Pusic kam vor eineinhalb Jahren vom Regionalligisten Viktoria Köln an die Sandstraße. Ein nicht unwesentlicher Grund: Der Verein vermittelte ihm eine Ausbildung zum Sport- und Fitness-Kaufmann im Sportpark Hilden. Ein zweiter Grund: Der 30-Jährige, der in Düsseldorf lebt und dort bei der Fortuna von den D-Junioren bis in die Senioren aktiv war, wollte die weiten Fahrwege deutlich reduzieren. Vor Köln hatte er für Germania Windeck und den 1. FC Kleve ebenfalls höherklassig gespielt - aber den Sprung in den Profibereich da längst abgehakt. Der erste Kreuzbandriss war schon sehr schmerzhaft, ehe Pusic nach der zweiten Verletzung derselben Art im selben Knie die Konsequenz zog und den Traum für erledigt erklärte: "Das hat keinen Sinn mehr."
Dass Baumberg in diesem Jahr noch heftiger als in der vergangenen Saison mit dem Rücken zur Wand steht, überrascht den Angreifer nachhaltig. "Wir haben so viel Qualität in der Mannschaft", betont Pusic, "und noch mehr als vor einem Jahr. Wir haben manchmal auch Pech und belohnen uns einfach nicht." Das treffendste Beispiel dafür war das Kellerderby vor knapp zwei Wochen beim Letzten VfB Homberg, als die Sportfreunde nach einer 3:0-Führung weitere große Gelegenheiten ungenutzt ließen und am Ende zum 3:3 abgefangen wurden. Bester Mann auf dem Platz war dabei Ivan Pusic, der ein großes Pensum absolvierte und mit der Homberger Defensive in vielen Szenen Katz und Maus spielte.
Die ersten 70 Minuten boten die Sportfreunde sehenswerten Fußball. Und beim 0:0 gegen den Wuppertaler SV zeigte Baumberg erneut, dass es die Tauglichkeit für die Klasse mitbringt. Die Mannschaft präsentiert sich auf dem Platz wie eine Einheit, die den Abstiegskampf verinnerlicht hat. Dabei ist der Kroate Ivan Pusic eine treibende Kraft. "Ich spiele besser als in der Hinrunde", findet auch der Stürmer, "und ich weiß, dass es meine Aufgabe ist, die Jungs mitzuziehen, gerade dann, wenn es vielleicht nicht so klappt." Im Fußball-Deutsch heißt das: Pusic, der für die Teamkollegen weite Wege zurücklegt, ist jetzt ein echter Führungsspieler. Das bestätigt sein Trainer El Halimi: "Ivan ist sowohl von der sportlichen Qualität als auch von der Persönlichkeit her sehr wichtig für uns. Er ist einer der Typen, die mit anpacken und sich ganz in den Dienst der Mannschaft stellen."
Diese Einstellung werden die Sportfreunde am Sonntag in Oberhausen wieder gut gebrauchen können. "Rot-Weiß ist als zweite Mannschaft wieder so eine Überraschungstüte, die du nicht richtig einschätzen kannst. Die Spieler sind auf jeden Fall schnell, willig und gut ausgebildet", findet Salah El Halimi, dessen persönliches Ziel vier Punkte aus den beiden nächsten Spielen sind. Daraus ergibt sich, dass in Oberhausen mindestens ein Zähler herausspringen muss. Für Ivan Pusic ist jedoch keine Frage, dass die Baumberger ihr Soll erfüllen werden - mindestens. "Mein Tipp ist, wir gewinnen 2:0." Trifft das ein, wäre die Lage wohl auf einen Schlag sogar wesentlich freundlicher.
Das wäre für die Sportfreunde doppelt wichtig, weil sie in Oberhausen schon zum dritten Mal in Folge auswärts antreten - nach dem 3:3 in Homberg und dem 0:0 in Wuppertal. Zu Hause darf Baumberg am Gründonnerstag um 19.30 Uhr wieder antreten. Dann trifft El Halimis Mannschaft ausgerechnet auf Essen. Und spätestens hier dürfte eine Entscheidung darüber fallen, ob die guten Ansätze der vergangenen Wochen für eine Rettung reichen. Für Komplimente aller Art alleine gibt es dann noch weniger zu kaufen als ohnehin schon.