2024-04-16T09:15:35.043Z

FuPa Portrait

35 Jahre im Männerteam sind genug

Dresdens dienstältester Stadtoberliga-Fußballer beendet zum Saisonende seine Laufbahn.

Völlig verrückt. Andreas Hoy blickt auf 35 Jahre Männerfußball zurück, rund 1 000 Partien auf den Bolzplätzen Dresdens und der Umgebung stehen auf dem Konto des 53-Jährigen. „Es war eine wunderschöne Zeit, doch am 4. Juni ist definitiv Schluss“, gibt Hoy bekannt. Der vierfache Vater und dreifache Opa wird andere Prioritäten setzen. „Dann kommen endlich Familie und Enkelkinder an die Reihe. Im August werde ich zum vierten Mal Großvater, ich freue mich auf die nun häufigeren gemeinsamen Stunden“, betont der Angestellte beim Dresdner Sportstättenbetrieb.

Bislang wurde sein Tagesablauf ziemlich streng der Fitness für die Anforderungen im Männerbereich der höchsten Dresdner Liga untergeordnet. „Mit zweimal Training pro Woche kam ich mit meinem Alter nicht mehr aus. Um noch mit den jüngeren Spielern mithalten zu können, gehörten Fitnessstudio, Jogging und Radfahren zum täglichen Programm“, sagt Hoy und legt noch nach: „Zuletzt spielte ich sogar zweigleisig – am Samstag bei den Alten Herren, sonntags in der Ersten.“ Der Oldie hatte Glück, dass er von schweren Verletzungen verschont blieb. Ärzte bescheinigten Hoy schon vor vielen Jahren „Muskeln und Sehnen wie Seile“ zu haben. Sicher auch eine Konsequenz aus jahrzehntelangem Ackern für den Fußball. Belohnt hat sich der sympathische Kicker längst selbst mit nicht alltäglichen Erinnerungen. Hoy kramt gern in der unerschöpflichen Kiste mit Andenken an sein Fußballerleben. Fast stolz hält er eine Rote Karte hoch – Indiz für seinen einzigen Platzverweis in der gesamten Karriere. „2011 riss ich in einem Punktspiel gegen den Dresdner SC instinktiv auf der Linie die Hand hoch, um das Gegentor abzuwehren“, erinnert sich Hoy. Schiedsrichter Willi Jautze war gezwungen, den als äußerst fair bekannten Spieler vom Platz zu stellen.

Damals spielte Hoy noch bei den Sportfreunden Nord. 1971 begann der damals Achtjährige bei Aufbau Mitte. Es folgten im Jugendbereich Jahre beim Radebeuler BC und schließlich auch der Schritt zu Dynamo Dresden, wo der Verteidiger unter den Fittichen von Udo Schmuck in der zweiten Mannschaft spielte. Das absolute Highlight für Hoy war dabei ein Freundschaftsspiel der ersten Mannschaft gegen Post Neubrandenburg, in dem er mit den Dynamo-Größen Matthias Sammer, Ulf Kirsten, Matthias Döschner, Ralf Minge und Jens Stübner gemeinsam auflaufen durfte. „Das war unter den circa 1 000 Spielen der Knüller“, schwärmt Hoy .

Später wechselte er zu Fortschritt Neustadt. Unter Trainer Horst Rau wurde der Aufstieg in die DDR-Liga knapp verfehlt. „Das Entscheidungsspiel gegen Union Berlin vor 3 000 Zuschauern in Neustadt war ein Riesending. Oder die sonntäglichen Spiele auf dem Hartplatz in Löbtau, wo früh 10.30 Uhr schon 1 000 Zuschauer das Spielfeld säumten“, gibt Hoy weitere Einblicke preis. In der Saison 1990/1991 schaffte er als Spielertrainer mit den Sportfreunden Nord den Aufstieg in die Bezirksklasse. In den Jahren 2007, 2009 und 2011 feierte Hoy mit den Kickern von der Meschwitzstraße den Stadtpokaltriumph. Auch in Weixdorf war Hoy aktiv, wobei seine Vita schon ungewöhnliche Dimensionen annimmt. 1994 wechselte er nach Weixdorf – 2013 dann nach Zschachwitz.

Den Entschluss für seinen Abschied am 4. Juni hat sich Hoy mehrfach überlegt. Doch er möchte nun seiner Freundin Ina auch mal das zurückgeben, was sie für ihn an Entbehrungen auf sich genommen hat. „Familienfeiern fanden ohne mich statt. Das wird jetzt anders. Auch den Urlaub kann ich nun ohne Blick auf die Fußballansetzungen planen“, erklärt Hoy. Nach dem letzten Saisonspiel gegen den Radeberger SV steigt seine Abschiedssause. „Hoffentlich mit dem Klassenerhalt für Helios.“

Aufrufe: 010.5.2016, 11:25 Uhr
Jens JahnAutor