2024-04-24T07:17:49.752Z

Ligavorschau

Abschied nach zwölf Jahren

Der bisherige Kapitän Tom Caspers verlässt Siegburg Richtung 1. FC Spich - Ziel ist der Ligaverbleib

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Tom Caspers hatte lange mit sich gerungen, doch am Ende sah er keinen anderen Ausweg. Der Kapitän des Siegburger SV 04 ist von Bord gegangen. Seit 2005 hatte der Abwehrspieler das blau-weiße Trikot getragen und war damit dienstältester Akteur im Kader des Fußball-Mittelrheinligisten. „Entsprechend schwer ist mir die Entscheidung gefallen“, sagt Caspers, „es tut weh, seinen Heimatklub zu verlassen.“

Obwohl er bereits zum Ende der Vorsaison mit einem Abschied geliebäugelt hatte, entschied sich Caspers zunächst für einen Verbleib und stieg in die Vorbereitung ein. Dort plagten ihn wie so häufig muskuläre Probleme; bereits in der Vergangenheit war der 30-Jährige immer wieder durch Verletzungen zurückgeworfen worden. „Der Oberschenkel hat ständig zugemacht und ich wurde einfach nicht fit. So war das Niveau für mich schlichtweg zu hoch“, so Caspers. Das Hobby wurde für ihn immer mehr zur Qual: „Ich war ziemlich unzufrieden und kam schlecht gelaunt zum Training – da habe ich beschlossen, doch einen Schlussstrich zu ziehen.“

Beim Trainier stieß die Entscheidung nicht nur auf Verständnis. „Das Motiv leuchtet mir ein“, sagt Kinan Moukhmalji, „Tom war wie kein anderer auf seine Fitness und Zweikampfstärke angewiesen. Er musste immer bei 100 Prozent sein, um das Level der anderen zu erreichen. Wenn der Körper dann nicht mitmacht, ist das bitter.“ Was dem Coach jedoch sauer aufstößt, ist das schlechte Timing. Zwei Wochen nach Vorbereitungsbeginn hatte Caspers seinen Mitspieler und Sportlichen Leiter Christian Schnitzler über seinen Entschluss informiert. So habe man keine Zeit gehabt zu reagieren, betont Moukhmalji, „deshalb bin ich schon ziemlich enttäuscht. Gerade von einem Spielführer hätte ich mehr Weitsicht erwartet.“ Wer künftig die Binde trägt, ist noch offen. Caspers' Nachfolger muss erst noch gewählt werden.

Die Wege des Routiniers und des SSV könnten sich schon bald wieder kreuzen. Schließlich steht Caspers' neuer Verein, der 1. FC Spich, ebenso im Kreispokal-Viertelfinale wie Siegburg. Kommen beide Teams erneut weiter, träfe man am 23. August aufeinander. Nicht nur für Caspers wäre es ein schnelles Wiedersehen, denn auch Denis Radermacher und Max Orth haben sich dem Bezirksligisten angeschlossen. Sie sind drei von insgesamt fünf Abgängen, im Gegenzug holte der SSV sechs Neue.

Einer von ihnen, Offensivakteur Christopher Mai, erlebte einen bitteren Einstand. Gleich in seiner ersten Trainingseinheit brach eine alte Bänderverletzung wieder auf; dem Zugang vom FC Hennef 05 droht erneut eine mehrwöchige Pause. „Früher oder später werden wir trotzdem viel Freude an ihm haben“, so Moukhmalji. Das Gleiche gelte für Abwehrakteur Marcus Wipperfürth (Bonner SC), der im Kreispokalspiel in Oberpleis nach monatelanger Verletzung sein Comeback feierte. Auch der Jugend gibt man eine Chance: Sowohl Matona-Glody Ngyombo als auch Samit-Islam Beladjel sind von der U-19-Mannschaft des Euskirchener TSC nach Siegburg zurückgekehrt – und das, obwohl beide in Siegen wohnen. „Dass sie viermal pro Woche diese Odyssee auf sich nehmen, zeigt, dass sie es ernst meinen und unbedingt den nächsten Schritt machen wollen“, so der Coach. Für seine Mannschaft gelte es indes, die 41 Punkte aus der Vorsaison zu bestätigen: „Das würde nämlich bedeuten, dass wir ein weiteres Jahr in der Mittelrheinliga spielen dürfen. Um nichts anderes geht es für uns.“

Während das Ziel also unverändert bleibt, hat der Coach den 04ern zumindest in taktischer Hinsicht einen neuen Anstrich verpasst. Mehr Ballbesitz und Spielkontrolle – so lautet künftig die Marschroute. „Wir wollen geduldiger agieren und erhoffen uns so weniger Ballverluste. Ständig dem Gegner hinterherzulaufen, kostet nämlich viel Kraft und macht keinem Fußballer Spaß“, erklärt Moukhmalji. Einer, der zweifellos für mehr Ballsicherheit sorgen würde, ist Robin Pöttgen. Der 35-Jährige könnte im September nach seiner Thrombose-Erkrankung auf den Rasen zurückkehren. „Mein Gefühl sagt mir, dass Robin noch mal angreift. Fit genug ist er allemal“, erklärt Moukhmalji. Für Caspers galt dies offenbar nicht mehr.

Der Kader

Zugänge: Samit-Islam Beladje, Matona-Glody Ngyombo (beide ETSC, U 19), Zakaria Harrach (ETSC), Christopher Mai (Hennef 05), Kevin Mörs (TuS Buisdorf), Marcus Wipperfürth (Bonner SC)

Abgänge: Denis Radermacher, Tom Caspers, Max Orth (alle 1. FC Spich), Max Steinhauer (TuS Oberpleis), Alexander Heil (Hertha Rheidt)

Tor: Michael Vogel, Kevin Mörs

Abwehr: Samit-Islam Beladje, Florian Hahn, Michael Hermanni, Lucas Inger, Niklas Welt, Aaron Wieland, Marcus Wipperfürth

Mittelfeld: Matona-Glody Ngyombo, Tobias Günther, Felix Heinz, Daniel Lingen, Christopher Mai, Robin Pöttgen, Christian Schnitzler, Stefan Ullmann, Arne Vignold

Angriff: Julian Fälber, Christian Brückers, Zakaria Harrach, Fabian Welt

Aufrufe: 011.8.2017, 19:30 Uhr
Kölner Stadt-Anzeiger / Tim MiebachAutor