2024-04-16T09:15:35.043Z

Pokal
Mahdi Mashadi-Escandari (rechts) wuchs gegen Hauenstein über sich hinaus.
Mahdi Mashadi-Escandari (rechts) wuchs gegen Hauenstein über sich hinaus.

SC Hauenstein scheitert an RWO Alzey

Alexander Kinsvater markiert nach 118 Minuten das 3:2 gegen Titelverteidiger Hauenstein

Alexander Kinsvater schaltete am schnellsten. Schluppdiwupp drängelte er sich durch die winzige Lücke, die Hauensteins Torhüter und einer der Verteidiger des Fußball-Oberligisten gelassen hatten. Danach hatte der starke Angreifer von RWO Alzey freie Schussbahn. Flach passte er den Ball aus 16 Metern ins leere Tor. Der Rest ging unter im überschwänglichem Jubel, mit dem Mannschaft, Funktionäre und einheimische Fans diesen 3:2-Siegtreffer feierten. RWO Alzey hatte die Sensation vollbracht, im Pokal den Titelverteidiger SC Hauenstein ausgeschaltet. Im Achtelfinale trifft das Wartberg-Ensemble auf den Verbandsliga-Dritten FV Dudenhofen, voraussichtlich bereits am kommenden Mittwoch.

Kinsvaters Treffer, einer der wichtigsten, den das RWO-Urgestein jemals erzielt hat, fiel in der 118. Minute. Der SC Hauenstein war zu platt, abermals einen Rückstand aufzuholen. Mehr oder weniger ergab sich der Oberligist seinem Schicksal. Den meisten Westpfälzern ging nur noch durch den Kopf, wie sie nach dieser Schmach am schnellsten in die Kabine kommen. Gegen ejnen zwei Klassen tiefer kickenden Gegner aus dem Pokal zu fliegen – unvorstellbar. Vier Wochen zuvor hatte ein Teil des Teams noch auf der großen Fußball-Bühne gestanden, nur knapp im DFB-Pokal mit 1:2 gegen Bayer 04 Leverkusen verloren. Und dann das.

RWO Alzey wuchs an diesem Abend über sich hinaus. Knackpunkt dafür, so meinte der kess aufspielende Mahdi Mashadi-Escandari hinterher, dürfte der frühe Führungstreffer gewesen sein. Es waren noch keine zwei Minuten gespielt, da hatte Vllaznim Dautaj das Leder mit einem geschickten Heber über SC-Keeper Malcom Mcquay Little in die Maschen gehoben. „Das hat sie bestimmt geschockt“, glaubte Mashadi-Escandari.

Sechs Minuten später bügelte der SCH seinen Faux-pas wieder aus. Maximilian Albrechts Schuss lenkte Jens Maaß eben noch so zur Ecke. Aus dieser Standardsituation heraus köpfte Alexander Biedermann zum Ausgleich ein. Ein Gegentreffer, den RWO-Coach Tino Häuser noch der ungewohnten Klasse des Gegners zuschrieb: „Ich hatte den Jungs gesagt. in der Oberliga wird schneller gespielt, da bleibt wenig Zeit für Ballannahme und Kontrolle. Es brauchte zehn Minuten, bis sie sich daran gewöhnt hatten“. kommentierte der Hackenheimer.

Nach diesen zehn Minuten aber hatte die Wartberg-Elf den Dreh raus. Ja, sie kopierte gar den Stil des Oberligisten. Dem 2:1, das Yanik Wex (28.) schoss, ging eine traumhafte Kombination aus der eigenen Hälfte voraus. Wie am Schnürchen gezogen, fand der Ball im Eiltempo seinen Weg über mehrere Stationen schließlich fast von der Grundlinie in die Mitte zu Wex, der eiskalt einlochte.

Andreas Klaeden, der Trainer der RWO-Zweiten, verfolgte das Spiel von der Bank aus. Zur Halbzeit ahnte er: „Da geht heute was“. So imponierend hatten die Gastgeber, bei denen Kevin Boos mit sehr gutem Auge die Abwehr dirigierte, im ersten Abschnitt aufgetrumpft. Wobei die Hauensteiner Glück hatten, dass sie nicht kurz zuvor durch Dautaj auch noch das 1:3 fingen.

Im zweiten Abschnitt verflachte die Partie zunächst. RWO neutralisierte den Favoriten. Umso überraschender war der Ausgleich. Einen Gewaltschuss von Marcel Bormeth konnte der zwei-, dreimal glänzend parierende Maaß nur abklatschen. Der Ball fiel dem quirligen Niklas Kupper vor die Füße, der zum neuerlichen Ausgleich abstaubte.

Es war bezeichnend für das außergewöhnliche Selbstbewusstsein der Alzeyer, dass sie aus dem folgenden Anstoß direkt die nächste Chance kreierten. Dautaj scheiterte jedoch. Bei der Aktion verletzte sich Little. Er musste ausgewechselt werden. Für ihn kam Kevin Urban, der auch gegen Bayer zwischen den Pfosten gestanden hatte.

Fortan war das Leder weitgehend nur noch in Besitz der Hauensteiner. Viel anzufangen wussten sie nicht damit. Nur einmal stand Fortuna den Alzeyern zur Seite, als Kupper abermals mit Schmackes nur den Pfosten traf. Ansonsten verteidigten die RWOler leidenschaftlich. Kapitän Boos strich das später explizit heraus: „Eine absolut geile Mannschaftsleistung. Wir haben wirklich nur ganz wenige Möglichkeiten zugelassen.“

Im Grunde hatten sich alle damit abgefunden, dass diese Partie im Elfmeterschießen entschieden würde. Kinsvater ersparte es seinen Teamgefährten. Nach einem Pressschlag segelte der Ball in des Gegners Hälfte. Der weit herausgeeilte Urban und ein SC-Abwehrspieler wollten die eigentlich völlig ungefährliche Situation klären. Dabei unterlief ihnen ein Missverständnis, das Kinsvater gedankenschnell ausnutzte. Er krönte seine in dieser Partie ausgesprochen mannschaftsdienliche Vorstellung mit dem im Vorfeld undenkbaren 3:2.

RWO Alzey: Maaß – Wagner (106. Assaker), Milenkovic, Boos, Unckrich – Wissmann, Schumann (60. Emmerich) – Kinsvater, Wex (72. Commodore), Mashadi-Escandari – Dautaj.



Aufrufe: 022.9.2016, 00:50 Uhr
Claus RosenbergAutor