2024-04-16T09:15:35.043Z

FuPa Portrait
Mit der deutschen U 19 wurde sie im Jahr 2004 Junioren-Weltmeisterin, jetzt spielt sie für den MTV Dießen: Annika Graves.	F.: Julian Leitenstorfer
Mit der deutschen U 19 wurde sie im Jahr 2004 Junioren-Weltmeisterin, jetzt spielt sie für den MTV Dießen: Annika Graves. F.: Julian Leitenstorfer

Sie trug schon den Adler auf der Brust

Annika Graves kickte bereits in der Frauen-Bundesliga +++ Familie und Job waren ihr wichtiger, jetzt spielt sie für den MTV Dießen

Das Frauenteam vom MTV Dießen hat einen prominenten Neuzugang. Die frühere Juniorenweltmeisterin Annika Graves schnürt in der kommenden Saison die Schuhe für den Landesligisten. Obwohl es die 29-Jährige in der Bundesliga und im DFB-Pokal auf einige Spiele brachte, hat das Profigeschäft für die Maschinenbau-Ingenieurin heute keine große Bedeutung mehr.

Im vergangenen Oktober zog sie mit ihrem Mann Chance nach Raisting. „Mein Mann hat in Andechs einen guten Job als Brauer gefunden, also sind wir an den Ammersee gezogen.“ Dort kam dann im Januar ihr Sohn Noah zur Welt, und so musste der Fußball erst einmal warten. Graves hätte auch ohne Weiteres wieder bei einem Profiverein spielen und ihre Bundesligakarriere wieder aufnehmen können. „Es waren einige Angebote da“, sagt die gebürtige Hessin. Kein Wunder. Graves kann auf eine langjährige Karriere im Fußball zurückblicken. 2004 gewann die Mittelfeldspielerin mit der deutschen U19-Nationalmannschaft die Weltmeisterschaft in Thailand. Mit ihrem Heimatverein Jahn Calden schaffte sie im gleichen Jahr den Aufstieg in die 2. Bundesliga. Allerdings zog es Annika, damals noch Niemeier, in die USA. In Oklahoma kickte sie für die Collegemannschaft und erhielt ein Stipendium für ihr Maschinenbaustudium. Dort lernte sie auch ihren heutigen Mann Chance kennen.

Als sie 2012 aus den USA mit ihrem Mann zurückkehrte, zeigte sich schon, dass Fußball nicht mehr alles war. „Jetzt wurden eben andere Sachen wichtiger, aber ich wollte trotzdem noch höherklassig spielen“, so Graves. Und so zog das frisch verheiratete Paar nach Baden-Württemberg, wo Graves beim SC Sand eine neue sportliche Heimat fand. Der SC bot ihrem Mann eine Ausbildungsstelle und ihr einen Job. „Das war unsere Bedingung. Mein Mann hat dann erst eine Ausbildung und dann den Meister als Brauer gemacht und ich konnte im Marketing unseres Sponsors arbeiten“, berichtet die 1,64 Meter große Fußballerin. Mit dem SC Sand feierte sie rasch Erfolge und schaffte den Durchmarsch von der Regionalliga in die Bundesliga. „Das wurde mir dann aber irgendwie zu viel“, sagt die frühere Junioren-Nationalspielerin, die es in den DFB-Teams auf 25 Spiele brachte.

Für Annika Graves und ihren Mann Chance ging es im Oktober 2015 an den Ammersee. Fußball spielte zu diesem Zeitpunkt schon keine so große Rolle mehr, da Graves schwanger war. Seit der Geburt von Sohn Noah steht Familie im Vordergrund. Aber der Sport ließ und lässt Graves nicht los. „Ich habe den Fußball ziemlich vermisst und wollte schon wieder Fußball spielen, aber jetzt nicht mehr höherklassig.“ Vor einigen Wochen kam der Kontakt zum MTV Dießen zustande, wo eine Bekannte von ihr spielt, und dessen Spiele sie bereits verfolgte. „Sie meinte, sie müsste mich überzeugen, dass ich mir die Mannschaft mal anschaue, aber das war nicht nötig. Für mich war immer klar, dass ich irgendwann zum MTV gehe.“

Mittlerweile ist die Freude am Fußball zurück. „Es ist kein überzogener Leistungsdruck, sondern einfach Freude am Fußball. Genau das, was ich gesucht habe“, sagt Annika Graves. Sie wird in der neuen Saison als „Sechser“ die Bälle für den MTV verteilen.

Aufrufe: 018.8.2016, 08:43 Uhr
Landsberger Tagblatt / Hannes BrandnerAutor