2024-05-10T08:19:16.237Z

Aufreger der Woche
Weg damit: Ist der Ball erst mal im Aus, haben es nicht alle Seiten eilig. Karikatur: Schwarze Blanke
Weg damit: Ist der Ball erst mal im Aus, haben es nicht alle Seiten eilig. Karikatur: Schwarze Blanke

Ein zweiter Ball muss her

Im Gebüsch hat ein Spieler nichts zu suchen +++ Mit Ballsuche Zeit schinden sollte unterbrunden werden

Alzey. Das Szenario ist auf den Fußballplätzen landauf und landab bekannt: Mitte zweite Halbzeit, die Uhr tickt. Eine der beiden Seite ist mit dem Ergebnis zufrieden, liegt im besten Falle vorn. „Etwas Zeit von der Uhr nehmen“, heißt es deshalb lapidar (und in der Wortwahl irgendwie sehr beschönigend). In jedem Fall sind die Maßnahmen, die da ergriffen werden, weit verbreitet. Und sie funktionieren (gefühlt) ja auch ganz ordentlich.

Eine Variante ist der Spielerwechsel: Wirklich nötig ist es ganz sicher nicht, bei eigener Führung in den letzten vier Minuten noch drei Wechsel zu vollziehen. Wenn da aber einer nach dem nächsten gemütlich (weil „völlig“ schlapp) vom Feld schlappst, nutzt das schon. Naheliegend auch: Der sprichwörtlich „sterbende Schwan“. Manche Verletzung ist bekanntlich auch „besonders“ schwer.

Hinzu kommt aber noch eine Sache, die gerade auf Amateurplätzen schon mal schmunzeln lässt: Wenn der Spielball hier nämlich erst im Aus ist, kann es – in Ermangelung von Ersatzbällen oder gar Balljungen – mitunter dauern, bis es weitergeht. Schauplatz Alzey: Am Wartberg lag die gastgebende RWO am Sonntag ab Minute 73 mit 2:0 vorne, Vllaznim Dautaj hatte gerade gegen den ASV Fußgönheim zum zweiten Mal getroffen. Wirklich eilig hatte es die gastgebende Seite fortan nicht mehr, wenn sich die Kugel mal wieder ihren Weg in die Landschaft gesucht hatte. Anders auf der Gegenseite, wo Keeper Kevin Knödler gerne wild gestikulierend sein „Ball her“ darbot. Prima: Schnell lag am Pfosten ein zweiter parat.

In Pfeddersheim gab es keinen. Okay, es gab ihn schon. Hilft aber nichts, wenn mit dem Spielball gleich auch ein Kicker über die Bande hüpft und sich aufmacht, die Kugel seelenruhig im Gebüsch zu suchen. Gesehen ist‘s auf beiden Seiten. Was aber tun? „Der Schiedsrichter muss dafür sorgen, dass das Spiel zügig fortgesetzt wird“, stellt Michael Janzer zunächst mal nüchtern fest. Der Gau-Bickelheimer, der im Kreis Alzey-Worms als Lehrwart im Schiedsrichterwesen tätig ist, kennt all diese Mätzchen nur zu gut. Okay, im beschriebenen Fall ist der Spieler erst mal weg. Auf die Aufforderung des Schiedsrichters hat er seine Suche aber abzubrechen. Janzer winkt da schnell einen etwa an den Spielerbänken bereitliegenden Ball herbei: „Es sollten doch genügend zur Verfügung stehen.“ Und im Zweifel fordert er sogar dazu auf, einen Ersatzball bereitzulegen. Die „Variante Wartberg“ ist da vorbildlich.

Was dem Schiedsrichter am Ende noch bleibt, ist die Nachspielzeit. Diese nicht aus Prinzip, denn: „Wenn eine Auswechslung zügig geht, gehört das zum Spiel.“ Aber sonst. Ein Beispiel hat Janzer schnell zur Hand, war er doch am Wochenende selbst in Limburgerhof im Einsatz: „Ich habe fünf Minuten nachspielen lassen, weil der Ball zu lange weg war.“ Wichtig dabei: „Man muss sich artikulieren können.“ Beide Seiten müssten wissen, dass es noch ein paar Minuten weitergeht. Denn sofern es keine Hektik gibt, funktioniert die Schinderei auch tatsächlich nur „gefühlt“.



Aufrufe: 029.8.2017, 12:00 Uhr
Carsten SchröderAutor