2024-04-25T14:35:39.956Z

Allgemeines
Blau- Rot diesmal in Weiß- Rot stemmte sich mit allem Verfügbarem gegen Niederlage und möglichen Abstieg…es half (FOTO: Holger Bär)
Blau- Rot diesmal in Weiß- Rot stemmte sich mit allem Verfügbarem gegen Niederlage und möglichen Abstieg…es half (FOTO: Holger Bär)

VfL Halle 96 mobilisierte alles und gewann

Union Sandersdorf konnte am Halleschen Zoo letztlich nicht beeindrucken

Verlinkte Inhalte

August des Jahres 2001. Union Sandersdorf stieg nach zweitem Anlauf (erstes Mal 1997) zum zweiten Mal in die Verbandsliga auf. Der Gegner am 1. Spieltag hieß 1. Mannschaft VfL Halle 96. Zum ersten Male traf man auf Team 1 der 96er, welches in den Jahren zuvor mit Ober- und Regionalliga immer deutlich höher kickte. Am Zoo aber herrschte Krisenstimmung, denn man war nach dem Regionalligaabstieg nun auch aus der Oberliga abgestiegen und hatte eine komplette Mannschaft über den Sommer verloren. Diese hatte sich in alle Winde zerstreut. Die frisch aus der A- Jugend aufgerückten Kicker mussten ran. Sandersdorf rechnete sich mit seiner routinierten Mannschaft gute Chancen aus und bekam bei heimischer Verbandsligapremiere gleich richtig die Grenzen aufgezeigt. Gut ausgebildete Hallenser Youngster spielten Aufsteiger Union mit Tempofußball schwindlig, siegten vor anderthalb Jahrzehnten mit 4:1 in Sandersdorf.

Am Sonntag fuhr das Unioner Oberligateam nun zum x- ten Male ins Stadion am Halleschen Zoo. Sah die Verbandsligabilanz für Sandersdorf gegen den VfL 96 über ein Jahrzehnt nicht allzu rosig aus, so hatten die Sadlo- Schützlinge wenigstens in den vier gemeinsamen Jahren Oberliga die Nase vorn. Vier Siege, ein Remis und bislang nur zwei Niederlagen zählte man in den dreieinhalb vergangenen Spielzeiten. Nun stand der VfL mit dem Rücken zur Wand, rangelt aktuell parallel mit dem SSV Markranstädt um den Verbleib in jener Oberliga. Vorausgesagt: Der SSV Markranstädt behielt- wie auch immer- am Sonntag beim 3:2 gegen den FC Einheit Rudolstadt alle drei Punkte. Schon ein Sandersdorfer Remis am Zoo hätte die Fahnen dort auf Halbmast rücken lassen. Doch es kam für Sandersdorfs Kapitän Rico Gängel und seine Mannschaft völlig anders. Union Sandersdorf verlor jenes Sachsen- Anhalt- Derby am Ende mit gleichem 1:4, wie vor glatten 16 Jahren den heimischen Verbandsligaeinstieg gegen gleichen Verein.

Er allein konnte es letztlich nicht richten. Der fleißigste Unioner- Moritz Alicke (am Ball)FOTO: Holger Bär

Lange, betretene Mienen beim Abpfiff von Schiedsrichter Matthias Lämmchen in den Gesichtern der Gäste. Es war heiß und für neunzig Minuten Tempofußball kaum zumutbar. Und doch gab es eine sehenswerte Partie, welche das willigere Team mit den am Ende klareren Torabschlüssen verdient für sich verbuchte. Halle 96 wusste von Beginn an, was die Stunde geschlagen hatte. Bereits nach sechs Minuten mussten sich die Sandersdorfer nach krassem Ballverlust erstmals gleich dreifach in die Schussbahn der Gastgeber werfen. Konstantin Eder verfehlte kurze Zeit darauf per Direktabhnahme (12.), während Adel Aljindo nur eine Minute später gewaltig Sandersdorfs Lattenunterkante aus halblinker Position traf. Beide sollten sich ihren Torerfolg später noch gutschreiben können. Als auch Stephan Schammers straffer Versuch sein Ziel im Uniontor nicht fand (15.), schien das Führungstor der Behring- Truppe nur eine Frage der Zeit. Dann nahmen die Kuriositäten des Spiels ihren Lauf. Aus einem Sandersdorfer Angriff inklusive Ballverlust am gegnerischen Sechzehner fuhr der VfL einen Konter. Am Ende der Kette stand ein Aljindo- Schuss aus halblinker Position. Unionkeeper Christian Ignorek- jüngst vom Gegner nach Sandersdorf gewechselt- machte eine wahrlich unglückliche Figur. Zentral und nicht hoch lag der Ball über seinen Scheitel fliegend im Netz (1:0/32.).

Sandersdorf- und da speziell Moritz Alicke- wachte nun auf. Der Schortewitzer avancierte zum fleißigsten Arbeiter unter Halles Sonne, konnte sich jedoch vorerst nur mit einem gewaltigen Kracher an den langen 96er Pfosten belohnen (40.). Richard Wießner verfehlte in gleicher Situation nach nochmaligem Ballgewinn nur haarscharf. Das 0:1 zur Pause ließ allein bei den Temperaturen noch alles offen. Doch der Gastgeber schien wacher und vor allem in vorderster Front klarer. Zwanzig Sekunden nach Wiederbeginn versenkte Matthias von der Weth zum 2:0 (46.). Der VfL- Kapitän hatte leichtes Spiel, denn Union hatte sich im Kollektivschlaf überrumpeln lassen. Doch gleiches geschah plötzlich gegenüber. In die Halleschen Feierlichkeiten hinein lupfte Alicke die Kugel zum umgehenden Anschluss unter den Balken (2:1/47.).

So wie hier schauten Keeper Christian Ignorek und Vorderleute des Öfteren der Kugel hinterher (FOTO: Holger Bär)

Wenn das nicht als absoluter Sandersdorfer Weckruf diente? Timo Breitkopf verfehlte den Ausgleich in einer nun völlig offenen Begegnung nur knapp (57.) Plötzlich aber Elfmeter gegenüber, denn Schiedsrichter Lämmchen sah ein Foul von Rico Gängel an seinem Gegenspieler. Nun aber war Keeper Ignorek zur Stelle, hielt die Kugel vom Hallenser Max Worbs (59.). Startschuss Nummer 2 für Union, dachten zumindest die mitgereisten Sandersdorfer. Aljindo legte folglich per Pfostenkracher in Sachen Aluminium auf 2:1 vor. Der VfL spielte unter jenen unmoralischen Temperaturen ein mutiges Pressing und sollte sich belohnen. Eder nahm einen Ball direkt aus der Luft und legte ihn ins Eck (3:1/73.). Das sollte Sandersdorf an diesem Tag nicht mehr korrigieren können, denn auch die späteren Sandersdorfer Einwechslungen zündeten nicht, setzten frisch keine neuen Impulse. Als Keeper Ignorek beim Sprung zu spät nur in die Füße des Angreifers anstelle an den Ball kam, lag der nächste Strafstoß auf dem Punkt. Kapitän von der Weth übernahm diesmal und setzte dem Spiel mit dem 4:1 für seine Blau- Roten ein Ende.

Sandersdorf hatte sich für diesen Ausflug an die Saale deutlich mehr vorgenommen, blieb aber komplett hinter den eigenen Erwartungen zurück. Nun darf der Unionfan gespannt sein, ob es der Sadlo- Elf gelingt, im abschließenden heimischen Saisonfinale gegen den FC International Leipzig ein positives Signal zu setzen und damit die punktetechnisch aufgerückten Teams aus Barleben, Bernburg und Brandenburg letztlich hinter sich zu halten. Den Jungs inklusive dem Sandersdorfer Publikum wäre es zu wünschen, um nicht zuletzt ihrem Ex- Kapitän Torsten Lehmann sowie dem absoluten Sandersdorfer Urgestein Nicky Ebert einen würdigen Abschied aus der Oberligaelf zu kredenzen.

Aufrufe: 029.5.2017, 18:10 Uhr
Holger BärAutor