Hamborner Reserve siegt im Topspiel

In einem intensiv und hitzig geführten Lokal-Derby, bei dem Schiedsrichter Niklas Tietz mit 12 Gelben und 2 Roten Karten für einen "bunten Nachmittag" sorgte, brachte Ramazan Ünal die Löwen in der 28. Minute mit einem Kunstschuss aus spitzem Winkel mit 1:0 in Führung. Maruf Rasaq (90.) und Mesut Aktugan (92.) machten gegen bis zum Abpfiff stark aufspielende Gäste erst recht spät für die Löwen den Sack zu. Rheinland stand zu diesem Zeitpunkt bereis seit rd. 15 Minuten in doppelter Unterzahl auf dem Platz. Erkut Taskiran (60., Unsportlichkeit) und Ufuk Askar (76., Gelb-Rot wegen Meckerns) hatten zuvor den roten Karton gesehen.

"Wir haben eine geschlossene Mannschaftsleistung gezeigt und verdient gewonnen", zog Hans Herr ein positives Fazit nach dem Spiel. Der Löwen-Coach, bis zum 3:0 selbst noch in höchster Anspannung an der Seitenlinie stehend, gestand aber ein: "Das Ergebnis hört sich deutlicher an als der Spielverlauf war. Ich habe bei den Jungs noch deutliches Potenzial nach oben gesehen. Gerade in Überzahl haben wir das nicht richtig ausgespielt und die Angelegenheit unnötig spannend gemacht."

Es war das erwartet spannende Hamborner Derby vor einer ansehnlichen Kulisse von rd. 150 Zuschauern. Beide Teams starteten engagiert, agierten aber zuweilen etwas nervös, wobei gerade den Löwen anfangs einige Fehlpässe unterliefen und die Gäste unnötig in Ballbesitz brachten. So hatten die Rheinländer denn auch die ersten Chancen. Der quirlige Kurdret Ay setzt sich über die linke Seite durch und bringt eine herrliche Flanke in den Löwen-Strafraum - der Ball findet jedoch keinen Abnehmer (3.). Eine Ecke von Musa Alkilic, der für die meisten Standards verantwortlich zeichnete, erwischt Anil Yildiz per Kopf, das Leder streicht jedoch über den Kasten (5.). Auf der anderen Seite verpasst Ramazan Ünal nach einer Ecke von Maruf Rasaq den Ball - Rheinland spielt zügigst nach vorne, wird aber durch den Abseits-Piff des Unparteiischen gebremst (8.).

Wiederum nach einem Patzer der Hausherren kommt Rheinland zur nächsten Möglichkeit. Gurusanth Kanagalingam verstolpert den Ball gegen Murat Canim, der sich auf der rechten Seite durchtankt und aus rd. 18 Metern abziehen kann, aber links am Tor vorbeizieht (9.). Die Löwen agieren weiter nervös. Anders nun die Gäste, die weiter Druck aufbauen und mit Selim Türkmen über links kommen. Der stämmige Angreifer kann sich im 16er gegen seine Gegenspieler durchsetzen, trifft im Abschluss aus spitzem Winkel und kurzer Distanz aber nur den Pfosten - Glück für "07"! (11.). Wenig später kommen die Gastgeber zu ihrer ersten Möglichkeit, als Admir Turudija dem Rheinland-Schlussmann Umut Sagsinlar das Leder abluchst, rechts auf Maruf Rasaq legt, dieser sich durch durch die Abwehrreihe der Rheinländer wuselt und flach in die linke Ecke abzieht. Der Gäste-Keeper ist aber zur Stelle und lenkt den Ball mit einer klasse Parade um den Pfosten (14.).

Das schien ein Weckruf für die Löwen gewesen zu sein, die nun bissiger werden. Maruf Rasaq spielt wieder sein ganzes technisches Können aus, wirbelt durch das Mittelfeld, zögert dann aber zu lange und der Angriff verpufft. Dann versucht es Kevin Hesse mit einer Flanke von der linken Seite, doch Admir Turudija bekommt mit dem Kopf keine Wucht hinter den Ball, so dass Umut Sagsinlar das Leder sicher fangen kann (18.). Dann blockt Kevin Hesse die Gäste in der Vorwärtsbewegung ab, legt ab auf Ramazan Ünal, der auf der rechten Seite Maruf Rasaq bedient. Sein Schuss wird vom Rheinland-Schlussmann jedoch entschärft (20.). Dieser schießt kurz darauf fast einen Bock, als er einen Abschlag direkt auf Löwen-Kapitän Mehmet Kilic legt, der per Kopf direkt auf den gut postierten Admir Turudija verlängert. Der "Lange" sucht den Abschluss etwas zu überhastet und drischt das Leder weit über das Tor (21.). Jetzt ist "07" im Spiel. Es geht weiter im Minutentakt. Ramazan Ünal bedient mit einem gefühlvollen Freistoß Maruf Rasaq, der mit dem Rücken zum 16er steht, sich blitzschnell dreht und abzieht - doch Umut Sagsinlar ist auf dem Posten (23.).

Rheinland sucht Entlastung und kontert über Musa Alikilic; sein Schuss aus rd. 20 Metern streift jedoch über das Löwen-Gehäuse (24.). Wenig später kommt ein langer Ball über die rechte Angriffsseite der Gäste auf Selim Türkmen, der an der Strafraumgrenze nicht lange fackelt und das Leder knapp über das von Robin Meyer gehütete Löwen-Tor hämmert. Eine gefährliche Aktion (25.)! Wenig später entschärft Robin Meyer einen Freistoß von Musa Alikilic aus rd. 25 Metern (27.). Das Spiel ist nun völlig offen. Gurusanth Kanagalingan beweist auf der anderen Seite bei einem Einwurf in Höhe des gegnerischen Strafraums Übersicht, bedient Ramazan Ünal, der an der Torauslinie gleich mehrere Abwehrspieler der Gäste austanzt und es irgendwie schafft, das Leder aus spitzem Winkel an dem verdutzen Umut Sagsinlar vorbei in die Rheinländer Maschen zu befördern - es heißt 1:0 für die Löwen. Ein Wahnsinnstor (28.)!

"07" legt nach. Kevin Hesse schickt den quirligen Maruf Rasaq über rechts, der bringt den Ball wunderbar in den 16er, wo Mehmet Kilic nur knapp mit dem Kopf verpasst (31.). Kurz darauf bedient Maruf Rasaq Kevin Hesse auf der linken Seite, der sich aber an der Abwehr der Gäste festbeißt. Während die Löwen hinten sicher stehen, fehlt vorne die letzte zündende Idee, so dass zunächst keine weitere Gefahr vor dem Tor der Jugendkraftler aufgebaut werden kann. Diese haben ihrerseits nach einem Foul von Gurusanth Kanagalingan an Erdal Uyar kurz vor der Strafraumgrenze die große Chance zum Ausgleich: Wieder ist es Musa Alikilic, der den Freistoß mit wunderbarem Effet tritt, allerdings dieses Mal nur die Latte trifft. Den Abpraller kann die "07"-Defensive mit vereinten Kräften entschärfen. Robin Meyer wäre hier machtlos gewesen (35.)!

Die Löwen schütteln sich kurz und machen ihrerseits Druck nach vorne. Beim direkten Gegenzug kann sich Maruf Rasaq auf der rechten Seite schön durchsetzen und den Ball in den 16er flanken. Wieder verfehlt Mehmet Kilic nur um Haaresbreite mit dem Kopf (36.). Rheinland kontert; Ilker Pala kann den unermüdlichen Selim Türkmen an der Strafraumgrenze nur durch ein Foul stoppen. Eine ähnlich gute Schussposition wie in der 35. Minute, doch dieses Mal zieht Musa Alikilic links über den Kasten (41.). Auf der andern Seite versucht sich Admir Turudija noch einmal mit einem Kopfball, bekommt aber keinen Druck mehr hinter die Kugel, so dass Umut Sagsinlar den Ball sicher fangen kann. Kevin Hesse hatte geflankt (43.). Die letzte Gelegenheit im ersten Durchgang gehörte den Gästen. Kapitän Erdal Uyar versuchte sich noch einmal mit einem Direktschuss aus halblinker Position in rd. 16 Metern Torentfernung, zieht aber links über das Tor (45.). Mit einer knappen 1:0 Führung für die Löwen geht es in die Pause.

Nach Wiederanpfiff geht es mit dem munteren Hin und Her weiter. Zunächst wird Rheinland-Torjäger Selim Türkmen von seinem Teamkollegen Abdül Kilic - zur Pause für Anil Yildiz gekommen - über rechts mustergültig bedient, trifft aber nur das Außennetz (46.). Die Gastgeber antworten mit einer schönen Kombination über Admir Turudija und Mehmet Kilic, der auf Ramazan Ünal weiterleitet. Dessen Schuss wird allerdings sichere Beute des Rheinland-Keepers (47.). Danach hat "07"-Kapitän Mehmet Kilic erneut Pech, als er eine Flanke von Kevin Hesse, der sich dieses Mal auf der rechten Seite tummelte, nur knapp mit dem Kopf verfehlte (49.).

Dann bekommt das Spiel seinen ersten nicht sportlichen Höhepunkt. Zunächst wird Schiedsrichter Tietz bei einem Dribbling von Halil Kaplan unglücklich erwischt und muss benommen das Spiel für einen Moment unterbrechen (55.). Dann kommt es nach einem Foul an Kevin Hesse zu einiger Aufregung auf dem Platz. Die ganze Anspannung scheint sich bei beiden Teams nun zu entladen. Hitzigen Diskussionen folgt eine unnötige Kopf-an-Kopf-Schieberei von Rheinlands Erkurt Taskiran mit Kevin Hesse, verbunden mit Beleidigungen gegen seinen Kontrahenten, für die der Rheinländer glatt Rot sieht (60.). Bei dieser Gelegenheit holen sich seine Kollegen Murat Canim und Musa Alikilic, sowie auf Löwen-Seite Robin Meyer und Kevin Hesse den gelben Karton ab. Das bis dahin intensiv, aber fair geführte Spiel wurde nun giftig.

Rheinland, nun in Unterzahl, drehte noch einmal auf und wollte sich keinesfalls geschlagen geben. Nach einem Freistoß von Musa Alikilic steigt Turan Tekin zum Kopfball, der in letzter Sekunde zur Ecke geblockt wird. Die Hereingabe hieraus klärt zunächst Christoph Gülden, Rheinland erobert sich jedoch das Leder zurück und Robin Meyer muss sein ganzes Können aufbieten, um einen Schuss aus kurzer Distanz noch entschärfen zu können (70.). Dann schickt Selim Türkmen seinen Sturmkollegen Abdül Kilic, der von der Strafraumgrenze abziehen kann - knapp drüber (73.)! Die Löwen versuchen sich mit Entlastungsangriffen. Maruf Rasaq wird geschickt, läuft alleine auf Umut Sagsinlar zu, vermag aber nicht, den Ball am Keeper vorbeizubringen,der zur Ecke abwehren kann (74.).

Kurz darauf der zweite unsportliche Eklat: Nachdem der Unparteiische Ufuk Askar die Gelb-Rote Karte angekündigt hatte, wurde der Rheinländer von seinen Emotionen übermannt und bedrohte den Schiedsrichter, der darauf hin zu seinem Assistenten an die Seitenlinie flüchtete. Der Besonnenheit seiner Mitspieler ist es zu verdanken, dass Ufuk Askar nicht weiter ausfällig oder gar tätig werden konnte. An der Entscheidung änderte das natürlich nichts: Die Gäste mussten zu neunt weiterspielen (76.). Die Löwen können aus der doppelten Überzahl zunächst kein Kapital schlagen. Im Gegenteil: Rheinland bäumt sich noch einmal auf und versucht alles. Musa Alikilic hat noch einmal die Chance, per Freistoß von der Strafraumgrenze auszugleichen, doch sein Geschoss zieht über den Querbalken (80.).

Dann ein schneller Gegenzug der Löwen, eingeleitet durch Admir Turudija, der rechts auf den kurz zuvor für Christoph Gülden gekommenen Mesut Aktugan legt. Der Löwe setzt zu einem schönen Flachschuss an, trifft aber nur den linken Pfosten. Dieses Mal waren die Gäste im Glück (82.)! Auch Gurusanth Kanagalingan hat kein Glück; sein Fernschuss wird vom Rheinland-Schlussmann pariert (83.). Dann ist Maruf Rasaq an der Reihe. Das Löwen-Talent wuselt sich zum wiederholten Male durch die Abwehrreihen der Gäste, tanzt zwei, drei Gegenspieler aus und hat nur noch Umut Sagsinlar vor sich, der aber wiederum mit einem tollen Reflex zur Ecke klärt. Das entscheidende Tor will einfach nicht fallen (84.)!

Dann bringt Hans Herr den jungen Ricardo Rondo Mattos für Admir Turudija und beweist hiermit ein glückliches Händchen. Kaum im Spiel, bedient der 19 Jährige mit einem flinken Pass Maruf Rasaq, der wieder durch ist, dieses Mal die Nerven behält und sich für seinen Einsatz mit dem Treffer zum 2:0 belohnt (90.). Umut Sagsinlar hatte nicht die geringste Chance. Kurz darauf konnte der "07"-Anhang endgültig aufatmen: Mesut Aktugan kommt über die rechte Seite, tankt sich in den 16er und trifft mit einem trockenen Flachschuss in die rechte kurze Ecke: 3:0 (92.)! Die Messe war nun gelesen, auch wenn Rheinland sich immer noch bemühte. Zu mehr als einem Freistoß von Musa Alikilic, der knapp rechts am Tor vorbeisauste, sollte es für die Gäste nicht mehr reichen (95.). Die letzte Chance des Spiels hatten dann die Gastgeber. Halil Kaplan bringt von der rechten Seite eine gefühlvolle Flanke in den Strafraum der Jugendkraftler; dort nimmt Muhammet Kara das Leder mit vollem Risiko volley und zieht es in die Wolken. Es bleibt beim 3:0, zugleich die letzte Aktion des Spiels.

Unter dem Strich ein verdienter Sieg der Löwen gegen eine stark aufspielende Mannschaft von Rheinland Hamborn, die durch die Unbesonnenheit einzelner Spieler um die Früchte ihrer Mühen in diesem Derby, ja vielleicht sogar um die Chance auf die Meisterschaft gebracht wurde. Bei zwei offenen Spielen mehr als "07" können die Jugendkraftler noch den Abstand zu den Löwen auf 5 Punkte verkürzen, sind aber auf Ausrutscher des Lokalrivalen angewiesen, um noch eine Chance auf den direkten Wiederaufstieg in die Bezirksliga zu haben. Für die Löwen geht es am nächsten Sonntag zum TSV Bruckhausen; Rheinland empfängt die Reserve des TV Jahn Hiesfeld.