2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview

Ein Plädoyer für das Schiedsrichterwesen

Falko Mathews ++ Schiedsrichterobmann der SG Weixdorf ++ Schiedsrichter in der Landesklasse

Die Schiedsrichterkommission des Stadtverbandes Fußball Dresden führt im Frühjahr wieder einen Schiedsrichteranwärterlehrgang durch. Für uns Grund genug mal einen Schiedsrichter zu Wort kommen zu lassen. Falko Mathews ist Schiedsrichter in der Landesklasse und Schiedsrichterobmann bei der SG Weixdorf. Er spricht über die Aufgaben und Chancen als Schiedsrichter und hält ein Plädoyer für die schwarze Zunft.

Seit wann bist du Schiedsrichter und wie bist du dazu gekommen?
Ich bin seit meinem 14. Lebensjahr Schiedsrichter. Vorher war ich auch Spieler im Verein. Ich habe mir damals selber gelbe und rote Karten gebastelt. Die habe ich dann im Bekanntenkreis angewendet. Daraufhin haben meine Eltern mich bei einem SR-Lehrgang angemeldet.

War der Lehrgang schwer und hat das "lernen" auch Spaß gemacht?
Fußball hat den Vorteil, dass viele Regeln bekannt sind, somit ist der Einstieg in der Lehrgang einfach. Mir haben es die Vielzahl der Anweisungen angetan, die es im Fussballalltag selten zu sehen gibt. Was passiert zum Beispiel, wenn ein Einwurf direkt ins Tor geht? Wie geht es weiter, wenn sich zwei Spieler der gleichen Mannschaft beleidigen?
Positiv unterstützt haben mich dabei auch die hohe Anzahl der Videoszenen zu Themen wie Handspiel und Abseits.

Welche Motivation steckt für dich dahinter?
Ich habe großen Spaß, wenn ich unter Menschen bin. Das gilt sowohl für Trainer, Spieler und das Schiedsrichtergespann. Ich plane die Anreise zum Spiel so, dass wir im Gespann vor und nach dem Spiel ausreichend Zeit zum Reden haben.

Später ist dann der Reiz dazugekommen, dass man im Spiel sekundenschnell entscheiden und kommunizieren muss. Auch in meinem Einstellungsgespräch habe ich das Thema Schiedsrichter positiv anbringen können, weil ich dadurch gewohnt bin in Stresssituationen Entscheidungen zu treffen. Nicht zuletzt nehme ich die Entschädigung gerne, um damit unter der Woche das Essen in der Mittagspause zu finanzieren.

Welcher zeitliche Aufwand bedeutet das Schiedsrichterwesen für dich?
Der zeitliche Aufwand hängt von der Spielklasse und den eigenen Ambitionen ab. Ich pfeife ca. 40 Spiele pro Jahr. Ich bin im Schnitt 7-8 Stunden unterwegs, wenn ich in der Landesklasse amtiere.

Ein neu ausgebildeter Schiedsrichter wird eher die Hälfte der Zeit pro Spieltag unterwegs sein. Es gibt eine Mindestanzahl an Spielen für jeden Schiedsrichter. Im ersten Jahr 5 Spiele und danach 15 Spiele pro Saison. Dazu kommen 3 Regellehrabende á 1 Stunde und 4 Hausregeltests (Bearbeitungszeit: 1Monat) pro Saison.
Darüber hinaus gibt es viele freiwillige Tätigkeiten im SR-Ausschuss, bei den Ehrungen, bei der Begleitung anderer Schiedsrichter, im Beobachterwesen. Ja sogar bei der schiedsrichtereigenen Fussballmannschaft.
Ich schule zum Beispiel die Trainer der SG Weixdorf einmal pro Jahr und bin erster Ansprechpartner für alle Vereinsschiedsrichter (SR-Obmann). Nebenbei arbeite ich normal in Vollzeit und habe eine Familie mit 2 Kinder (1 Jahr und 6 Jahre alt).

Was für Spiele pfeift man als Jugendlicher denn? Auch schon Männerspiele?
Nein, immer eins nach dem anderen. Man wird praxisnah an die Aufgabe herangeführt. Nach dem SR-Lehrgang ist der erste Einsatz immer als 4. Offizieller. Besser geht es eigentlich nicht, denn man begleitet den Schiedsrichter das komplette Spiel. Angefangen bei der Anfahrt, Begrüßung und Platzbegehung bis hin zum online Spielbericht.

Auch danach ist man noch nicht auf sich allein gestellt. Die folgenden beiden Spiele finden im D-Juniorenbereich statt. Man darf nun selber Schiedsrichter sein und in meinem Heimatverein z.B. wird der Jungschiedsrichter von einem Coach der SG Weixdorf begleitet, der auch Tage danach noch telefonisch für Rückfragen zur Verfügung steht.
Männerspiele werden im Allgemeinen nicht vor dem 18. Lebensjahr zugeteilt.

Was pfeifst du bzw. was waren die spektakulärsten Einsätze für dich?
Ich bin seit 20 Jahren Schiedsrichter und davon über die Hälfte in der Landesklasse oder Landesliga eingestuft gewesen.

Mein schönstes Spiel habe ich in Niedersachsen erlebt. Dort durfte ich die 1. Männermannschaft von Eintracht Braunschweig (damals 1. Bundesliga) im Freundschaftsspiel gegen SV Gifhorn pfeifen.
Ebenfalls unvergesslich waren die beiden Turniere in den USA (Florida), wo neben dem Sport auch das Land und seine Leute im Fokus standen.

Welche Unterstützung gibst Du als SR-Obmann/die SG Weixdorf den neuen SR bei ihrer Tätigkeit für den Verein?
Die erste Zeit ist unglaublich wichtig für die neuen Schiedsrichter, damit sie sich wohlfühlen. Ich bin sowohl auf und neben dem Platz erreichbar. Nach den ersten Spielen rufe ich dann an, um zu hören, wie es läuft. Meistens gab es dann schon Szenen, die wir besprechen können. Ich organisiere Treffen, um die Hausregeltests zu bearbeiten - inkl. Essen und Trinken. Ich organisiere den ganzen „Schreibkram“ rund um den SR-Lehrgang. Und zu guter Letzt kümmere ich mich auch darum, dass die Schiedsrichter Ihre Ausrüstung bekommen. >>> Infos durch die SG Weixdorf

Was kannst du jungen Sportlern mit auf dem Weg geben die überlegen Schiedsrichter zu werden?
Wir und ca. 75.000 anderen Menschen macht es bis heute Spaß Schiedsrichter zu sein. Dabei muss keiner mit dem Fußballspielen aufhören.

Schiedsrichter ist für jeden etwas, ich zeig es euch:

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Aufrufe: 023.1.2019, 10:00 Uhr
SMaAutor