2024-04-24T13:20:38.835Z

Interview der Woche

"Müssen jetzt unbedingt punkten"

Jens Maaß über die aktuelle Situation bei RWO Alzey +++ "Es ist noch alles drin"

Es läuft nicht wirklich rund bei Fußball-Landesligist RWO Alzey. In der vergangenen Saison noch auf der Zielgeraden als Dritter an den Aufstiegsspielen vorbeigeschrammt, hecheln die Rot-Weißen nach sechs Spieltagen mit sieben Punkten den eigenen Ansprüchen deutlich hinterher. Gekrönt von einem schwachen Auftritt beim 0:3 gegen Wormatia Worms II. Der Routinier im Team, Torhüter Jens Maaß, betreibt im Interview der Woche Ursachenforschung.

Jens, eine provokante Frage zum Einstieg: Ihr habt zwei Punkte mehr als der Vorletzte, droht in Alzey jetzt Abstiegs- statt Aufstiegskampf?
Dafür ist die Saison noch viel zu jung. Außerdem gibt es keinen Abstiegskampf, denn man braucht ja nicht zu kämpfen, um abzusteigen. Jetzt schon die Flinte ins Korn zu werfen, wäre definitiv zu früh.

Dennoch stimmt neben der Punkteausbeute ja auch die Leistungskurve nicht. Woran liegt das?
Das erste Spiel in Herxheim (3:0, d. Red.) war richtig gut, danach haben wir gegen Rülzheim (2:2) auch 88 Minuten lang eine gute Leistung gezeigt. Aber in dieser Runde machen wir einfach zu viele individuelle Fehler, das zieht sich wie ein roter Faden durch die Saison, und es ist jedes Mal ein anderer. Gegen den Ludwigshafener SC im Pokal haben wir meiner Meinung nach ein sehr gutes Spiel gemacht, schießen auch in der 112. Minute das 1:0 und kassieren dann doch noch in der 120. das 1:1 durch so ein Ei. Wir spielen ja keinen schlechten Fußball – außer zuletzt gegen Worms II, da war es bis auf die ersten 20 Minuten wirklich schlecht.

Ist es, wenn immer wieder individuelle Fehler zu Punktverlusten führen, nicht auch eine Frage der Qualität?
Mit Sicherheit ist es eine Qualitätsfrage, was die Einwechselspieler betrifft. Was von der Bank kommt, war in letzter Zeit ein bisschen mau. Die müssen doch darauf brennen, es dem Trainer zu zeigen. Bei den ersten beiden, die gegen den SV Weisenau (1:2) reinkamen, konnte man meinen, sie hätten schon 120 Minuten in den Knochen. Aber es hängt nicht nur daran, jeder muss sich an die eigene Nase fassen. Genügend Chancen haben wir ja in den Spielen.

aber noch immer keinen Heimsieg, das 4:3 im Elfmeterschießen gegen den LSC im Pokal ausgenommen. Drückt das allmählich auf die Stimmung?
Die Punkteausbeute ist zu wenig, klar. Zu Hause keinen Sieg, das geht eigentlich nicht. Aber schlecht ist die Stimmung jetzt nicht, doch kein Heimsieg, das drückt die Laune natürlich etwas.

Du kennst Euren Trainer Sascha Winsi ja auch schon aus gemeinsamen Zeiten in Lonsheim. Hat er seine Linie durch die jüngsten Misserfolge verändert?
Der Sascha hat seine Linie und zieht sie durch, wie in der vergangenen Saison auch. Eigentlich machen wir nichts anders als letzte Runde. Warum es jetzt so schlecht läuft, kann ich Dir auch nicht sagen. Wir haben nach dem Spiel gegen Worms noch lange zusammengesessen mit sechs, sieben Spielern, alten wie neuen, und haben beratschlagt.

Was kam dabei heraus?
Dass es so nicht weitergehen kann. Wir müssen jetzt unbedingt punkten, um nicht noch weiter den Anschluss an die Spitze zu verlieren und unten reinzugeraten. Das kann nicht unser Anspruch sein.

Ist der Anspruch, zumindest um den Aufstieg mitzuspielen, mit den Sommertransfers zu erfüllen?
Gegen Worms haben die Neuzugänge gespielt, von denen man das auch erwarten konnte. Der Rest muss sich im Training anbieten. Und ein Knipser hätte nicht geschadet, aber das liegt nicht in meiner Hand.

Drängen sich die anderen Neuen im Training zu wenig auf?
Das könnte meiner Meinung nach ein bisschen mehr sein, ja, mehr Zug im Training, gerade von denen, die nicht spielen.

Noch einmal: Ist Euer Kader im Sommer gut genug aufgestellt worden für das Aufstiegsrennen?
Ich denke schon, dass wir uns verstärkt haben. Lukas Dreger und Andy Schröder sind gegangen, mit Fabian Grau und Marcel Schumann haben wir Spieler, die die Qualität haben, die beiden zu ersetzen. Zudem sind wir breiter aufgestellt als im Vorjahr. Und gegen Worms haben ja auch vier Stützen und Führungsspieler gefehlt. Wenn die wieder fit sind, ist auch mehr Druck im Training da. Das, was wir an Potenzial haben, müssen wir wieder auf den Platz bringen.

Welche Rolle spielt das Umfeld?
Das ist in Alzey ein spezielles Thema. Es ist schon extrem, wie die Leute einen teilweise beschimpfen. Oder was auf Facebook an Kommentaren unter den Posts zum Worms-Spiel steht.

Interessiert Euch das?
Ach was, lass die Leute schreiben, was sie wollen. Wir amüsieren uns darüber. So sind wir wenigstens Gesprächsthema. Ich denke, dass einige Leute nur zu unseren Spielen kommen, um uns verlieren zu sehen. Gegen Ludwigshafen war es mit Sicherheit eines unserer besseren Spiele, zur Halbzeit stand es 0:0 und es klatscht keine Sau.

Und der LSC ist ja immerhin Verbandsligist. Man sollte meinen, so ein Pokalsieg im Elfmeterschießen gibt Auftrieb...
Ja, aber sobald der Anpfiff ertönt, ist alles weg. Ich weiß nicht, ob nicht vielleicht Spieler dabei sind, die die Hose voll haben. Es ist unerklärlich.

Das heißt doch, dass sich jetzt irgendwas ändern muss, durch den Trainer oder die Führungsspieler.
Ja. Deswegen haben wir ja einen Trainer. Und wir als Führungsspieler müssen vorneweg gehen und dürfen auf keinen Fall den Kopf in den Sand stecken. Dann ziehen wir die anderen mit runter.

Es scheint inzwischen über Jahre eine RWO-Spezialität zu sein, den eigenen Erwartungen hinterherzuhinken.
Das ist in Alzey eigentlich schon immer so, oder? Irgendwas kommt immer dazwischen. Aber was ist denn die Perspektive für diese Runde: Wir sind sechs Punkte hinter dem Ersten. Es ist also noch alles drin. In der Vorbereitung haben wir auch gute Spiele gemacht, und das Potenzial lasse ich mir nicht absprechen. Wir müssen es einfach auf den Platz bringen.

Mit dem Topfavoriten Speyer habt Ihr jetzt einen Gegner, bei dem man theoretisch frei aufspielen könnte.
Normal schon, ja. Was die an Oberliga-Erfahrung im Kader haben, davon können wir nur träumen. Einen Punkt dort würde ich direkt unterschreiben. Danach müssen wir unbedingt in Grünstadt gewinnen, sonst brauchen wir uns auf dem Winzerfest gar nicht erst blicken zu lassen.

Du bist der älteste Spieler im Kader. Wie sehen Deine Karrierepläne aus?
Die Knochen tun am nächsten Tag schon mal ein bisschen weh, aber so lange die Gesundheit noch mitmacht, will ich dabei bleiben. Ich werde im Dezember 36 und spiele seit 30 Jahren Fußball. Zwei, drei weitere Jahre kann ich mir gut vorstellen.

Bei RWO?
Warum nicht?

In der Verbandsliga?
Dafür müssten wir aufsteigen. Klar, gerne, wenn das irgendwann machbar ist – und der Trainer mich dann auch aufstellt.

Aufrufe: 010.9.2015, 06:30 Uhr
Torben SchröderAutor