2024-05-08T14:46:11.570Z

Vereinsnachrichten

RIP: Das Sterben im Frauenfußball geht weiter

Der Niedergang des Frauenfußballs radiert auch die traditionsreiche Damenmannschaft des VfL Kommern aus.

Schluss, aus, Ende!!!

Trotz harter Anstrengungen aller Beteiligten konnte die Damenmannschaft des VfL Kommern die vielen Abgänge nicht kompensieren, weder in Quantität noch in Qualität. Zudem fehlten ein Trainer und die nötigen Trainingsstunden für die zusammengewürfelte Mannschaft, um in der Bezirksliga halbwegs zu bestehen. Nachdem sich letzten Sonntag noch ein Fünktchen Hoffnung zeigte (siehe Spielbericht), zog das Team, der Trainer und der Verein am Ende die Reißleine. Damit verschwindet wieder ein Verein von der Landkarte, der sich jahrelang stark um die Stärkung des Mädchen- und Frauenfußball bemüht hatte. Aber ohne echte Unterstütziung des DFBs und der Fußballverbände war es letztendlich ein Kampf gegen Windmühlen, den man nicht gewinnen konnte.

Es bleibt zu hoffen, dass sich möglichst schnell die Weisheit vor Horst Hrubesh (68, Trainer der deutschen Nationalmannschaft der Frauen und der Männer) unter allen Funktionären verbreitet: "Alle fragen immer, was der Unterschied zwischen den Mädels und den Jungs ist: Es gibt keinen."

Dabei konnte die Damenmannschaft auf eine langjährige und erfolgreiche Tradition zurückblicken. Viele Jahre konnte sich der "Dorfverein" aus Kommern (4.000 Einwohner) in der dritthöchsten Spielklasse für Frauen halten. Der Niedergang begann in der Spielzeit 2012/13, als man nach vielen kurzfristigen Abgängen keine ligataugliche Mannschaft mehr aufstellen konnte und sich in der Bezirksliga neu aufstellte. Und das nur ein Jahr nach der größten Erfolgsgeschichte für den Frauenfußball in der Region, als der VfL Kommern in der ersten Runde des DFB-Pokals den Zweitligisten 1. FC Köln mit 2:1 bezwang. In der zweiten Runde traf Kommern auf den vielfachen Deutschen Meister FFC Frankfurt, dem man sich am Ende unter den Augen von 1.000!!! Zuschauern "nur" mit 0:6 geschlagen geben musste.

Was sagen die Verantwortlichen?

Trainer Stefan Zdralek: "Ich bedauere, dass sich die Mannschaft aufgelöst hat - aber es war die richtige Entscheidung. Man muss emotionslos sehen, woran es haperte und ob es Sinn gemacht hätte, einfach so weiter zu machen. Ich habe letzte Saison als Unterstützung des damaligen Trainers angefangen und Trainingseinheiten durchgeführt. In dieser Zeit merkte man schon, dass die Beteiligung mit im Schnitt acht Spielerinnen mau war. Nachdem wir ja eigentlich letzte Saison sportlich abgestiegen wären, setzten wir uns neue Ziele mit dem dünnen Kader. Da viele Spiele mit nur 11 bis maximal 13 Spielerinnen bestritten wurden, wollten wir insbesondere unseren zu kleinen Kader vergrößern.

Leider verzeichneten wir einige Abgänge im Vorfeld der Saison, die wir aber glaubten noch kompensieren zu können. Als dann aber nach dem Vorbereitungsstart noch zwei weitere Spielerinnen wechselten und die Vereinsverantwortlichen trotz größter Anstrengungen weder einen neuen Trainer noch neue Spielerinnen finden konnten, war allen klar, dass es ausgesprochen schwierig werden würde. Unter dem Strich gab es sechs Ab- und nur drei Neuzugänge. Deshalb musste das Training am Anfang häufig ausfallen und zwei angesetzte Testspiele abgesagt werden. Als bei einem Testspiel gegen unsere C-Mädchen nur sieben Spielerinnen anwesend waren und die Mannschaft mit Jugendlichen aufgefüllt werden musste, war schon klar wohin die Reise führen würde.

Wir mussten dann wegen Spielerinnenmangel das erste Saison- und auch das Pokalspiel absagen, danach kippte die Stimmung in der Mannschaft. Es mangelte nicht an der Bereitschaft der Damen, sondern der Mannschaft ist mit den Abgängen zu viel Qualität verloren gegangen, die nicht rechtzeitig ausgeglichen werden konnte. Wir versuchten trotzdem das erste Heimspiel zu bestreiten und als Gradmesser zu nutzen, wie es um unsere Konkurrenzfähigkeit tatsächlich steht. Auch hier mussten wir feststellen, dass uns diese in vielen grundliegenden Bereichen fehlte, um in dieser Klasse realistisch um Punkte kämpfen zu können. Dieses wurde uns gerade in der zweiten Halbzeit vor Augen geführt, in der wir nur noch krampfhaft reagierten, immer wieder überlaufen wurden und uns hilflos ergaben.
In Gesprächen mit Teilen der Mannschaft vor und nach dem Spiel wurde klar, dass es so nicht weitergeht. Daraus folgte der Schritt, die Saison durch den Rückzug zu beenden."

Dr. Hans-Wilhelm Garrelfs, Vorsitzender Hauptvorstand: " Ich bin traurig und enttäuscht, dass wir nach über und teilweise sehr erfolgreichen 20 Jahren unsere Frauen Mannschaft abmelden mussten. Der Abgang von sechs Spielerinnen war einfach nicht zu verkraften. Ich möchte dem Trainer Stefan Zdralek danken, der wirklich alles versucht hat, um noch Spielerinnen zu reaktivieren und neue zu akquirieren, um ein geordnetes Training aufzuziehen .

Wir hatten gehofft bis zum Winter durchzuhalten, um dann eventuell noch einmal mit neuen Kräften in die Rückrunde zu gehen. Auch danken möchte ich allen anderen, die versucht haben diese Mannschaft am Leben zu erhalten. Hoffnungsfroh stimmt mich allerdings, dass wir unter Alexander Koch im B- und C-Juniorinnen Bereich über 40 Spielerinnen haben, die demnächst wieder eine neue Damen Mannschaft formen sollen. D.h. , trotz dieses Tiefs wird es mit dem Frauen-Fußball beim VfL Kommern weitergehen."


Was kann die Abmeldung für weitere Auswirkungen haben?

Mit der Abmeldung der Damenmannschaft nach dem zweiten Spieltag wurde aus Sicht des Autors auch das Ende des Mädchenfußballs in Kommern eingeläutet. Obwohl die C-Juniorinnen letzte Saison in der Mittelrheinliga spielten und diese Saison zu den B-Juniorinnen aufrückten, fehlt nach dem Wegfall der Damenmannschaft die Perspektive. Beim Übergang von den Juniorinnen zu den Seniorinnen verlieren Mannschaften viele Spielerinnen aufgrund des Starts in die Berufsausbildung oder Studiums, für den oft sogar ein Wohnortwechsel notwendig wird. Deshalb ist eine funktionierende Damenmannschaft existentiell, die den Abgang dieser Spielerinnen ausgleichen können. Sollte also nicht in der Zwischenzeit ein Wunder geschehen, wird der Mädchenfußball in Kommern in zwei Jahren leider nur noch eine kleine Nische sein.

Wir sagen nun Tschö mit ö und vielen Dank an alle, die uns bis zuletzt in unserem Kampf gegen die Auflösung unterstützt hatten!

– Foto: Detlef Apel

Mit dieser Mannschaft streicht auch der Autor und Fotograf die Segel, da meine Tochter nach langen Jahren dadurch den Spaß am Fußball verloren hat und ihre Fußballschuhe an den Nagel hängt. Einige aus der Mannschaft werden sich anderen Teams anschließen, der Rest hört ebenfalls mit dem Fußball auf. Schade! :-(

Aufrufe: 019.9.2019, 09:03 Uhr
Detlef ApelAutor