2024-04-25T14:35:39.956Z

Interview der Woche
Marcel Schuhen hat es durch Fleiß ziemlich weit gebracht. Der 24-jährige Brachbacher spielt nach den Stationen 1. FC Köln U21 (Regionalliga), Hansa Rostock (3. Liga) nun für den SV Sandhausen in der 2. Bundesliga. Foto: Günter Schuhen
Marcel Schuhen hat es durch Fleiß ziemlich weit gebracht. Der 24-jährige Brachbacher spielt nach den Stationen 1. FC Köln U21 (Regionalliga), Hansa Rostock (3. Liga) nun für den SV Sandhausen in der 2. Bundesliga. Foto: Günter Schuhen

"Ich gehe immer ans Limit"

Marcel Schuhen sorgt mit dem SV Sandhausen in der 2. Fußball-Bundesliga für Furore

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Drei Spiele, sieben Punkte, nur zwei Gegentore – Marcel Schuhen startet mit seinem neuen Verein SV Sandhausen in der 2. Fußball-Bundesliga gerade richtig durch. Der 24-jährige Torwart aus Brachbach, der nach 91 Drittliga-Partien für den FC Hansa Rostock im Sommer ablösefrei von der Ostsee in die Kurpfalz wechselte, eroberte auf Anhieb den Platz zwischen den Pfosten und verdrängte den bisherigen SVS-Stammkeeper Marco Knaller.

Die bislang einzigen beiden Gegentore musste Schuhen im Auftaktspiel bei Aufsteiger Holstein Kiel (2:2) hinnehmen. Danach hielt der Siegerländer sowohl im Heimspiel gegen Bundesliga-Absteiger FC Ingolstadt (1:0) als auch beim 4:0-Auswärtstriumph bei Dynamo Dresden seinen Kasten sauber. Die Fachzeitschrift „Kicker“ honorierte Schuhens Leistungen zweimal mit der Note 3,0 und einmal mit einer 2,5. – Im Interview mit FuPa Südwestfalen spricht Schuhen über die alte Heimat, die neue Herausforderung und seinen ausgeprägten Ehrgeiz.

FuPa Südwestfalen: Herr Schuhen, für Sie und Ihren neuen Verein läuft es in der noch jungen Zweitliga-Saison hervorragend. Kann man von einem Start nach Maß sprechen?

Marcel Schuhen: Nun, ich würde sagen: Es ist ein guter Start. Perfekt wäre er, wenn wir in Kiel nicht noch ein spätes Gegentor kassiert hätten und im DFB-Pokal nicht ausgeschieden wären. Das Team hat aber dann beim 4:0 in Dresden die richtige Reaktion gezeigt.

FuPa Südwestfalen: Was sind die Gründe für den überraschend guten Auftakt?

Marcel Schuhen: Die neuen Spieler sind gut aufgenommen und integriert worden. Hier herrscht eine gute Teamdynamik. Wir sind zwar in den meisten Spielen der Außenseiter, aber die Qualität in unserem Kader ist groß. Und unser Trainer Kenan Kocak stellt uns taktisch hervorragend ein – das sind die wesentlichen Bausteine unseres Erfolges. Aber wir sollten die momentane Situation auch nicht überbewerten. Unser Ziel muss sein, Konstanz in unsere Leistungen zu bekommen.

FuPa Südwestfalen: Sie sind auf Anhieb die Nummer 1 beim SVS geworden – für viele im Umfeld des Vereins war es eine faustdicke Überraschung, dass Trainer Kenan Kocak auf Sie gesetzt hat. Für Sie auch?

Marcel Schuhen: Ich bin natürlich mit dem Ziel nach Sandhausen gewechselt, um hier zu spielen. Aber mir war auch bewusst, dass es schwierig würde, die Nummer 1 zu werden. Denn je weiter es nach oben geht, desto stärker ist die Konkurrenz. Daher bin ich froh und glücklich, dass ich mich im Duell mit Marco Knaller durchgesetzt habe. Ich denke, wir sind beide gute Torhüter. Marco hat mehr Erfahrung, ich habe fußballerische Vorteile durch die gute Ausbildung, die ich in Köln genossen habe. Davon profitiere ich jetzt. Der Trainer hat von einer ,Nuancenentscheidung’ zu meinen Gunsten gesprochen. Die Chance will ich nun nutzen und weiter Gas geben. Denn nun liegt es in meiner Hand, das mir entgegen gebrachte Vertrauen des Trainerteams mit guten Leistungen zu rechtfertigen.

FuPa Südwestfalen: Was hat den Ausschlag gegeben, im Sommer zum SV Sandhausen zu wechseln?

Marcel Schuhen: Es war der nächste logische Schritt in meiner Karriere. Beim 1. FC Köln habe ich in der Regionalliga gespielt, in Rostock in der 3. Liga – und nun beim SV Sandhausen in der 2. Bundesliga. Ich bin ein Wettkampftyp und möchte so weit wie möglich nach oben kommen. Wenn ich die Herausforderung 2. Bundesliga nicht angenommen hätte, hätte ich mich später definitiv geärgert. Es gab zwar auch Anfragen anderer Vereine, aber der SV Sandhausen hat sich intensiv und vor allem frühzeitig um mich bemüht. Die Verantwortlichen haben mir einen fairen Konkurrenzkampf und eine Fünfzig-Fünfzig-Chance versprochen. Und die habe ich genutzt.

FuPa Südwestfalen: Dennoch ist Ihnen der Wechsel nicht leicht gefallen.

Marcel Schuhen: Richtig! Es war definitiv ein schwieriger Schritt für mich. Ich habe mich in Rostock sehr wohl gefühlt. Die zweieinhalb Jahre dort waren sehr intensiv und aufregend. Der Verein, die Menschen im Umfeld und die Fans sind mir ans Herz gewachsen. Ich wünsche dem FC Hansa für die Zukunft nur das Beste. Dieser Klub hat eine große Tradition, ein tolles Stadion und einen enormen Zuschauerzuspruch – auch weil er ein Alleinstellungsmerkmal in Mecklenburg-Vorpommern hat. Für mich ist das ein schlafender Riese, der mindestens in die 2. Liga gehört.

FuPa Südwestfalen: Und genau dort sind Sie schon angekommen – und zwar bei einem Verein, der so ganz anders ist als Hansa Rostock.

Marcel Schuhen: Das stimmt. Der SV Sandhausen hat nicht so eine ruhmreiche Vergangenheit wie Hansa Rostock, aber der Verein hat sich im Laufe der letzten Jahre unheimlich gut entwickelt und ist ein gestandener Zweitligist geworden. Hier ist alles in Ruhe, aber sehr zielstrebig aufgebaut worden. So ist die Infrastruktur ständig verbessert worden, exemplarisch sind der Ausbau des Stadions und das Nachwuchsleistungszentrum zu nennen.

FuPa Südwestfalen: Was sind die Hauptunterschiede zwischen zwischen der 3. und der 2. Liga?

Marcel Schuhen: In der 2. Bundesliga ist das Spiel schneller. Und Fehler werden konsequenter bestraft. Die sportliche Qualität der Mannschaften ist natürlich höher, wodurch man sein eigenes Spiel auch auf das nächste Level bringen kann. Abseits des Rasens merkt man durch die häufigen TV-Übertragungen, dass man noch mehr als bisher im Fokus und unter Beobachtung steht. Aber das motiviert mich nur zusätzlich.

FuPa Südwestfalen: Apropos Motivation. Im Sandhausener Klub-TV sagten Sie: „Es gibt viele Spieler, die ehrgeizig sind. Aber ich glaube, ich bin noch ehrgeiziger. Ich hasse es zu verlieren.“ Wohin treibt Sie dieser Ehrgeiz noch?

Marcel Schuhen: Ich gebe immer 100 Prozent, gehe immer ans Limit. Entscheidend ist nun, dass ich weiter konstant meine Leistung bringe. Wenn ich das schaffe, weiß man im Fußball nie, wohin die Reise noch führen wird. Aber ich tue gut daran, mir nicht schon Gedanken über den nächsten Schritt zu machen. Vielmehr bin ich froh und dankbar, dass ich hier die Gelegenheit habe, in der 2. Bundesliga zu spielen.

FuPa Südwestfalen: Ein positiver Nebeneffekt Ihres Vereinswechsels war, dass Sie wieder näher an Ihre Heimat Brachbach gerückt sind . . .

Marcel Schuhen: Von Rostock aus waren es rund 600 Kilometer nach Hause, von Sandhausen sind es nur 220 Kilometer. Das ist für meine Verhältnisse gefühlt schon ein Katzensprung.

FuPa Südwestfalen: Und Papa Günter, der bei fast allen Hansa-Spielen vor Ort war, braucht nicht mehr so viele Kilometer auf der Autobahn „abzureißen“.

Marcel Schuhen (lacht): Das stimmt. Meine Eltern und meine Freundin Eva haben mich immer unterstützt. Auch die Verbindung zu meinen engen Freunden in Brachbach und Umgebung habe ich nie abreißen lassen. Denn Familie und Freunde sind mir sehr wichtig. Ich denke, dass eine gesunde Basis das Fundament für gute sportliche Leistungen ist.

Aufrufe: 030.8.2017, 09:00 Uhr
Uwe BauschertAutor