2024-04-25T14:35:39.956Z

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Bleiben die Inzidenzwerte landesweit langfristig unter 100, darf bald auch Kontaktsport betrieben werden.
Bleiben die Inzidenzwerte landesweit langfristig unter 100, darf bald auch Kontaktsport betrieben werden. – Foto: dpa

Trotz Lockerungen - Mehrheit für Abbruch

UPDATE: Im Amateurfußball plädieren viele Funktionäre und Fußballtrainer für ein Ende dieser Saison. Es seien unter anderem zu viele Fragen offen.

Wiesbaden/Rheingau-Taunus-Kreis. Der Amateurfußball schaute mal wieder gebannt auf die Politik. Wie geht es nun weiter? Geht es überhaupt weiter? Saisonfortsetzung oder Saisonabbruch? Wann und wer darf mit wie vielen wo trainieren? Fragen über Fragen, die sich alle Fußballer, ob Jung oder Alt, stellen. Nach den jüngsten Beschlüssen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie ist jedoch klar: Geregelter Mannschaftssport ohne Hindernisse wird auch in den kommenden Wochen nicht möglich sein. Verbandsfußballwart Jürgen Radeck, der für den Spielbetrieb in ganz Hessen verantwortlich ist, sieht eine mögliche Saisonfortsetzung als eher unwahrscheinlich an. „Wir müssten den Spielbetrieb spätestens am 18. April aufnehmen, um bis Mitte Juni in allen hessischen Spielklassen zumindest die Vorrunde abschließen zu können.“

Die Zeit wird immer knapper, zumal die Amateurfußballer auch genügend Vorlaufszeit benötigen, um Verletzungen zu vermeiden. „Wir werden den Vereinen keinen Kaltstart zumuten. Drei Wochen Mannschaftstraining sollten dem ersten Punktspiel vorgeschaltet sein. Alles andere wäre unseriös“, betont Radeck.

Am 11. März sollen nun alle Kreisfußballwarte zu einer Verbandsvorstandssitzung zusammenkommen, um sich über mögliche Zukunftsszenarien auszutauschen. Radeck hofft, dass dann auch eine Entscheidung über eine mögliche Fortsetzung, Annullierung oder Regelung nach Quotientenregelung fallen wird.

Aktuell sehen die Verordnungen aus der Politik zumindest erste Lockerungen ab dem kommenden Montag vor. So soll bei einer in Hessen herrschenden Sieben-Tage-Inzidenz von unter 50 kontaktfreier Sport unter freiem Himmel von bis zu maximal zehn Personen möglich sein. Derzeit liegt diese bei 68. Liegt die Sieben-Tage-Inzidenz im Bereich zwischen 50 und 100, ist Individualsport mit maximal fünf Personen aus zwei Haushalten möglich. Darüber hinaus können Kinder bis 14 Jahre im Außenbereich ohne Begrenzung der Gruppengröße Sport treiben. Ab dem 22. März könnten dann, je nach Infektionslage, weitere Lockerungen dazukommen. Sollte dann die Sieben-Tage-Inzidenz 14 Tage lang unter 50 liegen, wäre wieder Kontaktsport im Freien möglich. Im Bereich zwischen 50 und 100 wäre dies nur mit einem negativen tagesaktuellen Corona-Schnelltest möglich. Sollten dann die Inzidenzwerte niedrig und unter 100 bleiben, könnte dann ab dem 5. April Kontaktsport im Freien ohne Test stattfinden. Ob ein normaler Spiel- oder Trainingsbetrieb unter diesen Vorgaben möglich ist, steht freilich in den Sternen. Doch die Tendenz bei den Funktionären und Trainern in der Region ist klar erkennbar:

Dieter Elsenbast, Kreisfußballwart Wiesbaden: „Ich halte eine Annullierung der Saison für die einzig mögliche Option. Es sind viel zu viele Unwägbarkeiten und offene Fragen. Ich halte es für völlig realitätsfremd, dass Spieler bis in die untersten Klassen immer einen Corona-Schnelltest absolvieren sollen, nur um den Trainingsbetrieb aufrechtzuerhalten. Wir brauchen nun Planungssicherheit und ich werde mich an der Sitzung am 11. März dafür einsetzen, dass wir auch zu einem finalen Ergebnis kommen.“

Erich Herbst, Kreisfußballwart Rheingau-Taunus: „Ich plädiere weiterhin für die Durchführung einer Hinrunde. Natürlich müssen wir weiterhin vorsichtig sein, aber wenn wir Ende April mit der Runde wieder starten, könnten wir die verbleibenden Spiele noch absolvieren. Sollten wir jetzt wieder abbrechen, wird es verdammt schwierig, die Jugendlichen und auch Senioren bei der Stange zu halten. Bis wir dann nämlich im August wieder anfangen, vergeht fast wieder ein halbes Jahr.“

Thorsten Lang, Vorsitzender Spvgg. Eltville: „Wir spielen aktuell mit fünf Mannschaften um den Aufstieg und dennoch muss ich klar betonen, dass ein Abbruch für mich absolut alternativlos ist. Wir haben fast nur Spiele in anderen Landkreisen, wo der Inzidenzwert direkt ganz unterschiedlich sein kann. Da behält doch niemand den Überblick. Wir sollten im Moment Demut zeigen, schließlich haben andere Dinge in der Gesellschaft absoluten Vorrang.“

Thomas Nikelski, Trainer FVgg. Kastel 06: „Aus unserer Sicht stellen sich mit den aktuellen Beschlüssen, mehr Fragen als Antworten. Da wir als Gruppenligist in mehreren Kreisen spielen müssten und dort ja auch jederzeit höhere Fallzahlen auftreten könnten, sehe ich eine Saisonfortführung nach aktuellem Stand als nicht möglich an. Es ist natürlich für Mannschaften unfair, die um den Aufstieg spielen und wir würden profitieren, aber das sollte aktuell zweitrangig sein.“

Sierk Conradi, Spielertrainer SG Schlangenbad: „Nach der letzten Saison wäre es für uns natürlich noch mal bitter, dass wir unsere Ziele nicht erreichen können, aber wir reden hier von einer weltweiten Pandemie. Eine Fortführung wäre für mich sehr unrealistisch. Wir hatten ebenfalls Fälle in der Mannschaft, wo man auch gemerkt hat, dass diese Krankheit nicht auf die leichte Schulter zu nehmen ist. Für uns wäre es jetzt einfach wichtig, wieder in angemessenen Rahmen zusammen Fußball zu spielen und sich einfach wieder persönlich zu sehen. Alles andere steht hinten an.“

Infokasten: „Nicht mehr über den Zaun klettern“

Auch Horst Klee, Vorsitzender vom FV Biebrich 02, lauschte den Worten von Ministerpräsident Volker Bouffier zur Verkündung der neuen Landesverordnung in Sachen Corona. „Wir und andere Vereine sind fürs Jugendtraining bereit. Unsere Kinder sollen jetzt nicht mehr über den Zaun klettern müssen“, erwartet Klee, dass die Stadt Wiesbaden die Sportplätze ab Montag für das dann erlaubte Gruppentraining für Kinder bis 14 Jahre öffnet. Freilich würde sich der 81-Jährige zudem wünschen, dass auch die älteren Jahrgänge der 350 Mitglieder starken Jugendabteilung nicht nur wie schon bei Profivereinen trainieren dürfen: „Dabei geht es mir nicht nur um den Sport Fußball. Ich will den Nachwuchs wieder bewegen und wegbekommen vom Sitzen beim Gaming und E-Sport.“

Aufrufe: 012.3.2021, 18:00 Uhr
Henri Solter, Torben Frieborg und Torsten MudersAutor