2024-04-24T13:20:38.835Z

Spielbericht
Der Alzeyer Vllaznim Dautaj (in Rot), hier gegen Erdem Dogan und Jan Rillig, traf gegen Ludwigshafen in 60 Sekunden doppelt.	Foto: photoagenten/Axel Schmitz
Der Alzeyer Vllaznim Dautaj (in Rot), hier gegen Erdem Dogan und Jan Rillig, traf gegen Ludwigshafen in 60 Sekunden doppelt. Foto: photoagenten/Axel Schmitz

Unglaubliche Wende

VERBANDSLIGA RWO Alzey schafft trotz 0:2-Rückstand Remis gegen Spitzenreiter Ludwigshafen +++ Unckrich nicht nach Meisenheim

ALZEY. Irgendwie fühlte man sich im falschen Film. Die Fußballer von RWO Alzey hatten gerade das 0:2 gefangen, als Kapitän Kevin Boos seinen Gefährten quer über den Platz zurief: „Nix passiert – das kriegen wir noch hin“. Zu dem Zeitpunkt stand die Heimelf derart mit dem Rücken zur Wand, dass Boos‘ Worte ein unrealistisch wirkten.

Doch der Weinheimer sollte recht behalten. Mit einem Doppelschlag von Vllaznim Dautaj innerhalb einer Minute schafften das Wartberg-Team vor heimischem Publikum den Ausgleich. Und das gegen den Spitzenreiter der Verbandsliga, den Oberliga-Absteiger Arminia Ludwigshafen.

Im Vorfeld der Partie war von der hohen Qualität der Ludwigshafener geschwärmt worden. Wirklich zeigen konnten die Pfälzer ihre hohe Kunst des Fußballspielens allerdings nur in der ersten Viertelstunde nach der Pause. Sensationell, mit welchem Druck und welcher Präzision sie ihr Powerplay aufzogen. Die beiden Treffer von Tim Amberger (50.) und dem Ex-Grünstädter Fabian Herchenhan waren Spiegelbild der Brillanz, mit der die Arminen kombinierten.

Resultat lässt viel Interpretationsspielraum

Die Frage, die sich in dieser Phase aufdrängte: Hatten sich die Ludwigshafener in der Pause vorgenommen, die Taktzahl gegenüber der Vorstellung in der ersten Hälfte zu erhöhen? Oder war es eher so, dass die Alzeyer schlecht aus der Kabine gekommen waren und dem Gegner mehr Raum überließen? Jeremias Raab, der in der Innenverteidigung der Alzeyer eine bemerkenswert starke Leistung ablieferte, urteilte als unmittelbar Beteiligter: „In der Phase waren wir zu weit weg. Auf Außen hatte der Gegner zu viele Räume und brachte gute Flanken, die wir innen nur schwer verteidigen konnten“.

In dieser Phase hätten die Ludwigshafener gut und gerne fünf oder Tore schießen können. Aggressiv attackierten sie die Alzeyer bereits in deren Strafraum und forderten neben den Abwehrspielern Torhüter Jens Maaß, der letztlich mit mehreren Paraden maßgeblich zum Punktgewinn der Wartberg-Elf beitrug.

Die Alzeyer befreiten sich aber aus der Umklammerung. Auch dank der Intervention von Trainer Tino Häuser, der für den defensiveren Florian Unckrich den sehr offensiven Manuel Helmlinger brachte. Aus den ersten kleinen Möglichkeiten wurden im weiteren Spielverlauf größere Chancen. Scheiterte Marcel Schumann nach einer Weingärtner-Ecke noch per Kopf, zahlte sich das Weiterkämpfen wenig später aus: Christian Hahn, der vor allem in der ersten Hälfte mehrere fast perfekte Akzente im Angriff setzte, stürmte die rechte Außenbahn runter, passte in die Mitte, wo Vllaznim Dautaj die scharfe Hereingabe verwertete (85.). Der Treffer war fast die Kopie des vorausgegangenen 2:0 der Ludwigshafener.

Auch der Ausgleich, keine 60 Sekunden später, hatte Klasse. Mit einem Lupfer über die Abwehr brachte Oliver Rapp wiederum Dautaj ins Spiel. Der hatte freie Bahn und krönte den Zuckerpass mit dem Ausgleich. Die Fans auf den Rängen tobten. Die aus dem Alzeyer Lager vor Begeisterung, die aus dem Ludwigshafener Lager vor Brass. Dass ihre Mannschaft als Spitzenreiter einen 2:0-Vorsprung herschenkt, entsprach nun überhaupt nicht ihrem Weltbild.

Ob die erheblich ersatzgeschwächten Alzeyer – Marc Bullinger und Maurice Fischer fehlten ganz, Helmlinger war nur begrenzt einsatzfähig – nun verdient den Punkt gewannen oder glücklich, war Interpretationssache. Jede Deutungsvariante ließ sich plausibel begründen. Fakt jedenfalls ist, dass die Alzeyer nach ihrem Rückstand ungeheure Moral bewiesen. Und das war der Aspekt, den Häuser betonte: „Ich ziehe den Hut vor meiner Mannschaft“, sagte der Coach.

In der Schlussphase rettete Jens Maaß das Remis, das vielleicht auch ein Alzeyer Sieg hätte werden können. Oliver Rapp verwies auf die erste Hälfte, in der „wir das 1:0 hätten machen müssen“. Weiter kam er in seinem Statement nicht, weil RWO-Anhänger ihre Komplimente loswerden wollten: „Alle Achtung – Glückwunsch“.

RWO Alzey: Maaß – Unckrich (61. Helmlinger), Boos, Raab, Wesner – Rapp – Schumann, Weingärtner, Hahn, Moh Amar – Dautaj.



Ringtausch mit Hassia Bingen

RWO Alzey hat einen Nachfolger für Jens Maaß gefunden, der den Verein Ende der Runde verlassen wird- Kurioserweise bahnt sich ein Ringtausch an. Hassia Bingen meldet Maaß als Zugang und verliert Pascal Eder. Der 1,96 m große Keeper sammelte beim SV Gonsenheim Oberliga-Erfahrung, war jüngst aber länger verletzt.

Von der Spvgg. Ingelheim schließt sich Marius Haber dem Wartberg-Team an. Der 20-jährige Verteidiger bringt Erfahrung aus der Landesliga mit.

Florian Unckrich, der nach eigenen Angaben zur SG Meisenheim wechseln wollte (wir berichteten), bleibt nun doch ein Alzeyer. Der Verteidiger hat sich überraschend zurückorientiert.

Aufrufe: 029.4.2018, 20:15 Uhr
Claus RosenbergAutor