2024-05-02T16:12:49.858Z

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Gab in der neuen Hettlage-Sport­abteilung am Münsterplatz ausdauernd Autogramme: Fritz Walter, der Fußball-Weltmeister von 1954.  Archiv
Gab in der neuen Hettlage-Sport­abteilung am Münsterplatz ausdauernd Autogramme: Fritz Walter, der Fußball-Weltmeister von 1954. Archiv
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Sport vor 50 Jahren: Besuch des Weltmeister-Kapitäns

Fritz Walter zu Gast in Ulml

November 1967: Als die Ulmer Hettlage-Filiale eine Sportabteilung eröffnet, ist Jahrhunterfußballer Fritz Walter zu Gast. Er ist ein Star ohne Allüren und auch bei jungen Autogrammjägern extrem beliebt.

Am südlichen Münsterplatz, Ecke Hirschstraße, hatte viele Jahre lang das Modehaus Hettlage seinen Ulmer Stammplatz. 2004 ging „Hettlage Süd“ in Insolvenz. Hallhuber übernahm den bekannten Standort links, an dem die Hettlage-Damenmode präsentiert worden war. Gegenüber, vom Stadthaus betrachtet auf der rechten Seite, zog die Gerry-Weber-Filiale ein. Hier hatte Hettlage die Herrenabteilung.

Als das Textilhandels­unternehmen, das 1896 in Münster/Westfalen gegründet worden war, im Ulmer (Herren-)Haus eine Sportabteilung eröffnete, lockte ein deutscher Jahrhundertfußballer im November 1967 die Neugierigen: Fritz Walter. Er war der Kapitän der Weltmeisterelf von 1954, einst ein genialer Spielmacher. 17 Jähre später ist er längst Ehrenspielführer der deutschen Nationalmannschaft und ein gemachter Mann. Kürzlich 47 Jahre alte geworden, nahm er sich als Repräsentant eines großen deutschen Sportschuherstellers Zeit, in Ulm viele Fragen zu beantworten und zahlreiche Autogrammkarten zu signieren. Fritz Walter zeigte sich von seiner besten Seite: als nahbarer Star ohne Allüren und als Vorzeigeprofi, der immer auf dem Boden geblieben ist.

„Wie beliebt er noch heute ist, zeigte die große Schar vor allem jugendlicher Autogrammjäger“, schrieb die Schwäbische Donau-Zeitung (SDZ), Vorgänerin der SÜDWEST PRESSE, über den prominenten Besuch. Und weiter: „Er ist trotz Uwe Seeler und Franz Beckenbauer (beide wurden Vizeweltmeister 1966 in England, Anm. d. Red.) das Idol der Fußballjugend geblieben. Wenn er mit den süddeutschen Altrepräsentanten, auch Fritz-Walter-Elf genannt, in der Altherren-Mannschaft des 1. FC Kaiserslautern oder auch mit seinen Kameraden aus dem Weltmeister-Team aufspielt, dann begeistert er nach wie vor mit seiner ausgefeilten Technik. „Die verlernt man nicht, wenn auch die Kondition nachläßt. Hätte ich noch das Alter, dann würde ich heute sehr gerne in der Bundesliga spielen.“

Seine „Roten Teufel“ hätten einen Mann seiner Klasse gut brauchen können. Sie waren zu diesem Zeitpunkt Tabellenzwölfter mit Blick nach unten. Am Ende der Saison 1967/1968 sollte es den Lauterern nur mit Mühe gelingen, als Drittletzter den Bundesliga-Abstieg zu verhindern.

Obwohl die Kondition natürlich nicht mehr mit 1954 vergleichbar war, die SDZ beschrieb Fritz Walter als „rank und schlank wie in seinen besten Zeiten“. Er selbst erzählte bereitwillig: „Ich bin 1,72 Meter groß und wiege zur Zeit 70 Kilogramm, 1954 bei der Weltmeisterschaft wog ich 68 bis 69. Ich lebe eben dementsprechend und möchte mich in Form halten.“

Das tat er nicht nur bei zahlreichen Promi-Kicks. Fritz Walter nahm auch mindestens einmal in der Woche am Training der ersten Mannschaft des SV Alsenborn teil. Die Gemeinde im Kreis Kaiserslautern war nicht nur bekannt, weil „Deutschlands populärster Fußballspieler“ (SDZ) zwei Jahre zuvor dorthin ins neu gebaute Haus gezogen war. Die Mannschaft führte im Herbst 1967 auch die Tabelle der Regionalliga Südwest an, damals die höchste Spielklasse unterhalb der Bundesliga. Und eben, weil der große Fritz Walter dort regelmäßig auftauchte, hieß es gerüchteweise, er trainiere den Verein.

Eine Trainerlizenz besaß er tatsächlich, stellte in Ulm aber klar: „Die bleibt in der Schublade. Ich trainiere den SV Alsenborn nicht. Das macht mein früherer Mannschaftskamerad vom 1. FC Kaiserslautern, Otto Render. Aber ich stehe ihm und der Mannschaft mit Rat und Tat zur Seite.“ Mit den Lauterern, die er 1951 und 1953 als Spieler zur deutschen Meisterschaft führte, hatte es just vor der Saison Verhandlungen über einen möglichen Einstieg als „technischer Berater“ gegeben.

Niemals ein Traineramt

In Ulm erteilte er künftigen Anfragen, ob er vielleicht Trainer oder Manager werden wolle, eine Absage: „Diese Pläne habe ich aufgegeben.“ Und er rüttelte nie daran.

Fritz Walter starb am 17. Juni 2002 in Enkenbach-Alsenborn, knapp ein Jahr nach seiner Ehefrau Italia. In Kaiserslautern erhielt der Weltmeister ein Ehrengrab. Das erwähnte einstige Wohnhaus in der Leiniger Straße 104 Alsenborn wurde liebvoll renoviert. Es ist heute ein Museum.



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Aufrufe: 016.11.2017, 08:18 Uhr
Südwestpresse / Wolfgang ScheererAutor