2024-05-10T08:19:16.237Z

Ligabericht
Überflieger kurz vor der Landung: Jonas Pabst als Torwart der SG Trohe/Alten-Buseck...	Foto: Wereschinski
Überflieger kurz vor der Landung: Jonas Pabst als Torwart der SG Trohe/Alten-Buseck... Foto: Wereschinski

Der Torwart als Stürmer als Torwart

KOL GIESSEN SÜD: +++ Jonas Pabst kam als Goalgetter zur SG Trohe/Alten-Buseck, sprang als Interims-Keeper ein – und hat Spaß daran +++

Alten-Buseck (chn). So einen Stürmer hatte ich noch gebraucht, jemanden, der dahin geht, wo es weh tut“, blickt Frederik Weinecker, Trainer des Kreisoberligisten SG Trohe/Alten-Buseck, auf die Verpflichtung von Jonas Pabst in der Saison 2014/15 zurück. Vom FSV Beuern kam der damals 20-jährige Youngster, hatte in der Vorsaison in der Gießener B-Klasse mit 17 Buden in 26 Spielen auf sich aufmerksam machen können – und das in seinem ersten Senioren-Jahr.

Mit Toren kommt Jonas Pabst freilich noch heute regelmäßig in Berührung. Oder besser: Mit dem Tor. Denn seit dem zweiten Spieltag der laufenden Runde, für die jetzt gerade wieder die Vorbereitung beginnt, steht der gelernte Automobilverkäufer aus Beuern im Kasten der SG. Und hatte einigen Anteil am aktuellen Höhenflug der Weinecker-Elf, die auf Rang drei überwintert. „Wenn ich die Hinrunde mal Revue passieren lasse, dann fällt mir vielleicht bis auf ein Spiel kein einziger Fehler ein, den er gemacht hätte. Er hat sozusagen die gesamte Runde ohne Fehler gespielt“, stellt Weinecker seinem Interims-Keeper ein tadelloses Zwischenzeugnis aus.

Warum eigentlich „Interims-Keeper“? Für eine Antwort muss man noch einmal ganz auf den Anfang dieser Kreisoberliga-Saison blicken. Die Vorbereitung war abgeschlossen, Jonas Pabst hatte sich regulär auf seinen Einsatz in der Offensive eingestellt, fleißig dafür trainiert. Dann der Startschuss – Weinecker spricht heute vom „mysteriösen ersten Spieltag“, denn Trohe/Alten-Buseck startete nicht nur aufgrund einer 0:1-Niederlage gegen die Bessinger FSG unglücklich, auch zog sich Stammkeeper Lars Leipold noch einen Bänderriss zu. „Wir hatten mit Lars Leipold einen der für mich besten drei Torhüter der Liga – und dann plötzlich keinen mehr“, schildert Weinecker heute den damaligen Schockmoment, der auch daraus resultierte, dass Ersatzkeeper Maximilian Baldschus sich kurz vor Rundenbeginn an der Hüfte verletzt hatte.

Was also tun? Jonas Pabst erinnert sich: „Beim ersten Saisonspiel war ich selbst im Urlaub. Der Trainer hat mir dann per SMS geschrieben: Hier, du wirst deine Torwarthandschuhe in nächster Zeit wohl mal öfters brauchen.“

Warum der SG-Übungsleiter auf Pabst kam, lag freilich auf der Hand, denn bereits im Junioren-Alter stand der 22-Jährige im Kasten, wandelte sich erst in der A-Jugend zum Offensivmann.

Dementsprechend stand Pabst auch schon mal während der Vorbereitung zwischen den Pfosten, etwa beim Testspiel gegen den TSV Klein-Linden, als Kollege Leipold verhindert war. „Spaß“ habe das gemacht, so der Youngster. Dass aus dem Spaß aber mal Ernst werden würde, hätte er nicht erwartet.

Wurde es aber – und Pabst machte und macht seine Sache erwiesenermaßen richtig gut. Lediglich 25 Treffer ließ der SG-Schlussmann in der bisherigen Spielzeit zu, ein Wert, der zu den besten der gesamten Spielklasse zählt. Und so ist aus dem Ernst auch irgendwie wieder Spaß geworden, zumindest eine Mischung aus beidem: „Das macht mir Mega-Spaß im Tor, ich habe wieder zurückgefunden. Ich fühle mich sehr wohl und bekomme viel Rückhalt von der Mannschaft.“ Und Trainer Weinecker pflichtet bei: „Er ist noch einmal aufgeblüht und hat eine ganz andere Akzeptanz in der Mannschaft erreicht. Er ist sowieso ein sehr anständiger Kerl und sehr offen, sehr gesellig und für den Trainer eigentlich ein Idealfall.“

Bleibt natürlich die Überlegung, was geschieht, wenn der verletzte Lars Leipold wieder ins Geschehen eingreifen will. Weinecker lächelt: „Sven Scheer (Anm. d. Red.: Teammanager) freut sich schon. Wenn Lars wieder einsteigt, sagt er, möchte er nicht in meiner Haut stecken. Das wird sicher eine interessante Restrunde.“

Jonas Pabst, der sich in seiner Freizeit gerne mit Freunden trifft oder Fitnesstraining macht, hat zumindest Blut geleckt, gibt sich aber auch zurückhaltend: „Ich würde schon gerne im Tor bleiben, das wird in der Vorbereitung geklärt. Es ist halt schwierig. Lars ist ein klasse Torwart und war nun immer unterstützend dabei. Auch nach den Spielen, wenn ihm was aufgefallen war, dann haben wir immer darüber gesprochen. Er ist ein klasse Typ.“ Nach einem bitteren Konkurrenzkampf in Trohe/Alten-Buseck – der womöglich auf die hervorragende Mannschaftsstimmung drücken könnte – klingt das freilich keineswegs. Und auch wenn Frederik Weinecker zukünftig die Entscheidung bezüglich der Torhüter-Frage nicht leicht fallen sollte, hält er lächelnd fest: „Lieber zwei starke Torhüter als gar keinen.“

Aufrufe: 025.1.2017, 08:00 Uhr
Christian Németh (Gießener Anzeiger)Autor