2024-04-19T07:32:36.736Z

FuPa Portrait

Das besondere Talent: Leon Gottfried

Der Elfjährige ist von den D-Junioren der SG Oesterweg zum DSC Arminia Bielefeld gewechselt. Sein neuer Trainer Tom Rerucha attestiert dem Talent eine seltene Gabe

Als er seinen Gegenspieler tunnelt, geht ein Raunen durch die Halle, und als Leon Gottfried den Ball Sekundenbruchteile später über den herausstürzenden Torhüter chippt, johlen die Zuschauer sogar. Dass die Kugel auf der Latte und nicht im Netz landet, ist nicht mehr als ein Schönheitsfehler. Denn die D-Junioren von Arminia Bielefeld gewinnen das Hallenturnier in Herford trotzdem. Und Leon, der kleine Kicker aus Versmold, zeigt auch ohne Treffer, über welches Potenzial er verfügt. Wenige Tage später läuft der Elfjährige aus der Kabine an der Schüco-Arena auf den Kunstrasenplatz neben dem Stadion. Dies ist seit Beginn des Jahres seine sportliche Heimat. Dreimal pro Woche chauffieren ihn seine Eltern zum Training nach Bielefeld.

„Wir investieren die Zeit gern“, sagt sein Vater Pavel, „denn Leon wollte so gern zu Arminia.“ Warum, das begründet der Schüler des Versmolder CJD-Gymnasiums so: „Ich will Profi werden.“ Leon weiß, was er will. So schickte er eine Initiativbewerbung an das Nachwuchsleistungszentrum des DSC. U 12-Cheftrainer Tom Rerucha war zunächst skeptisch. „Leon hat bisher in der Kreisliga C gespielt, wir sind mit anderen Bundesliga-Vereinen in der Regionalliga und im Nachwuchs-Cup. Das ist ein gewaltiger Sprung“, sagt der aus Borgholzhausen stammende A-Lizenz-Inhaber. Dennoch entschied er sich dafür, den Jungen beobachten zu lassen. Die Videosequenzen, die Reruchas Kotrainer Dominik Schymura von einem Oesterweger Spiel mitbrachte, veranlassten den Coach, den offensichtlich talentierten Nachwuchskicker zum Probetraining einzuladen.

„Drei Wochen war Leon bei uns“, berichtet Rerucha, „und er hat sich sofort wohl gefühlt.“ Der Mittelfeldspieler zeigte, was er kann – und überzeugte. Laut seinem neuen Trainer zeichnen ihn Spielwitz und -verständnis, Technik und Tempo aus. „Er kann den tödlichen Pass spielen“, attestiert der Coach seinem Schützling eine seltene Gabe. In Gesprächen überzeugte Rerucha die Verantwortlichen der SG Oesterweg, mit einem Wechsel nicht länger zu warten. „Wenn ich nicht schon im Winter gegangen wäre, hätte ich Zeit verloren, in der sich andere Spieler schneller weiterentwickelt hätten als ich“, begründet der kleine Kicker, der 2011 bei der SGO mit dem Fußballspielen begonnen hatte, seinen Schritt.

„Die Zusammenarbeit mit den Oesterwegern war sehr gut, für ihr Verständnis möchte ich mich bedanken“, sagt Rerucha. Arminia lud Leons ehemalige Mannschaft deshalb zum Zweitliga-Heimspiel gegen den 1. FC Kaiserslautern ein. Ein Wechsel wie dieser – aus der Kreisliga C zu einem Proficlub – sei heutzutage selbst in diesem noch jungen Alter selten, sagt Rerucha. Zu groß ist normalerweise bereits zu diesem Zeitpunkt der Unterschied zwischen den Nachwuchskickern eines kleinen Amateurvereins wie der SGO und denen, die in Proficlubs mit deutlich höherem Umfang und größerer Intensität gezielt geschult werden – Spezialtraining für Athletik und Technik inklusive.

„Eigentlich ist Leons Geschichte ein kleines Fußballmärchen“, verdeutlicht der Trainer. Bisher hat Leon für Arminia Turniere und Testspiele bestritten, ab 1. April darf er in der Meisterschaft eingesetzt werden. „Momentan genießt er bei uns noch Welpenschutz, weil er sich erst an die Trainingsintensität gewöhnen muss“, sagt Rerucha, „da haben die Jungs, die schon länger dabei sind, einen Vorsprung.“

In der kommenden Saison wird Leon bei Arminia in der U 13 spielen. Was die weitere Perspektive anbelangt, hält sich Rerucha lieber bedeckt. Denn die Entwicklung von Talenten sei nicht seriös vorhersehbar. „Allein über die U 17 zu sprechen, ist noch viel zu früh“, findet der Trainer: „Es geht erst mal einfach darum, dass Leon Spaß am Leistungssport hat.“ Das ist der Fall. Der kleine Oesterweger freut sich schon riesig darauf, sein Können bald auch in der Meisterschaft gegen andere große Clubs zu zeigen.

Aufrufe: 031.3.2017, 13:47 Uhr
Philipp KreutzerAutor