2024-04-23T13:35:06.289Z

FuPa Portrait
Seine bewegte Karriere lässt Volkan Tekin nun bei Karadeniz Wiesbaden ausklingen. Archivfoto: Rubner (bearbeitet).
Seine bewegte Karriere lässt Volkan Tekin nun bei Karadeniz Wiesbaden ausklingen. Archivfoto: Rubner (bearbeitet).

Vom Regionalliga-Kasten auf die Bodybuilder-Bühne

Volkan Tekin kehrt zurück in seine Heimatstadt Wiesbaden und schließt sich Kreisoberligist Karadeniz an +++ Kapitel Profifußball abgeschlossen, stattdessen warten neue Karriereziele auf den Familienmensch

WIESBADEN. Im Fußball kann es bekanntlich schnell gehen. Neuester Beweis für diese altbekannte Weisheit ist Volkan Tekin. In der vergangenen Saison war der einstige Deutsche Meister mit der U19 von Mainz 05 noch bei Regionalligist Spvgg. Neckarelz auf dem aufsteigenden Ast, liebäugelte gar mit einem Karriereschub in höhere (Profi-)Gefilde. Doch damit ist es nun vorerst vorbei. Der familienverbundene Torhüter ist wieder in seine Heimatstadt Wiesbaden zurückgekehrt und hat sich Kreisoberligist Karadeniz Wiesbaden angeschlossen – für beide Seiten scheinbar eine Win-Win-Situation.

Schließlich herrschte bei Karadeniz aufgrund der Verletzungen der Torhüter Gökmen Tava (Schulter) und Nedyalko Topalov (Hand) akuter Notstand zwischen den Pfosten. Innerhalb weniger Wochen war dann der Tekin-Deal eingetütet. "Eigentlich wollten wir es erst im Winter fix machen. Aber durch die kurzfristige Personalnot hat sich das dann binnen weniger Tage ergeben", verrät Tekin. Bereits am Wochenende stand Tekin zwischen den Pfosten für seinen neuen Klub, blieb beim 2:0-Erfolg bei Kastel 46 ohne Gegentreffer.

Die Nase voll gehabt

Dabei sah es lange Zeit nicht so aus, als ob der so talentierte Keeper überhaupt nochmal ins Fußball-"Business" wieder zurückkehrt. "In Neckarelz sind einige Sachen vorgefallen. Wir sind abgestiegen, viele Stammspieler haben den Verein verlassen und mein Vertrag wurde nicht verlängert. Ich hatte zwar ein Angebot eines anderen Regionalligisten vorliegen, aber das wäre geografisch nochmal eine ganz andere Richtung gewesen. Vom Finanziellen hätte es da auch nicht so sehr gepasst und ich wäre komplett alleine gewesen – ohne Freundin, ohne Familie", lässt Tekin durchblicken. In Neckarelz war es ihm immerhin möglich gewesen mit seiner Freundin zusammenzuleben. Danach fiel der Ex-Biebricher und -SVWler in ein regelrechtes Loch und hatte für einige Zeit schlicht "die Nase voll von Fußball", wie er beschreibt. "Es gab viele Besserwisser, die mir erklären wollten, was ich zu tun habe. Wenn du dein Leben lang Fußball gespielt hast, kannst du aber nur für eine gewisse Zeit komplett ohne auskommen. Zunächst habe ich Fußball im Fernsehen gesehen, war dann mal mit meinem Bruder auf einem Spiel mit und habe dann vor zwei, drei Wochen das erste Mal mittrainiert", beschreibt Tekin den Findungsprozess in Richtung Karadeniz.

Wechsel als Familienhilfe

Aufgrund der verpassten Wechselfrist heuert der 26-Jährige unter dem Status "Vertragsamateur" beim Schwarzmeerklub an. Geld war jedoch nicht der entscheidende Aspekt des Wechsels. Tekins Bruder Deniz ist Co-Trainer bei Karadeniz und SKG-Coach Bülent Sevinc außerdem der Bruder seines Schwagers. "Ich habe mir gesagt: Wenn ich schon mit dem höherklassigen Fußball aufhöre, will ich in Wiesbaden bei einem türkischen Verein spielen. Ich helfe nun quasi meiner Familie", erläutert Tekin seine Gründe. Bisher ist er mit seiner Wahl zufrieden. Fast jeden Spieler kennt er noch aus vergangenen Zeiten (Bilal Marzouki beispielsweise noch aus der Jugend von Mainz 05) und schätzt außerdem die familiäre Atmosphäre im Verein.

Neue Pläne

An alleroberster Priorität steht das Fußballspielen bei Tekin aber nicht mehr. Eine neues sportliches Ziel hat sich der hauptberufliche Tänzer (Tekin performt u.a. in Clubs und bei Choreographien) auf die Fahnen geschrieben: Bodybuilding. "Das wollte ich schon immer mal machen. In zwei Jahren möchte ich damit auch auf die Bühne gehen und an Wettbewerben teilnehmen", kündigt Tekin an. Sechs Mal die Woche geht er dafür nun im Fitnessstudio für seinen Traum schuften. Gleichzeitig will er auch eine Karriere als Model vorantreiben, erste Kampagnen mit seinem Fitnesscenter sind bereits geplant. Und einen eigenen Fitness- und Lifestyle-Blog auf Youtube will Tekin auch noch launchen. Klare Pläne für die Zukunft, die Dauer seines Engagements bei Karadeniz kann er aber noch nicht abschätzen: "Es kommt ganz auf die Mannschaft drauf an. Wenn ich merke es macht keine Spaß mehr, höre ich wohl auf", bekennt Tekin. Oder er passt vor lauter Muskeln nicht mehr ins Tor? Da muss Tekin schmunzeln: "Ich denke, für die Kreisoberliga wird es schon irgendwie reichen."

Aufrufe: 029.11.2016, 06:00 Uhr
Philipp DurilloAutor