2024-04-25T10:27:22.981Z

Ligabericht
Michael Szymkow (rechts, hier beim 4:2 gegen Flonheims Jonas Mayer im Zweikampf) ist das Gesicht der SG Wiesbachtal. 	Foto: photoagenten/Axel Schmitz
Michael Szymkow (rechts, hier beim 4:2 gegen Flonheims Jonas Mayer im Zweikampf) ist das Gesicht der SG Wiesbachtal. Foto: photoagenten/Axel Schmitz

"Fußball ist mehr als Geld und Ruhm"

Warum der 25-Jährige Michael Szymkow bei der SG Wiesbachtal glücklich wurde

WALLERTHEIM. Beim 4:2 in Flonheim hat Michael Szymkow sein 101. Pflichtspiel für die SG Wiesbachtal absolviert. Das ist zweifellos eine stolze Zahl. Aber noch interessanter macht die Geschichte, dass der Einzelhandelskaufmann vor sieben Jahren noch an der Schwelle zum Profifußball stand – und nun bei einer B-Klasse Mannschaft sein Glück gefunden hat.

Sicher, erzählt Michael Szymkow, immer wieder bekomme er zu hören, er habe „sein Talent weggeschmissen“. Der 25 Jahre alte Udenheimer sieht das aber anders: „Es ist zwar schade. Aber ich bin nicht traurig darüber, wie es gekommen ist. Fußball ist nicht nur Geld und Ruhm – Fußball ist auch Spaß. Und den habe ich in Wallertheim gefunden“. Andernfalls, und auch das ist so sicher wie das Amen in der Kirche, würde der Angreifer nie und nimmer mehr für die SG spielen. Denn Offerten, sich neu zu orientieren, hat es immer gegeben.

In Dortmund Scouts namhafter Klubs aufgefallen

Als Teenager stand Szymkow die Tür offen zur großen Fußball-Welt. Er spielte für Mainz 05 in der Jugend. Eines Tages kickte das Team in Dortmund bei einem Turnier. Scouts aus aller Herren Länder registrierten das Talent des jungen Mannes mit dem polnisch klingenden Namen. Wenige Tage später hatte er Post im Briefkasten – die Einladung zu einem Lehrgang der U18-Nationalmannschaft Polens. „Mein Vater, selbst ehemaliger Leistungssportler“, schildert er lächelnd, „war mächtig stolz“.

Von Mainz 05 führte Szymkows Weg zum Ludwigshafener SC und weiter zum damaligen A-Jugend-Verbandsligisten Wormatia Worms. „Eine tolle Zeit“, sagt er: „Wir sind Meister geworden, in die Regionalliga aufgestiegen. Aber es war auch der Wendepunkt. National hat Wormatia einen großen Namen, international aber nicht. Und damals, zu meiner Zeit, musste man bei namhaften Klubs spielen, um bei den renommierten Vereinen auf der Auswahlliste zu bleiben“.

Seine nächste Adresse war dann sogar deutschlandweit eher unbekannt: TuS Nack, damals B-Klasse Alzey. „Sportlich ein verlorenes Jahr. Aber ich bereue nicht, dort gewesen zu sein“, skizziert Szymkow.

Wichtige Impulse beim TuS Nack bekommen

Menschlich aber habe er beim Vorholzklub wichtige Impulse erhalten. Als er dann zum Landesligisten RWO Alzey wechselte, hatte er immer noch die Hoffnung, sich ins Rampenlicht des höherklassigen Fußballs spielen zu können. Es folgte ein hartes Jahr mit vielen Momenten der Enttäuschung. In dieser Phase, berichtet der Fußball-Enthusiast, vermittelte sein guter Freund Stefan Hachenberger den Kontakt zu Sascha Hessinger, dem Sportlichen Leiter der SG Wiesbachtal. Als sich beide auf den Wechsel verständigten, ahnte Szymkow nicht, dass er seinen Herzensverein gefunden hatte. „Bis dahin“, reflektiert er, „war ich ja überall nicht länger als eins, zwei Jahre gewesen. Ich konnte mir gar nicht vorstellen, irgendwo länger zu sein“.

Familiäres Umfeld in Wallertheim bindet

Nun steuert er in Wallertheim sein Fünfjähriges an. Mittlerweile als Kapitän der Mannschaft, mit der er die Rückkehr in die A-Klasse anstrebt. Und mit einer engen Verbundenheit zur SG: „Mein Herz schlägt für den Verein“. Wegen des familiären Umfelds, wegen der Freundin und wegen der Wertschätzung, die ihm seitens der SG entgegengebracht wird. Es wirkt, als hätte das sensible Kraftpaket sein Glück gefunden. Auch wenn er hier und da von Konkurrenten angeknurrt wird, weil er fußballerisch für die B-Klasse erheblich überqualifiziert ist. Das kann er verschmerzen. Nicht verschmerzen konnte er, die hohen Erwartungen seines Papas enttäuscht zu haben. Es brauchte eine Weile, bis der Vater akzeptierte, dass der Sohn den Fußball liebt – und zwar auch ohne den verlockenden Glamour der Profi-Ligen.



Aufrufe: 08.10.2017, 20:40 Uhr
Claus RosenbergAutor