor den Hallern bleiben würden. In Berg stand es Mitte der ersten Hälfte zwischen dem TSV, der einen Punkt besser stand als Hall, und dem VfB Neckarrems 1:1, als die erste Nachricht aus Albstadt eintrudelte: Kocak hatte die Sportfreunde früh in Führung gebracht. Mit dem Pausenpfiff ging Neckarrems, das zuvor die letzten vier Partien alle verloren hatte, in Führung. Das Unglaubliche war zur Pause Realität: Hall stand auf dem Relegationsplatz.

Wasserflasche fliegt

„Ich habe anfangs ungefähr alle zehn Minuten die Zwischenergebnisse abgerufen“, berichtet Abteilungsleiter Eberhard Döring. Nach der Pause wurde das Smartphone bei den Hallern kaum noch aus der Hand gelegt. Als Albstadt den Ausgleich erzielte (68.), schmiss Döring aus Frust die Plastik-Wasserflasche auf die Tartanbahn. „Wir hätten in der ersten Hälfte schon drei Tore machen müssen.“ Hall rutschte wieder auf einen Abstiegsplatz.

Allerdings nicht lange, dann war Hall wieder in Führung. Langsam lagen die Nerven blank. Der Ticker aus Löchgau hatte zwar das Tor für Zimmern gemeldet, aber ansonsten nichts. „Wir waren unsicher, ob es tatsächlich noch 0:1 steht“, so Döring.

Dann schoss Berg in der 78. Minute den 2:2-Ausgleich gegen Neckarrems – damit war Hall wieder abgestiegen. Um genau zu sein: sechs Minuten lang. Dann traf Eugenio del Genio zum 2:3. Bei den Hallern kehrte die Hoffnung zurück. Auf den Smartphones wurde nun gewischt und gedrückt. Ein Tor für Löchgau würde bedeuten, dass der FV und Hall punktgleich sind. Hall aber hätte das um zwei Tore schlechtere Torverhältnis und müsste runter.

Nach dem Schlusspfiff in Albstadt rief Sportdirektor Thorsten Schift im Vereinsheim des FV Löchgau an und erbat das Ergebnis. Dort wurde ihm mitgeteilt, dass es mittlerweile 0:2 stand. „Wir konnten das kaum glauben, warteten auf die Bestätigung“, berichtet Döring. Ein paar Minuten später kam diese – und Neckarrems hatte sogar noch das 4:2 geschossen. Wangen führte in Laupheim nur noch 3:2. Wenn dem Vorletzten noch der Ausgleich geglückt wäre, würde Hall sogar den Klassenerhalt geschafft haben. Doch Wangen holte den Sieg.

Sportfreunde-Vorstand Jürgen Lechner fand um kurz vor halb sechs nur ein Wort: „Wahnsinn!“ Auch er war am Schluss nur noch online. „Wir werden dem SV Zimmern auf jeden Fall etwas zuschicken“, versprach er. SV-Trainer Fossé freute sich zwar über die Geste, sagte aber auch: „Wir wollten immer uns anständig aus der Liga verabschieden.“ Im letzten Spiel gelang Zimmern der erste Auswärtserfolg.

Lechner betonte, dass Hall längst nicht gerettet ist. „Wir haben nur wider Erwarten eine letzte Chance erhalten.“ Am Sonntag, 18. Juni, treffen die Sportfreunde um 15 Uhr im Crailsheimer Schönebürgstadion entweder auf Heiningen, Holzhausen, Rutesheim oder Weiler. Heiningen trifft am Mittwoch auf Holzhausen, Weriler auf Rutesheim. Die beiden Sieger ermitteln im Duell untereinander den Gegner der Sportfreunde.